Im August 2025 konnte ich mir einen großen Traum erfüllen und endlich meine erste Mehrtageswanderung in Österreich absolvieren. Nachdem ich schon einige mehrtägige Trekkings im Ausland absolviert hatte, war es definitiv an der Zeit, mein Heimatland etwas intensiver kennenzulernen. Für dieses Vorhaben suchte ich mir den Schladminger Tauern Höhenweg in der Steiermark aus. Hauptgrund für diese Entscheidung war, dass ich die Region Schladming Dachstein seit meiner Kindheit kenne und liebe. Auf der Planai habe ich im zarten Alter von drei Jahren Skifahren gelernt und später verbrachte ich unzählige Sommer auf einem Reiterhof in der wunderschönen Ramsau. Auch einen Sommerurlaub zum Wandern durfte ich bereits in Schladming verbringen, das heißt, ich kannte schon einige der wunderschönen Wanderwege und urigen Hütten in der Umgebung. 

Der Schladminger Tauern Höhenweg sollte aber nun noch einmal eine ganz andere Herausforderung werden. Auf dieser Wanderung stehen nicht der beeindruckende Dachstein, sondern die unbekannteren Schladminger Tauern im Fokus. Sie sind Teil der Gebirgsgruppe der Niederen Tauern, wobei man den Namen nicht falsch interpretieren sollte. Wanderungen in den Niederen Tauern sind kein Spaziergang, sondern stellen hinsichtlich Kondition und Trittsicherheit  hohe Anforderungen an die Bergsteiger. 

Wie es mir auf der 5-tägigen Wanderung am Schladminger Tauern Höhenweg ergangen ist und welche Empfehlungen ich dir mitgeben kann, erfährst du in diesem Artikel. 

Erfahrungsbericht Schladminger Tauern Höhenweg

Seeplatte Klafferkessel
Blick von der Seeplatte der Klafferkessel

Die Begehung des Schladminger Tauern Höhenweges war meine erste mehrtägige Hüttentour in Österreich. Ich hatte bereits in Patagonien und in Nepal Mehrtagestouren absolviert, doch in der Heimat war es eine Premiere für mich. Dafür suchte ich mir auch nicht unbedingt die einfachste Wanderung aus, denn das Trekking durch die malerische Natur der Schladminger Tauern hat es durchaus in sich. 

Zu Beginn dachte ich noch, die Routenbeschreibung sei etwas übertrieben, um dem Problem der “Flip-Flop” Touristen Herr zu werden, doch ich sollte bald merken, dass man die Hinweise durchaus ernst nehmen sollte. Aber dazu gleich mehr. 

Wo befindet sich der Schladminger Tauern Höhenweg

Traumhafte Panoramen erwarten dich in den Schladminger Tauern

Wie der Name schon sagt, führt der Schladminger Tauern Höhenweg durch die Bergwelt der Schladminger Tauern, die ein Teil der Gebirgsgruppe der Niederen Tauern in Österreich sind. Die Route führt als 5-Tages-Tour über eine Länge von 45 km vom Gipfel der Hochwurzen (1.852 m) in einem Bogen durch das Rohrmoser Ober- und das Untertal, den Gollingwinkel und die Klafferkessel bis ins Seewigtal zum Steirischen Bodensee. Es handelt sich um eine äußerst aussichtsreiche Wanderung durch alpines Gelände, geprägt von eindrucksvollen Gipfel-Erlebnissen, idyllischen Bergseen, malerischen Wasserfällen und urigen Hütten. 

Wer möchte, kann die Wanderung um 2 Etappen verlängern und in sieben Tagen und 70 km bis nach St. Nikolai im Sölktal wandern. Der Schladminger Tauern Höhenweg ist auch Teil des Zentralalpenweges 02.

Wie schwer ist der Schladminger Tauern Höhenweg?

Es gibt viele seilversicherte, exponierte Stellen

Eines gleich vorweg: Die Wandertour am Schladminger Tauern Höhenweg ist kein Zuckerschlecken und sollte keinesfalls unterschätzt werden. Am Papier klingen die reinen Zahlen noch recht harmlos: Knapp 45 km Strecke, 3.935 Höhenmeter bergauf und 4.624 Höhenmeter bergab scheinen durchaus machbar für eine Dauer von 5 Tagen. 

