(Pressereise) Der durchschnittliche Tourist, der Tschechien besucht, verbringt seinen Urlaub in der Hauptstadt Prag, knipst dort die typischen Bilder von der Karlsbrücke und der Prager Burg, gönnt sich jeden Abend etwas zu viel tschechisches Bier, und reist nach 2,5 Tagen wieder ab, ohne je einen Fuß über die Grenzen der “Goldenen Stadt” gesetzt zu haben.
Was dieser Tourist nicht weiß? Auch abseits der Moldaumetropole gibt es viele sehenswerte Flecken, die einen Besuch wert sind.
Insbesondere die Region Böhmen überzeugt durch ihre atemberaubende Naturlandschaft, historische Städte und eine reichhaltige Geschichte. Und kaum zu glauben, aber auch Weinliebhaber können in Tschechien auf ihre Kosten kommen!
Inhaltsverzeichnis
Wissenswertes zum Weinanbau in Böhmen
Das mag die meisten Leser verwundern: Denn bekannt ist Tschechien als Land der Biertrinker: Nirgendwo auf der Welt wird so viel Gerstensaft getrunken wie in Böhmen und Mähren. 2021 waren das immerhin 129 Liter pro Person.
Der typische Tscheche hört jedoch nicht bei Hopfen und Malz auf, auch 17 Liter Wein spült er pro Jahr seine Kehle hinab.
Tatsächlich ist die Weinkultur in Tschechien mehr als 1.000 Jahre alt.
Den Beginn machten römischen Legionäre, die in Pasohlávky (im heutigen Südmähren) einen Außenposten betrieben, und sich den Alltag mit Würfelspielen und Wein vertrieben. Da das Gebiet des heutigen Tschechiens nie Teil des römischen Reichs war, wurde in dieser Zeit jedoch Wein importiert und kein Weinanbau betrieben.
Im 9. Jahrhundert sollen dann unter Ludmilla von Böhmen die ersten Weinreben in Mělník angepflanzt worden sein, die frischgetaufte Herrscherin brauchte schließlich Messwein.
Auch danach trieb das Christentum den Weinanbau an. Der Rebensaft wurde meist von Mönchen in Klöstern angebaut. Oft aus Eigeninteressen – denn im Kloster von Litoměřice hatte jeder Mönch Anspruch auf 4 Liter Wein pro Tag.
Interessanterweise konnte sich in Böhmen die Produktion nur in einigen Orten halten, obwohl hier der historische Ursprung der tschechischen Weinkultur liegt. Heute werden 96% des Weins in Mähren (Region um Brünn) produziert.
Dennoch bietet Böhmen seinen Besuchern noch heute malerische Weinberge und Weinkeller, in denen Besucher lokale Weine probieren und die Tradition des Weinanbaus in Tschechien erleben können.
Beliebte Rebsorten in Böhmen sind Müller-Thurgau, Pinot Blanc, Gewürztraminer, Grüner Veltliner, Grauburgunder, Riesling, aber auch rote Weinreben wie Pinot Noir
Seit der Wende 1989 hat sich die Qualität stark verbessert: Kopfwehfussel gehört heute der Vergangenheit an, die tschechischen Weine sollen sogar zur Weltspitze gehören.
Der typische Weinkonsument im Ausland bekommt davon leider nicht viel mit, da fast der gesamte Wein für den immensen tschechischen Eigenbedarf produziert wird. Deshalb ist die internationale Expansion bei keinem der Winzer, die ich im Rahmen der Reise darüber befragen durfte, ein Thema.
“Einerseits sei der Anbau zu klein, andererseits sind die tschechischen Konsumenten durchaus bereit, gutes Geld für einheimischen Rebensaft zu zahlen” meinte beispielsweise Lukáš Rudolfský von Vinné Sklepy in Kutná Hora.
Radfahren in Böhmen
Die Elbe durchquert einige der renommiertesten Weinbaugebiete Böhmens. Eine Radtour entlang des Flusses bietet eine großartige Möglichkeit, diese Weinregionen zu entdecken und zugleich auch der körperlichen Ertüchtigung nachzukommen.
Der Tschechische Tourismusverband setzt dabei ganz auf Slow Tourism:
Weg vom Tagestouristen, der in Prag seinen Polterabend feiert, hin zum Qualitätstouristen, der mit dem E-Bike mehrere Tage durch die Landschaft fährt, sich für die kulturellen Sehenswürdigkeiten des Landes interessiert und auch geneigt ist, die kulinarischen Highlights Böhmens auszuprobieren.
