Der Everglades Nationalpark in Florida fasziniert Besucher mit seiner einzigartigen, wilden Naturlandschaft und einer facettenreichen Tier- und Pflanzenwelt. Kein Wunder, dass ein Besuch des Everglades Nationalparks bei fast allen Florida Reisenden ein Fixpunkt in der Reiseplanung ist. Allerdings unterschätzen viele Besucher die Ausdehnung und Vielseitigkeit dieses Schutzgebietes und beschränken ihren Aufenthalt auf eine Tour mit dem Airboat oder gar nur die Autofahrt entlang des Tamiami Trails im Norden des Parks.
Das ist leider viel zu wenig Zeit, um das Naturwunder Everglades auch nur annähernd zu begreifen. Wie viele Tage du wirklich brauchst, um das Beste aus deinem Besuch im Everglades Nationalpark herauszuholen und wie sich dieses Naturjuwel ganz einfach auf eigene Faust erkunden lässt, möchte ich dir in diesem Artikel zeigen.
Inhaltsverzeichnis
Den Everglades Nationalpark in Florida entdecken
Wo liegt der Everglades Nationalpark?
„Everglades“ bezeichnet eine tropische Sumpflandschaft, die vom Okeechobee See im Norden bis zum südlichen Ende der Florida Halbinsel reicht. Nur etwa die Hälfte der ursprünglichen Fläche sind als Everglades Nationalpark geschützt und Teil des UNESCO Welterbes, der Rest wird für Landwirtschaft und Ackerbau genutzt.
Angrenzend an den Nationalpark befinden sich weitere Naturschutzgebiete, wie das Big Cypress National Preserve oder das Fakahatchee Strand State Preserve. Diese Schutzgebiete schließen nahtlos an den Everglades Nationalpark an und sind ebenfalls sehr sehenswert.
Wie ist der Everglades Nationalpark charakterisiert?
Weite Graslandschaften, dichte Mangrovenwälder und unberührtes Schwemmland prägen das Bild des Everglades Nationalparks. Von den weißen Siedlern wurde die Region als wertloses Sumpfgebiet abgestempelt und durch Drainage, die Errichtung von Kanalsystemen und Dämmen sowie dem Straßenbau an den Rand der Zerstörung gebracht.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Bedeutung dieses Ökosystems und dessen weltweit einzigartige Vielfalt an Tieren und Pflanzen erkannt und als Everglades Nationalpark unter Schutz gestellt.
Die Bezeichnung „Sumpf“ ist eigentlich auch nicht korrekt. Denn unter dem dichten Grün der Vegetation bannt sich ein Fluss seinen Weg durch diese einzigartige Naturlandschaft. Die Everglades sind also vielmehr ein weitläufiges Überschwemmungsgebiet, dessen Wasserstand abhängig von Regen- und Trockenzeit steigt oder fällt.
Landwirtschaft, Besiedelung & invasive Arten als Bedrohung für den Everglades Nationalpark
Der unsichtbare Fluss, ist die Lebensader dieses empfindlichen Ökosystems und von essenzieller Bedeutung für das natürliche Gleichgewicht in der Region. Doch exzessive Landwirtschaft, die Ausdehnung der Millionenstadt Miami und der damit einhergehende Bedarf nach Trinkwasser sowie der Straßenbau bedrohen das Naturwunder.
Das begehrte Frischwasser wird seit über 100 Jahren in Kanälen aus den Everglades abgeleitet und der für die Pflanzen- und Tierwelt lebenswichtige Fluss durch die Graslandschaft somit unterbrochen. Diese radikalen Eingriffe in den Wasserhaushalt haben zur Folge, dass viele Tiere und Pflanzen mittlerweile vom Aussterben bedroht sind.
Dazu kommt die Bedrohung des Ökosystems durch nicht einheimische Tiere und invasive Pflanzenarten. Der Tigerpython beispielsweise konnte sich auf Grund der perfekten Bedingungen in der Region explosionsartig vermehren und stellt eine große Gefahr für einheimische Vögel und Säugetiere dar.
Die Situation ist so kritisch, dass der Nationalpark seit 2010 sogar auf der roten Liste des gefährdeten Welterbes steht. Um der fortschreitenden Bedrohung Herr zu werden, wurden umfassende Projekte zur Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts im Everglades Nationalpark forciert. Es handelt sich verschiedenen Quellen zur Folge um den teuersten und umfassendsten Versuch, von Menschen verursachte Umweltschäden nachhaltig zu reparieren.