Allerdings macht es einen großen Unterschied, ob man diese Kilometer und Höhenmeter auf einem gemütlichen Wanderpfad oder gar einer Forststraße absolviert oder in exponiertem, hochalpinen Gelände. Viele Wege sind ausgesetzt, mit Stahlseilen und Trittstufen gesichert und mehr als einmal muss man seine Hände einsetzen. Eine leichte Kletterei ist notwendig, um so manche Schlüsselstelle sicher zu überwinden. 

Ich war zum großen Teil alleine unterwegs und habe mich durchaus das eine oder andere Mal geistig bekreuzigt, weil es neben mir einfach unfassbar steil bergab ging und ich mitsamt dem schweren Rucksack ans Stahlseil geklammert an einer Felswand entlang balancierte.  

Zudem wird der Höhenweg im Verlauf auch nicht leichter. Ganz im Gegenteil, gerade die langen Bergabpassagen am Ende der Etappen verlangen höchste Konzentration und sind mental sehr fordernd. Ein falscher Schritt kann in dieser Höhenlage sehr unschöne Konsequenzen haben. Erfahrung im alpinen Gelände ist definitiv Voraussetzung für die erfolgreiche Absolvierung dieser Mehrtages-Wanderung.

Exkurs: Die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade beim Wandern

Wegmarkierung Hochwurzen Höhenweg
Die meisten Etappen sind schwarz markiert

Um die Schwierigkeit dieser Wanderung richtig einordnen zu können, macht es Sinn, sich mit den offiziellen Kennzeichnungen zu befassen. Eine gute Anlaufstelle dafür ist der Alpenverein. 

Vielleicht kennst du vom Skifahren die Markierungen “blau” für einfach, “rot” für mittel und “schwarz” für schwer. Genau diese Kennzeichnung findest du auch beim Wandern auf den Wegweisern. Der Großteil der Wege auf dem Schladminger Tauern Höhenweg ist schwarz, also schwer markiert.

Zusätzlich gibt es noch die Klassifikation von Bergwegen. Diese reicht von T1 (einfacher Talweg) bis zu T4-6 (schwere, absturzgefährdete Bergwege). 

Die Wege des Schladminger Tauern Höhenweges sind zu einem großen Teil der Schwierigkeitsstufe T4 zuzuordnen. Das heißt, es handelt sich um schmale, ausgesetzte Pfade, die Kletterpassagen und längere seilversicherte Stellen enthalten können. Sie sollten nur von trittsicheren, schwindelfreien und konditionsstarken Wanderern mit entsprechender Ausrüstung absolviert werden.

Beachte außerdem, dass diese Bewertungen für “normale” Verhältnisse bei gutem Wetter gelten. Nässe, Regen und Schnee können den Schwierigkeitsgrad einer Wanderung massiv erhöhen, daher ist es wichtig, immer mit dem Hüttenwirt Rücksprache zu halten und im Zweifel abzusteigen oder eine einfacherer Alternativroute zu wählen. 

Ist die Wanderung durch die Schladminger Tauern gefährlich?

Ob diese Tour gefährlich ist, kann man nicht pauschal beantworten. Wenn du ohne entsprechende Vorbereitung, mit mangelnder Kondition und mit schlechter Ausrüstung startest, dann kann es durchaus brenzlig werden. Die meisten Etappen sind nicht lang, stellen aber hohe Anforderungen an die Kondition und die körperliche Verfassung der Bergsteiger. 

Auch wer an Höhenangst leidet und nicht schwindelfrei ist, sollte diese Wanderung lieber nicht unternehmen. Es gibt durchaus einige Passagen entlang der Grate, bei denen ein falscher Schritt tödliche Konsequenzen haben könnte. Das Wetter muss man auf diesem Höhenweg immer im Auge haben. Die beste Anlaufstelle sind die Hüttenwirte, da sie die Verhältnisse am besten einschätzen können.