Ziel ist es, Touristen aus ganz Europa auf die malerische Landschaft und das reiche kulturelle Erbe aufmerksam zu machen. Derzeit dominieren noch Reisende aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden, was natürlich auch geografische Gründe hat.
Denn der eigentliche Elberadweg begleitet den Fluss über eine Länge von ungefähr 1.270 Kilometern und führt von der Nordsee-Mündung bei Cuxhaven in Deutschland bis zu der Elbequelle im tschechischen Riesengebirge.
Der Fluss, der in Tschechien „Labe“ genannt wird, legt auf seinem Weg von der Quelle bis zur Mündung insgesamt 1.091 Kilometer zurück. Davon verlaufen 364 Kilometer auf tschechischer Seite und 727 Kilometer auf deutschem Gebiet.
Entlang der Elbe in Tschechien verläuft der Radweg durch malerische Orte wie Roudnice nad Labem, Litomerice und Mělník, aber auch die Schatzkammer Tschechiens Kutná Hora kann vom Elberadweg aus leicht erreicht werden.
Die beste Jahreszeit für das Radfahren entlang der Elbe in Tschechien ist normalerweise von Frühling bis Herbst, insbesondere von Mai bis September. Das Wetter ist in dieser Zeit meist angenehm und die Landschaft erstrahlt in voller Blüte. In den Sommermonaten Juli bis August kann es jedoch auch sehr heiß werden.
Der Elberadweg ist im Allgemeinen relativ einfach zu befahren, da er größtenteils flach und gut ausgeschildert ist. Es gibt jedoch einige Abschnitte mit leicht hügeligem Gelände.
Für den Transport von Gepäcksstücken zwischen den einzelnen Etappen, oder von den Etappen zu den Unterkünften empfehle ich übrigens Bag and Bike. Dieses Unternehmen übernimmt die Logistik und führt außerdem Transfers zu den internationalen Flughäfen durch.
Während meiner Reise mit dem Tschechischen Tourismusverband hatte ich die Gelegenheit, von der Porta Bohemica nach Litoměřice, Roudnice nad Labem, Mělník und Kutná Hora zu reisen. Im Folgenden möchte ich meine Eindrücke dieser Reise teilen:
Porta Bohemica und Litoměřice
Die Porta Bohemica, auch als Böhmische Pforte bekannt, war der Beginn meiner Reise.
Sie ist ein markanter Durchgangspunkt, an dem die Elbe durch das Elbsandsteingebirge bricht.
Die Elbe hat sich im Laufe der Äonen durch die Felsen des Elbsandsteingebirges gegraben und dabei eine enge und malerische Schlucht geschaffen. Dieser Abschnitt der Elbe ist von markanten Felsformationen und steilen Ufern geprägt, was der Landschaft eine besondere Schönheit verleiht.
Die Porta Bohemica befindet sich nahe der Stadt Litoměřice (auf deutsch Leitmeritz). Hier befindet sich auch die nördlichste tschechische Weinregion befindet. Auf den dunklen Vulkanböden entstehen Weine mit einer eigenen Note und einem mineralischen Unterton.
Das historische Stadtzentrum von Litoměřice wurde 1978 zum städtischen Denkmalreservat erklärt. Spektakulär ist der 1,8 Hektar große Hauptplatz der Stadt, an dem sich auch das Alte Rathaus befindet. Dessen hölzerner Turm kann im Rahmen einer Führung (auch auf Deutsch) erklommen werden und bietet eine schöne Aussicht auf die historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt und die nahe gelegene Porta Bohemica.
Leider wird der charmante Hauptplatz als Parkplatz missbraucht, es gibt jedoch aktuell Überlegungen, ihn in eine Fußgängerzone umzugestalten.
Vom Hauptplatz sind es nur wenige hundert Meter zur königlichen mittelalterischen Burg, wo sich eine eine interaktive Dauerausstellung (natürlich inklusive Weinverkostung) über den tschechischen Weinbau befindet.
Bischöfliche Brauerei (Biskupský pivovar)
Wenn du in Litoměřice eine Nacht verbringen solltest, statte unbedingt der Bischöflichen Brauerei einen Besuch ab.