Dazu zählen der Bau von Brücken über dem Tamiami Trail und das Abreißen von Kanälen und Dämmen, um den Wasserfluss zu verbessern. Auch das konsequente Entfernen von nicht einheimischen Spezies ist Teil des Projekts.
Es bleibt zu hoffen, dass die Anstrengungen Erfolg haben, so dass dieses einzigartige Naturparadies auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt.
Beeindruckender Artenreichtum im Everglades Nationalpark
Ein wichtiger Grund für die rigorosen Schutzmaßnahmen ist der enorme Artenreichtum der Region. 350 Vogelarten leben in den Wäldern und Prärien der Everglades, unter Ihnen die einzige wilde Flamingo-Population Floridas sowie Reiher, Störche, Pelikane, Kormorane und Fischadler. Desweiteren sind 40 Säugetierarten und 50 Reptilien nachgewiesen.
Alligatoren, Schildkröten und kleine Säugetiere wie Eichhörnchen oder Waschbären sieht man häufig, andere Tiere wie den scheuen Florida Puma oder die eleganten Weißwedelhirsche, bekommt man nur mit sehr viel Glück zu Gesicht.
Die Vegetation ist geprägt von riesigen Zypressen, Mangrovenwäldern, Farnen und Palmen. Aber auch weitläufige Prärien und Savannen mit hohem Gras sind typisch für die Everglades. Nicht umsonst nannten die Ureinwohner die Everglades ursprünglich Pa-hay-okee, was soviel bedeutet wie „Fluss aus Gras“.
Wer mit dem Kanu durch die weit verzweigten Kanäle paddelt, kann neben zahlreichen Tieren blühende Orchideen, Seerosen und Sumpflilien bestaunen. Die Schönheit der Natur im Everglades Nationalpark hat mich wirklich tief beeindruckt.
Der Everglades Nationalpark in Florida: Tipps & Empfehlungen für deinen Besuch
Viele Florida Reisende besuchen den Everglades Nationalpark im Rahmen eines Tagesausflugs vom Miami oder durchqueren ihn bei der Fahrt an die Westküste auf dem Tamiami-Trail. Ich persönlich empfehle dir allerdings, mindestens zwei Tage im Everglades Nationalpark zu verbringen und an verschiedenen Orten zu übernachten.
Denn nur so hast du die Möglichkeit, die Magie dieses ganz besonderen Ortes zu erfassen und die einmalige Naturlandschaft auf dich wirken zu lassen. Und natürlich ist die Chance auf einzigartige Tierbegegnungen auf einem abgelegenen Boardwalk oder bei einer Kayaktour durch die mystischen Mangroventunnel deutlich höher, als in der Nähe der Hauptstraße.
Anreise in den Everglades Nationalpark
Der Everglades Nationalpark erstreckt sich von Naples im Westen bis zu den Ausläufern von Miami im Osten und zur Florida Bay im Süden. Etwa eine Stunde dauert die Fahrt von Miami zu den Toren dieses beeindruckenden Naturschutzgebietes. Von Naples benötigst du etwa 45 Minuten zum Besucherzentrum bei Everglades City.
Wer von der Ostküste an die Golfküste reist, sollte jedenfalls nicht die mautpflichtige Autobahn 75 nehmen, sondern sich für den weitaus schöneren Tamiami Trail (Highway 41) entscheiden. Dieser führt entlang der nördlichen Grenze des Everglades Nationalparks und bietet einige schöne Stopps und Aussichtspunkte.
Die perfekte Route durch den Everglades Nationalpark
Wir hatten uns das Ziel gesetzt, den Everglades Nationalpark nicht nur zu besuchen, sondern mit allen Sinnen zu erleben. Wir wollten wandern, Tiere beobachten, durch die Mangroven paddeln und die Natur abseits vom Massentourismus genießen.
Daher planten wir zwei Übernachtungen in der Gegend ein und tüftelten eine Route aus, von der wir uns tiefe Einblicke in die facettenreiche Naturlandschaft sowie sehr gute Chancen für Tierbegegnungen erwarteten.