Im Zweifel gilt Sicherheit vor Ego. Der Vorteil dieser Tour ist, dass man von jedem Punkt ins Tal absteigen oder eine leichtere Alternative gehen kann. 

Wie fit muss ich sein?

Neualmscharte
Für die Absolvierung der Weitwanderung ist eine gute Fitness nötig

Wie bereits oben erwähnt, ist die Wanderung konditionell fordernd. Außerdem trägst du das Gepäck für 4-6 Nächte und mindestens 2 L Wasser pro Tag, da es nicht überall Quellen oder Hütten gibt. Ein Gewicht, das man nicht unterschätzen sollte. Wer zusätzlich eine Kameraausrüstung dabei hat, landet schnell bei 10-12 Kilogramm auf dem Rücken. 

Um die Tour ohne Probleme absolvieren zu können, solltest du rund 10 km mit Gepäck und Höhenmetern locker gehen können. Und das an 5 aufeinanderfolgenden Tagen. Je nach Etappe sind pro Tag bis zu 1.100 Höhenmeter bergauf und dann wieder bergab zu absolvieren. Insgesamt also 2.000 Höhenmeter und mehr. Meistens sind diese Höhenmeter auf sehr kurzen Passagen zu absolvieren. Bei der Wanderung zu den Klafferkesseln beispielsweise erwarten dich mehr als 1.000 Höhenmeter auf einer Etappe von weniger als 4 Kilometern. Da geht es schon ganz schön steil bergauf. 

Die Wege haben teilweise große Stufen, Felsbrocken und endlos lange Bergabpassagen. Bei den Abstiegen sind sogar mehr Höhenmeter zu absolvieren als bei den Aufstiegen. Daher solltest du auf keinen Fall Knieprobleme haben, sonst wird es richtig mühsam. 

Packliste für den Schladminger Tauern Höhenweg

Wanderausrüstung
Für diese Tour brauchst du eine gute Ausrüstung

Diese Mehrtageswanderung in der Steiermark ist eine anspruchsvolle Tour, die nur mit entsprechender Ausrüstung begangen werden soll. Ich empfehle dir einen gut sitzenden Rucksack mit etwa 40 l Packvolumen.

Folgende Dinge sollten in deinem Gepäck nicht fehlen:

  • wärmende Schicht (Fleecejacke)
  • Hardshelljacke
  • Regenjacke/ Poncho
  • Mütze, Handschuhe, Schal/ Buff
  • Biwaksack für den Notfall
  • Hüttenschlafsack
  • Kissenbezug
  • Blasenpflaster
  • Taschentücher
  • Sonnenschutz (Creme & Brille)
  • Trinkflasche oder Trinksystem
  • Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke
  • Wanderkarte/ Offline-Karte am Handy
  • Handy & Ladegerät (Powerbank)
  • Stirnlampe
  • Hüttenschuhe (Schlapfen, Flip Flops)
  • Ohropax
  • Kleidung zum Wechseln (T-Shirts, Socken, Unterwäsche, 2. Hose)
  • Toilettenartikel (möglichst reduziert)
  • Mikrofaserhandtuch
  • Drybag oder Müllsack, um Kleidung und Wertsachen vor Nässe zu schützen
  • Snacks (Müsliriegel, Traubenzucker, Nüsse)
  • Bargeld und eventuell Alpenvereinsausweis

Am Körper trägst du am besten ein atmungsaktives T-Shirt (ich bevorzuge Merino), eine Wanderhose (eventuell abzippbar), gut eingegangene, knöchelhohe Wanderschuhe und eine Kopfbedeckung (Kappe oder Buff). Ich empfehle dir außerdem Wanderstöcke, für verbesserte Trittsicherheit und um deine Gelenke zu schonen. 

Was ist die beste Reisezeit für den Schladminger Tauern Höhenweg?

Schladminger Tauern
Die Wanderung kann von Juni bis September begangen werden

Die Wanderung kann zwischen Juni und September begangen werden, wobei zu Beginn der Saison durchaus noch mit Restschneefeldern gerechnet werden muss. Das Wetter ist der größte Risikofaktor bei dieser Tour. Warum? Aufgrund der limitierten Plätze auf den Hütten müssen die Übernachtungen weit im Voraus gebucht werden. Es ist daher kaum möglich, sich nach dem Wetterbericht zu richten. Denn wer weiß denn schon im Frühjahr, wie das Wetter im August werden wird.  