Hier findet sich ein Paradies für Bierliebhaber und Freunde der böhmischen Küche. Die Vielfalt der Craftbeer-Sorten und die herzhaften Speisen machen jeden Besuch zu einem kulinarischen Erlebnis.
Und wenn du einen sehr großen Durst verspürst, kannst du dir das Bier am Tisch sogar selber zapfen.
Adresse: Komenského 748/4 412 01 Litoměřice
Pension U Borovičků
Gleich neben dem Hauptplatz liegt diese schöne, kleine Pension. Der Betreiber spricht sowohl deutsch als auch englisch und verwöhnt seine Gäste mit einem reichhaltigen Frühstück im Wintergarten des Gebäudes.
Adresse: Dominikánské náměstí 3, 412 01 Litoměřice
Web: www.uborovicku.cz/index-de.html
Weingut Žernoseky
Es lohnt sich außerdem ein Abstecher zum nahegelegenen Weingut Žernoseky.
Interessant ist hier der Weinkeller im spätbarocken Schloss Velké Žernoseky: Der Haupteingang des Schlosses wurde so gestaltet, dass er die Besucher nicht zu den Schlossräumen, sondern direkt in den Weinkeller leitet.
Durch das Schloss und den Weinkeller können Führungen mit anschließender Weinverkostung gebucht werden.
Die Anlage wird seit dem Jahr 1995 revitalisiert. Heute bewirtschaftet Gesellschaft Žernosecké vinařství s.r.o (GmbH) 31 ha Rebfläche und produziert jährlich ungefähr 150.000 Flaschen Wein (ca. 112.500 Liter).
Das Weingut konzentriert sich hauptsächlich auf Weißweinsorten wie Müller Thurgau, Riesling oder Weißburgunder. Doch auch einige Rotweinsorten wie Blauer Portugieser, St. Laurent oder Pinot Noir werden angebaut.
Adresse: Velké Žernoseky 1, 412 01 Litoměřice
Web: www.zernosecke-vinarstvi.cz
Roudnice nad Labem
Eine 20 Kilometer-Radetappe von Litoměřice entfernt liegt Roudnice nad Labem (auf deutsch Raudnitz an der Elbe).
Die Strecke ist sehr flach und für geübte Radfahrer leicht zu bewältigen. Am halben Weg kann die Festungsstadt Theresienstadt besichtigt werden. Diese Festung wurde vom Habsburger Josephs II. in Auftrag gegeben, um sich vor Angriffen der Preußen zu schützen.
Leider endet die Geschichte der Festung nicht hier: Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie von den Nationalsozialisten als Ghetto und Konzentrationslager genutzt. Die Festung diente als Zwischenstation für den Transport von Juden in Vernichtungslager.
Heute befindet sich hier ein Museum und eine Gedenkstätte, die an die Schrecken dieser Zeit erinnern. Trotz der tragischen Geschichte Theresienstadts leben auch noch heute mehrere tausend Menschen innerhalb der sternenförmigen Mauern.
Die 10 Kilometer entfernte Stadt Roudnice nad Labem gewann im Mittelalter an Bedeutung, als hier die erste Steinbrücke über der Elbe errichtet wurde. Später wurde diese im dreißigjährigen Krieg von den Schweden zerstört. Die heutige Brücke stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Die Altstadt besticht durch ihre malerischen Gassen, historischen Gebäude und charmanten Plätze. Hier kann man gemütlich spazieren gehen, die Atmosphäre der Stadt genießen und in einem der lokalen Cafés oder Restaurants eine Pause einlegen.
Für Tschechen ist die Gegend von großer Bedeutung, denn nur wenige Kilometer entfernt soll Urvater Čech im Jahr 644 den Berg Říp erblickt und angesichts der fruchtbaren Landschaft den ersten tschechischen Staat errichtet haben.
Der architektonische Höhepunkt von Roudnice nad Labem ist das gleichnamige Barockschloss, das hinter seinen Fassaden eine Überraschung bereithält: Es hat einen romanischen Kern. Im 17. Jahrhundert wurde das heutige Gebäude über und um die alte mittelalterliche Burg errichtet. Noch immer sind im Inneren des Schlosses viele Gemächer und ein Kerker der alten Burg erhalten.
Das Barockschloss selbst wurde als böhmische Antwort auf Versailles errichtet und beinhaltet mehr als 250 Zimmer.