Tag 1: Erste Eindrücke im Osten des Everglades Nationalparks
- Ernest F. Coe Visitor Center
- Anhinga Trail (Sonnenuntergang)
- Gumbo Limbo Trail
- Rock Reef Pass
- Pa-Hay-Okee Overlook
Unsere Tour startete beim Ernest F. Coe Visitor Center im Osten und führte uns bis zum südlichsten Ende nach Flamingo. Die Strecke beträgt etwa 40 Meilen und lässt sich – ohne Zwischenstopps – in gut einer Stunde befahren. Da auf dem Weg viele Aussichtspunkte und kurze Wanderwege liegen, solltest du dir für die Fahrt aber besser einen halben Tag Zeit nehmen.
Tag 2: Wir entdecken den Süden & Norden des Naturschutzgebietes
- Ernest F. Coe Visitor Center
- Anhinga Trail (Sonnenaufgang)
- Pinelands Trail
- West Lake Trail
- Flamingo Visitor Center
- Shark Valley Visitor Center
- Scenic Loop
- Everglades City
Am zweiten Tag fuhren wir über den Tamiami Trail zum Shark Valley Visitor Center, wo sich ein 24 Kilometer langer Weg befindet, den du entweder mit dem Fahrrad (Verleih 9$ pro Stunde) oder im Rahmen einer geführten Tour mit dem Bummelzug (25 $/ Person) befahren kannst.
Theoretisch kannst du natürlich auch zu Fuß gehen, dann solltest du aber den ganzen Tag einplanen und auf jeden Fall genug zu trinken mitnehmen. Unserer Erfahrung nach reicht aber auch ein kurzer Spaziergang entlang des Trails, denn die Anzahl an Tieren ist schon auf den ersten Metern enorm hoch.
Für alle, die wenig Zeit haben oder sich die Tour nicht leisten wollen, gibt es in der Nähe des Visitor Centers zwei informative, kurze Wanderwege, den Bobcat Boardwalk (befestigt) und den Otter Cave Hammock Trail. Diese lassen sich innerhalb von einer halben Stunde erlaufen und geben einen guten Einblick in die vielseitige Flora und Fauna. Bei unserem Besuch konnten wir entlang des Trails sogar entzückende Baby-Alligatoren entdecken!
Tag 3: Unberührte Natur im Westen des Everglades Nationalparks
- Everglades City
- Big Cypress National Preserve
- Fakahatchee Strand State Preserve
- Ten Thousand Islands
Am dritten Tag unseres Aufenthaltes erkundeten wir das Big Cypress National Preserve mit dem Kanu und statteten im Anschluss noch dem Fakahatchee Strand State Preserve einen Besuch ab. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist ein Ausflug zu den Ten Thousand Islands. Dieses faszinierende Labyrinth aus Wasser und Mangroven zeigt eine ganz andere Seite des Everglades Nationalparks und ist Heimat unzähliger Tierarten.
Eintritt im Everglades Nationalpark
Wie in allen Nationalparks der USA wird auch im Everglades Nationalpark eine Eintrittsgebühr fällig. Diese beträgt aktuell 30 $ pro Fahrzeug bzw. 25 $ für Motorräder und 15 $ für Fußgänger oder Fahrradfahrer. Das Ticket ist für sieben aufeinanderfolgende Tage gültig und berechtigt dich zu einem Zutritt bei allen Parkeingängen. Du musst also, wenn du innerhalb von einer Woche den Ost- und den Westeingang benutzt, nicht jedes Mal ein neues Ticket kaufen!
Tipp: Für 80 $ kannst du den so genannten Annual Pass erwerben. Dieser berechtigt dich und alle Mitfahrer im Auto zum Besuch von mehr als 2000 Nationalparks, State Parks und Freizeiteinrichtungen in den USA. Falls du vorhast, mehr als einen Nationalpark zu besuchen, kann sich der Erwerb des Passes schon auszahlen.
Da es in Florida nur einen Nationalpark gibt, lohnt sich dieses Jahresticket allerdings nicht für Besucher, deren Rundreise ausschließlich durch Florida führt.
Beste Reisezeit für den Everglades Nationalpark
Der Everglades Nationalpark kann theoretisch ganzjährig bereist werden, die Hauptsaison in Florida ist Dezember bis April. Generell empfiehlt sich auch für einen Besuch der Everglades die Trockenzeit, denn dann sind Klima und Mückenplage erträglicher. Außerdem sammeln sich die Tiere in den trockenen Wintermonaten an den verbliebenen Wasserstellen, was die Beobachtung erleichtert.