Und wir alle wissen, dass bei Urlaub in Österreich das Wetter der größte Spielverderber sein kann. Speziell in den Bergen ist die Wetterlage oft labil und kann sehr schnell umschlagen. 

Ich selbst ging diesen Weitwanderweg im August und hatte eigentlich großes Glück mit dem Wetter. Ich konnte fast alle Etappen im Trockenen absolvieren und musste nichts auslassen oder umplanen. Im verregneten Juli hätte das vielleicht ganz anders ausgesehen. 

Was tun bei Schlechtwetter?

Bergwetter
Bei Schlechtwetter gibt es Alternativen

Sollte dich beim Wandern eine Schlechtwetterfront überraschen, gibt es auf dem Schladminger Tauern Höhenweg einige Optionen. Die beste Nachricht ist, dass du von jedem Übernachtungspunkt ins Tal absteigen und mit dem Wanderbus nach Schladming fahren kannst. Außerdem gibt es auf jeder Etappe eine einfachere und meist kürzere Alternativroute, die man wählen kann, wenn der normale Weg wegen Regen oder Schnee zu gefährlich ist. 

Im Sommer besteht oft das Risiko eines Gewitters. Das Gute ist, dass sich Gewitter meistens erst am Nachmittag zusammenbrauen. Die Etappen sind nicht lang, daher kannst du fast jeden Wandertag bis zum frühen Nachmittag beenden, wenn du nur früh genug aufbrichst. Frühstück gibt es auf den Hütten spätestens ab 7, teilweise schon ab 6 Uhr Früh, es hindert dich also nur dein eigener innerer Schweinehund am frühen Aufbruch. 

Einer der häufigsten Fehler unerfahrener Bergwanderer ist, dass sie zu spät losgehen. Ich wunderte mich auch bei dieser Tour oft über Leute, die mir um 12 Uhr mittags beim Aufstieg entgegenkamen, wo ich bereits am Weg Richtung Hütte war. 

Die Etappen des Schladminger Tauern Höhenweges

Schladminger Tauern Höhenweg
Der Schladminger Tauern Höhenweg verläuft in 5 oder 7 Etappen

Du kannst den Schladminger Tauern Höhenweg wahlweise in 5 oder in 7 Etappen absolvieren. Die 5-Tages-Tour verläuft über eine Distanz von ca. 45 km, bei der 7-Tages-Tour sind knapp 70 km zu absolvieren. Ich wanderte im August auf der 5-Tagestour mit 4 Hüttenübernachtungen. Vor und nach der Wanderung verbrachte ich jeweils eine Nacht in Schladming, was sehr angenehm war, um mich auf die Wanderung vorzubereiten und danach die Vorzüge der Zivilisation zu genießen. 

Etappe 1: Von der Gipfelbahn Hochwurzen zu den Giglachseen

Hochwurzen Gipfel
Hier siehst du den Hochwurzen Gipfel mit dem mächtigen Dachstein im Hintergrund

Der erste Tag startet am Fuß der Hochwurzen bei den Planai Hochwurzen Bahnen, wo du die Gipfelbahn nimmst, um zum Ausgangspunkt der Wanderung zu gelangen. Sehr ambitionierte Wanderer können den Hochwurzen Gipfel auch zu Fuß erklimmen und so ein paar Höhenmeter extra machen. Da die kommenden Tage definitiv nicht einfach werden, empfehle ich an dieser Stelle die Seilbahn!

Tipp: Wer vor der Wanderung im Tal übernachtet oder die 5-Tage-Tour als Paket bucht, bekommt die Sommercard ausgestellt, die die Auffahrt mit der Gondel sowie alle Wanderbusse inkludiert. Das ist eine nicht zu verachtende Geldersparnis. 