Nach der Samtenen Revolution 1989 wurde das Schloss Raudnitz in den 1990er Jahren an die Familie Lobkowicz restituiert. Seit 2012 ist das Schloss zu Führungen für die Öffentlichkeit zugänglich. Auch Filme und Netflix-Serien werden in den alten Gemäuern regelmäßig gedreht, um die Restaurierung des Gebäudes voranzutreiben.
Die Familie Lobkowicz betreibt schon seit 1603 ein Weingut. Die Weine werden in den alten Kellern des Schloss produziert.
Mělník
Eine weitere 20 Kilometer Etappe entfernt liegt der Ort Mělník. Die Stadt ist von Bedeutung, weil sich hier die Flüsse Elbe und Moldau vereinigen.
Mělník selbst bietet eine reiche Geschichte und gilt auch als Geburtsort von Ludmilla von Böhmen, die die Christianisierung des Landes vorantrieb und den Weinbau im Land förderte.
Die Stadt ist für ihr beeindruckendes Schloss Mělník bekannt, das hoch über der Stadt thront und einen atemberaubenden Blick auf die umliegende Landschaft bietet. Das Schloss ist auch ein beliebter Ort für Hochzeiten und andere Veranstaltungen Veranstaltungen. Selbstverständlich gibt es auch hier einen Weinkeller.
Sehenswert ist außerdem der Untergrund Mělníks. Unter der Stadt erstreckt sich ein weitläufiges Netzwerk von historischen Kellern, die im 13. und 14. Jahrhundert in den Mělnice-Hügels gebohrt wurden.
Diese Keller dienten einst zur Lagerung von Wein und anderen Gütern, wurden aber auch von der Bevölkerung als Zuflucht im Kriegsfall genutzt.
Einige Gänge des Kellers können heute im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Diese führt Besucher überdies zum mittelalterlichen Brunnen unter dem Hauptplatz. Dieser war in früheren Zeiten, die einzige Wasserquelle der Stadt, bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Wasserleitung gebaut wurde.
Weingut Kraus
Das Interesse am Weinbau wird in der Familie Kraus vererbt. Die Tradition des Weinanbaus reicht bereits in die dritte Generation zurück. Ihr Gründer war Professor Vilém Kraus, ein Rebenzüchter, Hochschullehrer und Autor zahlreicher Veröffentlichungen zum Weinbau. Derzeit bewirtschaftet die Kellerei 25 Hektar Weinberge mit einer Jahresproduktion von etwa 100.000 Flaschen Wein.
Die Kellerei ist bekannt für ihre Weißweine, wobei Ryzlink rýnský (Riesling), Hibernal und Pinot Noir die Vorzeigesorten sind.
Adresse: VINÁRNA KRAUS Palackého 137 Mělník 27601 Web: www.vinarstvi-kraus.cz/english.html
Rezidence Liběchov
Ein liebliches Boutiquehotel in der Nähe von Mělník. Für die Gäste der Residence Liběchov stehen 12 Zimmer. Die Villa ist im Art Deco Stil gehalten und bietet einen wunderschönen Ausblick auf die umliegende Landschaft.
Adresse: Pod Kostelíčkem 121, 277 21 Liběchov Web: www.rezidencelibechov.cz/
Němý Medvěd
Das wohl beste Restaurant für Burger in Mělník. Auch für den Trinkgenuss ist dank der angeschlossenen Craft-Beer-Brauerei gesorgt.
Adresse: Náměstí Míru 27, 276 01 Mělník
Web: www.nemymedved.cz/beer-bar
Burg Malešov
Nach Mělník ging die Fahrt weiter zur Festung Malešov, diesmal aus Zeitgründen nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Van von Bag and Bike.
Am Fuß dieser Burg liegt ein Glamping-Plat. Hier können Besucher wie in einem mittelalterlichem Feldlager in Zelten schlafen kann. Statt eines Schranks gibt es hier eine Truhe, ansonsten hat jedoch auch in diesem Camp die Modernität Einzug gehalten, denn alle Zelte sind mit Strom, WIFI und einer komfortablen Dusche sowie Toilette mit fließendem Wasser ausgestattet.
Die Überraschung des Tages bot das angrenzende Restaurant in der leckere tschechische Speisen mit einem modernen Twist angeboten werden.
Nicht verpassen sollten Besucher die Festung Malešov und eine Führung durch die engen und dunklen Gemäuer der Burg.
Im späten Mittelalter soll hier der Tschechische Nationalheld Jan Hus übernachtet haben. Für den modernen Reisenden bieten die Gemächer jedoch weniger Komfort.