Wer in der Regenzeit zwischen Juni und November in die Everglades reist, muss sich auf heißes, feuchtes Wetter, eine hohe Regen- und Gewitterwahrscheinlichkeit sowie die Gefahr von Hurrikans gefasst machen.
Der Mai ist ideal für einen Besuch des Everglades Nationalparks
Wir waren in der Zwischensaison im Mai im Everglades Nationalpark unterwegs und können nur Positives berichten. Natürlich war es schon sehr heiß, doch von Regen und Tropenstürmen blieben wir verschont. Das tollste an unserem Besuch aber war, dass wir kaum andere Menschen trafen und dieses Naturjuwel wirklich in Ruhe genießen konnten.
Tipp: Moskitos sind in der Regenzeit noch lästiger, aber leider trotzdem ganzjährig ein Thema. Ich empfehle dir, luftdurchlässige, lange Kleidung, einen Hut und ausreichend Insektenspray einzupacken.
Aktuell ist die Situation ein wenig entspannter als sonst, da durch den Hurrikan Irma in 2017 alle Mücken samt Brut vernichtet wurden und der Bestand sich erst langsam wieder erholt. Laut Rangern einer der wenigen positiven Effekte dieser Naturkatastrophe.
Highlights im Everglades Nationalpark
Empfehlenswerte Orte, Aussichtspunkte & Wanderungen
Der Everglades Nationalpark ist so weitläufig, dass man leicht die Übersicht verliert. Daher möchte ich dir an dieser Stelle ein paar Highlights vorstellen, die du auf keinen Fall verpassen solltest.
Anhinga Trail- der Garant für faszinierende Tierbegegnungen
Die meisten Touristen kommen wegen der vielseitigen Tierwelt in die Everglades. Und natürlich möchte jeder Besucher zumindest einmal einen Alligator aus der Nähe sehen. Der beste Ort dafür ist der Anhinga-Trail, welcher sich kurz nach dem Ernest F. Coe Besucherzentrum befindet.
Der Anhinga Trail verdankt seinen Namen übrigens dem gleichnamigen Vogel, auch amerikanischer Schlangenhalsvogel genannt. Der Anhinga ist ein geschickter Taucher und jagt unter Wasser nach Fischen. Da seine Federn nicht wasserfest sind, muss er sich nach jedem Tauchgang in der Sonne trocknen, weshalb du sehr oft Schlangenhalsvögel mit ausgebreiteten Flügeln in den Bäumen siehst.
Der Anhinga Trail ist 1,2 Kilometer lang und durchgehend befestigt. Er lässt sich leicht in einer halben Stunde umrunden, doch da es so viel zu sehen gibt, solltest du deutlich mehr Zeit einplanen. Wir konnten am Anhinga Trail neben unzähligen Alligatoren auch Schildkröten, zahlreiche Vögel, eine Schlange und viele bunte Heuschrecken bewundern. Am benachbarten Gumbo Limbo Trail lief uns auch ein graues Eichhörnchen vor die Kamera.
Die beste Zeit zur Tierbeobachtung sind übrigens die frühen Morgenstunden nach Sonnenaufgang und die Zeit vor Sonnenuntergang, da sich die Tiere – ähnlich wie in Afrika – während der Mittagshitze zurückziehen.
Pa-Hay-Okee Aussichtsplattform- entdecke die Weite der Everglades
Von der Aussichtsplattform Pa-Hay-Okee erschließt sich dir ein einmaliger Blick über das weite Grasland. Natürlich ist die endlose Prärie nicht das aller spektakulärste Fotomotiv, aber das, was du vom Aussichtspunkt siehst, ist eben die Landschaft, für die die Everglades berühmt sind.
Die Aussichtsplattform erreichst du über einen erhöhten Boardwalk, so dass du auch während der Regenzeit, wenn der Pegel steigt und sich das ausgetrocknete Grasland in einen Sumpf verwandelt, im Trockenen bleibst.
Leider war es während unseres Besuchs sehr diesig und das Licht dementsprechend schlecht, doch man konnte erahnen, wie magisch der Anblick in der goldenen Stunde sein würde.