Vom Schladminger Hausberg Hochwurzen geht es dann über den Hochwurzen Höhenweg über zahlreiche kleinere Gipfel und Täler, wie die kleine Wurzen, den Hüttecksattel, das Rossfeld und den Latterfußsattel zum Aussichtsberg Guschen auf 1.982 m Seehöhe. Es geht stetig bergauf und bergab und die Ausblicke auf die umliegende Landschaft sind sensationell. 

Im zweiten Teil der Wanderung wird die Umgebung hochalpiner. Es folgen felsige, ausgesetzte Passagen entlang der Westflanke des Schiedeck. Der Abstieg erfolgt schließlich über felsiges Gelände, über den Klammsee und den Brettersee bis zu den malerischen Giglachseen. Die Giglachseen gehören zu meinen persönlichen Favoriten in der Region Schladming Dachstein, es erwartet dich tatsächlich ein wunderschönes Fleckchen Erde.

Übernachten kannst du wahlweise in der Ignaz-Mattis- Hütte oder in der Giglachseehütte. Bei Übernachtung in der Giglachseehütte verlängert sich deine Etappe um etwa einen Kilometer (ca. 15 min).

Statistik laut Garmin: 

Strecke: 11,71 km | Gehzeit (inkl. kurzer Pausen): 4 Stunden und 27 Minuten | Gesamtzeit: 5 Stunden und 20 Minuten | Anstieg: 940 m | Abstieg: 793 m | Höchster Punkt: 2.262 m

Etappe 2: Von den Giglachseen über die Rotmandlspitze zur Keinprechthütte

Oberer Giglachsee
Der Obere Giglachsee mit der Giglachseehütte

Die zweite Etappe ist die kürzeste Etappe des Schladminger Tauern Höhenweges. Sehr ambitionierte Wanderer könnten daher theoretisch zuvor noch die steirische oder die Lungauer Kalkspitze besteigen und die Tour so um etwa 3-4 Stunden sowie einige Höhenmeter verlängern. Es besteht auch die Möglichkeit, statt in der Keinprechthütte in der Landawirseehütte zu übernachten und somit die darauffolgende 3. Etappe abzukürzen.

In meinem Fall war ich recht froh über die kurze Distanz, da für den Nachmittag ein Schlechtwettereinbruch mit Hagel und Gewitter angesagt war. Ich machte mich also bereits um 7 Uhr Früh auf den Weg, um die Wanderung möglichst schnell hinter mich zu bringen. 

Von der Giglachseehütte führt der Weg zunächst sehr malerisch entlang der äußerst fotogenen Giglachseen. Im warmen Morgenlicht erwarten dich – bei windstille Wetter – wunderschöne Reflexionen der umliegenden Bergwelt in den Seen. Wer von der Ignaz-Mattis-Hütte startet, erspart sich rund einen Kilometer Wegstrecke. 

Am Ende des Unteren Giglachsees zweigt der Weg ab und der Aufstieg beginnt. Zunächst gemächlich, dann immer steiler und fordernder durch ein ausgesetztes Geröllfeld. Am Weg bergauf zur Rotmandlspitze erwarten dich einige leichte Kletterpassagen und seilversicherte Stellen. Der Ausblick am Gipfel entschädigt allerdings für alle Mühen, denn der Blick ins Giglachkar und Duisitzkar ist phänomenal. 

Der Abstieg erfolgt zuerst über Steine und Geröll und dann weiter in vielen Serpentinen ins Neualmkar zur Keinprechthütte. Dieser Weg ist nicht zu unterschätzen, da er sehr schmal und ausgesetzt ist und an vielen Stellen sehr steiles Gelände durchquert. Ein falscher Schritt wäre hier absolut fatal. 

Die Übernachtung erfolgt in der idyllisch gelegenen Keinprechthütte auf 1.872 m Seehöhe. Ich durfte noch einen Kaffee auf der Sonnenterrasse genießen, bevor gegen 15 Uhr das Gewitter samt Hagel und Platzregen über uns hereinbrach. 