Die heutigen Besitzer der Burg versuchen die Renovierung der Anlage durch verschiedene Events und Führungen zu finanzieren.
Interessant: Am Dach eines Zubaus wurde eine Zeitkapsel aus dem Jahr 1919 gefunden, die Texte und Bilder aus diesem Jahr verwahrte.
Adresse: Žižkovo nám. 54, 285 41 Malešov
Web: www.malesov.cz
Medieval Glamping Malešov
Adresse: Malešov č.p. 58, 285 41 Malešov
Web: www.malesovcamp.com
Kutná Hora
Kutná Hora (auf deutsch Kuttenberg) war einst ein bedeutendes Zentrum des Silberbergbaus und spielte im 13. und 14. Jahrhundert eine entscheidende Rolle im mittelalterlichen Europa. Die Stadt war für ihren Reichtum und ihre wirtschaftliche Bedeutung bekannt und war die Schatzkammer des Landes. Damals gab es sogar Überlegungen, die Hauptstadt hierher zu verlegen.
Ein herausragendes Wahrzeichen von Kutná Hora ist die St.-Barbara-Kathedrale. Dieses beeindruckende gotische Meisterwerk ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und ein architektonisches Juwel. Die Kathedrale zeichnet sich durch ihre reich verzierten Fassaden, bunten Glasfenster und kunstvolle Details aus.
Das Silber wurde in der Stadt bis ins 18. Jahrhundert abgebaut. Heute ist der Untergrund der Stadt durchlöchert wie ein Schweizer Käse, viele der Schächte sind bis heute nicht kartografiert, was für die Gebäude über den Schächten nicht ohne Risiko ist.
Da die Stadt nie direkt an das Bahnnetz angeschlossen wurde, verpasste sie im 19. Jahrhundert die Industrialisierung. Dadurch blieben viele historische Gebäude und der mittelaltlerliche Charme der Stadt bis heute erhalten.
Königliches Versilbern
Ein jährlicher Höhepunkt in Kutna Hora ist das Festival “Königliches Versilbern“, das die touristische Saison eröffnet. Symbolisch kehrt alljährlich der böhmische König Wenzel IV mit der Königin Sophia von Bayern in die Stadt ein. In der Parkanlage unter dem Welschen Hof findet ein Mittelalter-Fest mit Schaukämpfen, Jahrmärkten und vielen weiteren Traditionen statt.
Sedlec-Ossarium
Etwas außerhalb der Stadt liegt eine auf den ersten Blick makabre Tradition der Stadt:
Das Sedlec-Ossarium befindet sich im Untergeschoss der Allerheiligenkirche auf dem Sedletzer Friedhof. Das Beinhaus erlangte Berühmtheit durch die Aufbewahrung von rund 40.000 menschlichen Skeletten, von denen die Knochen von etwa 10.000 Menschen künstlerisch verarbeitet wurden, um Dekorationen und Einrichtungsgegenstände für das Kirchengebäude zu formen.
Im Ossarium selbst ist es nicht erlaubt Bilder zu machen, da die Pfarrgemeinde großen Wert darauf legt, den Ort würdevoll zu präsentieren und nicht bloß als Ort für Horrorfans zu gelten.
Adresse: U Zastávky 280, 284 03 Kutná Hora-Sedlec
Vinné Sklepy Kutná hora
Ein Weingut in Besitz der Familie Schwarzenberg, das sich auf die Herstellung von Bioweinen spezialisiert hat. Sogar die Mondphasen werden von den Winzern dieses Weinguts in Betracht gezogen. Auf 40 Hektar schaffen sie so immerhin eine Jahresproduktion von ungefähr 50.000 Flaschen.
Adresse: Jiřího z Poděbrad 288, 284 01 Kutná Hora
Web: vinokutnahora.cz/en
Fazit: Böhmen ist eine Reise wert!
Wenn du nach einem Urlaub mit viel Natur, Kultur, Geschichte und Genuss suchst, kann ich dir Böhmen wärmstens empfehlen. Diese Region in Tschechien hat eine Fülle an faszinierenden Orten und Aktivitäten zu bieten, die Aktivbesucher begeistern werden. Aber auch wenn du eigentlich nur Prag besuchen wolltest, empfehle ich dir, zumindest einen Abstecher in die nähere Umgebung zu wagen. Du wirst es nicht bereuen!