Shark Valley Trail- mit dem Fahrrad auf der Suche nach Alligatoren
Ähnlich viele Wildtiere wie am Anhinga Trail findest du auch weiter nördlich beim Shark Valley Besucherzentrum. Ein 24 Kilometer langer Rundweg führt vom Eingang bis zum Aussichtsturm und zurück. Du kannst die Strecke entweder mit dem Fahrrad zurücklegen oder eine geführte Tour im Bummelzug machen.
Diese ist allerdings mit 25 $ pro Person nicht ganz günstig und hat den Nachteil, dass du bei Tiersichtungen nicht einfach aussteigen kannst. Die Fahrräder kosten 9$ pro Stunde und werden auf „First come, first serve“ Basis vergeben. Für den gesamten Loop musst du 2-3 Stunden Fahrtzeit einkalkulieren, ohne Fotostopps und Pausen.
Da du schon wenige Schritte vom Besucherzentrum entfernt auf eine unglaubliche Artenvielfalt triffst, reicht es aber eigentlich auch, wenn du einen Teil der Strecke zu Fuß besuchst. Alternativ gibt es auch zwei kurze Wanderwege, die du innerhalb von einer halben Stunde abgehen kannst.
Der Bobcat Boardwalk ist befestigt und führt durch dichtes Schilf- und Grasland, während der Otter Cave Hammock Trail ein unbefestigter Pfad ist, der vom Rundweg in den Wald abzweigt.
Halte bei deinem Besuch im Shark Valley auf jeden Fall die Augen offen, denn mit ein bisschen Glück kannst du sogar süße Baby-Alligatoren entdecken! Als wir dort waren befand sich ein Nest direkt hinter dem Besucherzentrum und weitere Babys entdeckten wir entlang des Bobcat Trails.
Hinweis: Halte genug Abstand (min. 4 Meter), denn die kleinen Alligatoren werden von ihrer Mutter bewacht, auch wenn diese nicht zu sehen ist!
Big Cypress National Preserve- Idylle pur im Mangrovenwald
Fast magisch muten die Mangroven Tunnel im Big Cypress National Preserve an. Die Kayak-Tour durch diese unberührte Naturlandschaft zählte zu den absoluten Highlights meiner Reise durch den Everglades Nationalpark.
Beim Paddeln durch die Kanäle des Big Cypress National Preserve steht die faszinierende Vegetation im Vordergrund. Mangrovenwälder, Farne, Palmen, Sumpflilien und Orchideen säumen die Ufer und spiegeln sich im glasklaren Wasser.
Aber natürlich dürfen auch die Alligatoren nicht fehlen. Das Gefühl, wenn ein ausgewachsener Alligator auf dein Kayak zu schwimmt- einfach unbeschreiblich. Und ja, es ist schon ein gewisser Nervenkitzel dabei!
Big Cypress Bend Boardwalk- Geheimtipp abseits des Tamiami Trails
Ein Geheimtipp entlang des Tamiami Trails sind das Fakahatchee Strand State Preserve und der dazugehörige Big Cypress Bend Boardwalk. In diesem State Park steht die Natur im Vordergrund, weshalb es kaum Infrastruktur gibt.
Am Beginn der Trails gibt es eine kleine Box, wo du den Eintritt von 3$ pro Person deponieren kannst. Auch ein paar Folder mit Informationen liegen bereit. Der Boardwalk selbst ist schon etwas in die Jahre gekommen, wurde aber – wie man an den neuen Holzplanken sehen kann – regelmäßig renoviert und ist nach wie vor in einem guten Zustand.
Er führt durch eine mystische Sumpflandschaft und endet an einem Teich mit Aussichtsplattform. In diesem kleinen Naturparadies kann man relativ ungestört Vögel und Alligatoren beobachten, denn offensichtlich fahren die meisten Besucher an dem unscheinbaren Parkplatz des Wanderweges vorbei. Viele Leute haben wir bei unserem Abstecher jedenfalls nicht getroffen.
Hinweis: Der Boardwalk ist eher nicht für Menschen mit Schlangenphobie geeignet, denn davon gibt es im Sumpf um den Boardwalk jede Menge!