Statistik laut Garmin: 

Strecke: 7,25 km | Gehzeit (inkl. kurzer Pausen): 3 Stunden und 10 Minuten | Gesamtzeit: 3 Stunden und 59 Minuten | Anstieg: 540 m | Abstieg: 586 m | Höchster Punkt: 2.460 m

Etappe 3: Von der Keinprechthütte über die Gollingscharte zur Gollinghütte

Traumhaftes Panorama am Weg zur Trockenbrotscharte

Die dritte Etappe führt von der Keinprechthütte über die Trockenbrotscharte und die Gollingscharte zur malerisch gelegenen Gollinghütte. Diese Etappe beinhaltet zwei wirklich knackige Aufstiege und ist definitiv kein Zuckerschlecken. Zunächst geht es noch über idyllische Wiesenwege durch eine traumhafte Landschaft, aber schon bald wird es steiler und ausgesetzter. Den Aufstieg zur Trockenbrotscharte (2.237 m) kann man als knackiges Workout für deinen Popo beschreiben. Oben angekommen, blickt man schon nach Salzburg, denn auf diesem Teil der Wanderung durchquert man tatsächlich ein anderes Bundesland. 

Für den weiteren Verlauf des Weges gibt es zwei Möglichkeiten. Die “Standardvariante” führt dich zur Landawirseehütte, wo du eine verdiente Rast einlegen kannst. Mutige können zudem einen Sprung ins kühle Nass des Unteren Landawirsees wagen. Danach wanderst du bergab in den Göriachwinkel und steigst von dort zur Gollingscharte auf. 

Blick von der Trockenbrotscharte
Der leichtere Weg führt über die Landawirseehütte (rechts im Bild)

Alternativ gibt es die Möglichkeit, über einen hochalpinen Steig zur Gollingscharte zu queren. Auf diesem Weg ersparst du dir etwa 300 Höhenmeter Aufstieg, allerdings ist der Weg sehr ausgesetzt und beinhaltet einige schwere Passagen. Du solltest ihn nur mit entsprechender alpiner Erfahrung und Ausrüstung und auf gar keinen Fall bei Schlechtwetter gehen. Da ich an diesem Tag mit einer Gruppe unterwegs war, entschied ich mich für den Steig, alleine hätte ich mich vermutlich nicht getraut. 

Blick zurück Richtung Landawirseehütte

Sobald du die Gollingscharte erreicht hast, geht es nur noch bergab. Etwa eineinhalb Stunden dauert es von dort aus noch bis zur Hütte. Der Weg führt steil bergab durch ein Geröllfeld und verlangt ein hohes Maß an Konzentration. Bei gutem Wetter erwarten dich tolle Blicke ins Tal und auf die beeindruckende Golling-Nordwand. 

Die letzten Meter läufst du über eine grüne Wiese durch ein fast märchenhaft anmutendes Tal. Die Gollinghütte liegt sehr idyllisch in einer traumhaften, saftig grünen Landschaft direkt am Bach. 

Statistik laut Garmin: 

Strecke: 9,86 km | Gehzeit (inkl. kurzer Pausen): 5 Stunden und 38 Minuten | Gesamtzeit: 6 Stunden und 46 Minuten | Anstieg: 766 m | Abstieg: 876 m | Höchster Punkt: 2.332 m

Etappe 4: Von der Gollinghütte via Klafferkessel Zur Preintalerhütte

Im Endeffekt gilt es diese Wand zu überwinden

Die 4. Etappe Richtung Klafferkessel gilt als die schwerste des gesamten Höhenwegs. Und das ist vor allem den Höhenmetern geschuldet, die hier überwunden werden müssen. Konkret sind es über 1.000 Höhenmeter auf einer Länge von knapp 4 Kilometern. Es geht also steil bergauf und das ohne Pause. Viele Stellen sind zudem seilversichert oder verlangen einfache Kletterkünste. Nicht nur einmal muss man auf dieser Etappe die Hände einsetzen, um sich über die großen Felsbrocken zu hieven. 

Als Belohnung wartet mit dem Greifenberg-Gipfel auf 2.618 m der höchste Punkt der gesamten Tour. Der Rundumblick auf die umliegenden Gipfel ist atemberaubend!

Blick vom Greifenberggipfel

Nach einer Stärkung steht ein herausfordernder Abstieg zu den legendären Klafferkesseln bevor. Das wasserreiche Plateau ist ein Relikt aus der Eiszeit und geprägt von einer ganz speziellen alpinen Flora. Du wanderst durch felsiges Terrain vorbei an kleinen und großen Seen, die in den schönsten Blau- und Türkistönen schimmern. Hartgesottene können auch hier wieder ein erfrischendes Bad in einem der Bergseen nehmen. 

Die für mich persönlich größte Herausforderung wartete wieder am Schluss. Nachdem man über 1.000 Meter erklommen hat, muss man nun wieder Richtung Preintalerhütte absteigen. Und dieser Weg zieht sich, obwohl er durch eine grandiose Almwelt mit Blick auf das imposante Waldhorn (2.702 m) führt.

Waldhornalm
Die Waldhornalm

Die Preintalerhütte und Unterkunft für diese Nacht liegt sehr versteckt an einen Hang geschmiegt und man sieht sie erst kurz vor der Ankunft. Von daher scheint die letzte Etappe an diesem Tag fast endlos. 

Statistik laut Garmin: 

Strecke: 10,25 km | Gehzeit (inkl. kurzer Pausen): 5 Stunden und 35 Minuten | Gesamtzeit: 6 Stunden und 17 Minuten | Anstieg: 1.058 m | Abstieg: 1.042 m | Höchster Punkt: 2.623 m

Etappe 5: Von der Preintalerhütte über die Neualmscharte ins Seewigtal

Seewigtal
Das idyllische Seewigtal

Am letzten Tag kannst du dich zwischen drei Varianten entscheiden. Wer müde ist, steigt über den Riesachsee und die beeindruckenden Riesach Wasserfälle ab und fährt mit dem Wanderbus zurück nach Schladming. 

Die offizielle Wanderung geht noch einmal richtig in die Beine. Sie führt über die Neualmscharte ins Seewigtal zum steirischen Bodensee. Und dieser Aufstieg und vor allem zum Abschluss die Wanderung hinunter ins Tal sind nicht zu unterschätzen. Knapp 800 m bergauf geht es auf den ersten 3,5 Kilometern, das ist hart, vor allem, wenn die Beine von den vorherigen Etappen schon etwas schwer sind. Einige Stellen sind auch wieder sehr ausgesetzt, um nicht zu sagen, gefährlich. Ich kam jedenfalls nicht nur wegen der vielen Höhenmeter ins Schwitzen. 

Richtig verflucht habe ich aber den Weg bergab: 1.300 Meter sind eine Ansage und eine Herausforderung für die Gelenke, auch wenn der Ausblick auf das romantische Seewigtal für alle Mühen entschädigt. Ich empfehle dir an dieser Stelle den Abstieg mit einer Pause in der Hans-Wödl-Hütte zu unterbrechen und dir eine kurze Rast zu gönnen. Sofern du noch einen Platz ergatterst, denn auf diesem Weg kommen dir schon sehr viele Tagesbesucher entgegen. Die 3 Bergseen im Seewigtal sind ein beliebtes Ausflugsziel in der Region. 

Zurück nach Schladming geht es dann mit dem Wanderbus, der vom Parkplatz beim Seewigtalstüberl abfährt (siehe Busfahrplan). Die Fahrt ist in der Sommercard inkludiert. 

Echte Bergfexe mit herausragender Kondition können alternativ über den Planai Höhenweg absteigen. Dieser ist allerdings wirklich nur für sehr ambitionierte und erfahrene Wanderer geeignet. Nachdem ich ein Youtube-Video gesehen hatte, war mir sehr schnell klar, dass ich diesen schwierigen Pfad mit Sicherheit nicht am letzten Tag einer 5-Tages-Tour gehen würde. Es handelt sich um einen sehr schmalen und stark ausgesetzten Weg, bei dem es links und rechts einfach hunderte Meter bergab geht. Nicht unbedingt ideal, wenn man schon müde ist und die Konzentration nicht mehr bei 100% ist. Für mich persönlich war der “Standardweg” schon Herausforderung genug und ich bin sehr stolz auf diese Leistung. 