Naturparadies Ten Thousand Islands
Die Ten Thousand Islands besuchte ich schon während meiner ersten Florida Reise im Mai 2018, doch ich möchte sie hier nicht unerwähnt lassen. Wer mit dem Kayak oder Airboat durch das Labyrinth dieser größtenteils unbewohnten Mangroveninseln fährt, erlebt wieder eine ganz andere Seite der faszinierenden Natur der Everglades.
Einsame Inseln mit abgelegenen Sandstränden und seichten Buchten dominieren hier das Bild. Ein kompletter Kontrast zu den endlosen Graslandschaften im Zentrum des Parks. Auf einigen Inseln nisten Meeresschildkröten und die dichten Mangrovenwälder dienen als Brutplatz für seltene Vogelarten. In den verzweigten Gewässern des Schutzgebietes leben außerdem Delfine und Seekühe.
Übrigens, der Name der Inselgruppe ist ein wenig irreführend, denn tatsächlich handelt es ich nur um ein paar hundert Inseln und nicht um Zehntausend. Das tut der Schönheit der Region aber natürlich keinen Abbruch!
Alligatoren, Pumas und Co.- Ist der Everglades Nationalpark gefährlich?
Als ich die ersten Bilder aus dem Everglades Nationalpark auf Facebook postete kam sofort die Frage auf, ob der Aufenthalt im Park denn nicht gefährlich sei. Immerhin tummeln sich in der Wildnis neben Alligatoren auch Pumas, Schwarzbären, Pythons und Luchse.
Während die Wahrscheinlichkeit auf Pumas oder Bären zu treffen geradezu verschwindend gering ist und ich mir diesbezüglich wirklich keine Sorgen machte, sind die Alligatoren geradezu omnipräsent im Park. Auf manchen Trails muss man fast aufpassen, ihnen nicht auf die Schnauze zu treten, denn viele von ihnen sonnen sich ziemlich unbeeindruckt von den Besuchern mitten auf den Wegen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nichts zu befürchten hat, wenn man die Tiere mit Respekt behandelt und genug Abstand lässt. 4 Meter sollen es mindestens sein, um den Alligator nicht zu bedrängen. Besondere Vorsicht ist bei Alligator-Nestern geboten, denn die Muttertiere verteidigen ihre Jungen in den ersten Monaten gegen potenzielle (Fress)feinde.
Außerdem ließ ich mir von Rangern sagen, dass der Mensch nicht wirklich auf dem Speiseplan eines Alligators steht und es daher äußerst selten zu Angriffen kommt. Wer mit Hausverstand handelt und sich an die Parkregeln hält, sollte also keine Probleme bekommen. (dass das heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich ist, ist natürlich eine andere Sache)
Empfehlenswerte Touren im Everglades Nationalpark
Meine Lieblingsorte im Nationalpark habe ich dir schon vorgestellt, nun möchte ich dir noch ein paar empfehlenswerte Touren und Abstecher zeigen.
Fahrradtour am Shark Valley Trail
Die Fahrradtour im Shark Valley habe ich ja schon erwähnt. Wer genug Zeit mitbringt, sollte sich unbedingt ein Fahrrad mieten und den Rundweg abfahren, denn nur so kannst du – abgesehen von dem teuren Zug – auch den Aussichtsturm besuchen. (Ja, theoretisch kannst du auch zu Fuß gehen, aber 24 Kilometer sind in der unbarmherzigen Sonne Floridas wirklich keine gute Idee)
Verglichen mit dem Zug hat das Fahrrad außerdem den Vorteil, dass du in deinem eigenen Tempo vorankommst und für Fotos (oder einfach zum Beobachten) anhalten kannst wo immer du willst.
Öffnungszeiten: tägl. zwischen 8:30 und 16 Uhr
Kosten: 9 $/ Stunde
Für die Anmietung ist ein Ausweis erforderlich!
Mehr Informationen zur individuellen Fahrradtour im Shark Valley
Ein Abstecher auf den Scenic Loop abseits des Tamiami Trails
Wenige Kilometer nach dem Shark Valley zweigt Links vom Tamiami Trail eine unscheinbare Straße ab. Dieser so genannte Scenic Loop führt durch die unberührte Natur eines dichten Zypressen– und Pinienwaldes. Die Straße ist über weite Strecken nicht befestigt, daher musst du mindestens 1,5 Stunden für diese etwa 40 Kilometer langen Abstecher einplanen.