Statistik laut Garmin: 

Strecke: 11,55 km | Gehzeit (inkl. kurzer Pausen): 5 Stunden und 23 Minuten | Gesamtzeit: 6 Stunden und 14 Minuten | Anstieg: 792 m | Abstieg: 1.313 m | Höchster Punkt: 2.353 m

Buchung und Reservierung des Schladminger Tauern Höhenwegs

Gollinghütte
Du kannst die Hütten individuell reservieren oder ein Paket buchen

Du kannst diese Mehrtagestour als Paket beim Tourismusverband buchen. So wird dir organisatorisch alles abgenommen und du musst dich um nichts mehr kümmern. Das Standardpaket beinhaltet drei Nächte in Schladming (eine vorab und zwei danach) sowie vier Nächte in den Hütten, Frühstück und Lunchpakete. Außerdem bekommst du die Sommercard mit vielen Vorteilen, hilfreiche Unterlagen (Wanderkarte, Busfahrplan) sowie nette Accessoires (Trinkflasche, Jausenbox).

Du bezahlst pauschal an den Tourismusverband. Die Kosten betragen ab € 500,- im Doppelzimmer. Ansonsten kommen nur die Ausgaben für das Abendessen und Getränke dazu. In meinem Fall waren das 30-40 € pro Hütte. Auf die zweite Nacht im Tal verzichtete ich. 

Alternativ kannst du die Hütten selbst buchen und direkt vor Ort bezahlen. Damit ersparst du dir vermutlich ein bisschen Geld, musst dich aber selbst um alles kümmern. Zudem ist keine Sommercard inkludiert. Alpenvereinsmitglieder bekommen einen Rabatt auf die Übernachtungen. Beachte, dass in den meisten Hütten nur Barzahlung möglich ist und nimm ausreichend Bargeld mit. 

Für mich persönlich war das Paket das perfekte Angebot. Ich organisiere beruflich genug Reisen und wollte mich in diesem Fall um nichts kümmern, sondern nur wandern und genießen. Und dieses Vorhaben ist voll aufgegangen. 

Mein Fazit zum Schladminger Tauern Wanderweg

Lämmerkare
So geht weitwandern durch Österreich

Diese Tour war mein erster Weitwanderweg in Österreich und sie hat meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Ich bin jedes Mal wieder überrascht, mit welchen landschaftlichen Schätzen meine Heimat aufwartet. 

Was den Schwierigkeitsgrad angeht, wusste ich dank meiner Recherchen bereits vorab, dass es kein Kindergeburtstag werden würde. Allerdings musste ich auf dieser Tour deutlich öfter aus meiner Komfortzone als erwartet. Ich war alleine unterwegs und hatte niemanden, der mich dabei unterstützte oder idealerweise über mehr Erfahrung in solchem Gelände verfügte, daher bin ich extrem stolz auf diese Leistung. Nicht nur körperlich, sondern ganz besonders auch mental. 

Ein großer Dank auch an dieser Stelle an die Gruppe, die mich am 3. Tag „adoptierte“, um gemeinsam den hochalpinen Steig zu bewältigen. 

Insgesamt trackte ich auf den 5-Etappen des Schladminger Tauern Höhenwegs eine Distanz von 50,62 Kilometern mit einem Gesamtanstieg von 4.096 m sowie einem Abstieg von 4.610 m. Wenn man sich die Beschaffenheit der meisten Wege ansieht, eine durchaus beachtliche Leistung. 

Hinweis: Es handelt sich um keine Kooperation. Ich habe diese Reise zu 100% selbst bezahlt und den Bericht freiwillig geschrieben. 



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Autor

Hat 1 Jahr in Mexiko gelebt, ist solo durch Neuseeland & Australien gereist und war im Overlander im südlichen Afrika unterwegs. Lisa liebt Abenteuer- und Aktivreisen, spannende Herausforderungen und ist dabei immer auf der Suche nach dem perfekten Fotomotiv. Dafür schleppt sie auch gerne ihre gesamte Kameraausrüstung auf einen Berg.

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