Ruhesuchende Reisende, die unberührte Natur abseits der klassischen Touristenrouten suchen, sind hier definitiv richtig. Wer mit offenen Augen unterwegs ist und die Umgebung im Blick behält, darf hier auch auf einmalige Wildtierbegegnungen hoffen!
Hinweis: Bei unserem Besuch war die Straße in sehr gutem Zustand, das kann sich aber nach Regenfällen schnell ändern. Daher empfiehlt es sich im Zweifel einen Ranger nach den aktuellen Fahrbahnverhältnissen zu fragen.
Außerdem sollte ich der Vollständigkeit halber erwähnen, dass die meisten Mietwagenfirmen Ausflüge auf Dirt Roads verbieten und du den Abstecher daher auf eigenes Risiko machen musst. Ob es sich bei dieser eigentlich ganz passablen Straße tatsächlich um eine Dirt Road handelt, darüber kann man aber vermutlich streiten. Wir sind sie mit einem Mustang gefahren und sehr gut durchgekommen.
Kayaktour durch die Mangroven des Big Cypress National Preserve
Wenn ich mir von allen Touren im Everglades Nationalpark nur eine aussuchen könnte, dann wäre es die Kayak-Tour durch die Mangroventunnel im Big Cypress National Preserve, über die ich weiter oben schon geschrieben habe.
Viele Besucher entscheiden sich ja für einen wilden Ritt im Airboat, doch ich persönlich kann dem Lärm nichts abgewinnen. Das fast meditative Paddeln durch die unberührte Vegetation hingegen ist eine Wohltat für die Seele und lässt dich die Natur ungestört erleben.
Empfehlen kann ich dir die „Alligator & Orchideen Eco Tour“ des Anbieters Everglades Area Tours. Zusammen mit einem fachkundigen Guide paddelst du drei Stunden durch die mystischen Mangroventunnel und lernst viel über die einmalige Fauna und Flora des Naturschutzgebietes. Spannende Begegnungen Aug‘ in Aug‘ mit dem Alligator inklusive!
Mehr Informationen zur Alligators and Orchids Eco Tour—the Beauty, and the Beast
Boat Assisted Kayaking durch die 10.000 Islands
Wer lieber Meerluft schnuppern möchte, sollte sich die „Boat Assisted Kayak Tour“ ansehen, die auch von Everglades Area Tours angeboten wird. Bei dieser Tour fährst du mit einem Boot durch das Labyrinth der Mangroveninseln der Ten Thousand Islands und steigst dann auf ein Kayak um.
Im Kayak erkundest du einige der unbewohnten Inseln und legst an wunderschönen, naturbelassenen Stränden an. Mit etwas Glück siehst du während deiner Tour Rochen, Manatees und Delfine sowie die eleganten Fischadler, die hier in den Wipfeln der Mangroven brüten.
Auf dieser Tour lernst du eine ganz andere Seite des Everglades Nationalparks kennen. Nicht die mystische Sumpflandschaft steht im Fokus, sondern der Lebensraum zwischen Süßwasserstrom und dem Salzwasser des Golfs von Mexiko.
Ein fachkundiger Guide erklärt dir, durch welches ausgeklügelte System die Mangroven im Salzwasser überleben können und warum diese robusten Pflanzen so wichtig für das ökologische Gleichgewicht in der Region sind.
Mehr Informationen zur Boat Assisted Kayak Tour*
Unterkünfte im Everglades Nationalpark
Campingplätze im Everglades Nationalpark
Im Everglades Nationalpark selbst gibt es keine Hotels, sondern nur Campingplätze. Zwei davon, der Long Pine Key Campground und der Flamingo Campground sind über die Straße 9336 erreichbar, der Rest nur mit dem Boot oder zu Fuß. Für diese abgelegenen Campingplätze im Everglades Nationalpark benötigst du außerdem eine spezielle Genehmigung.
Lies hier mehr zum Campen im Everglades Nationalpark
Hotel Empfehlung beim Everglades Nationalpark
Besucher, die nicht campen wollen, kommen am besten in einer der Städte am Rand des Nationalparks unter. Empfehlenswert sind Homestead/ Florida City im Osten oder Everglades City im Westen des Schutzgebietes. Wir wollten zwei Nächte beim Park verbringen, um möglichst viel zu sehen, und statteten daher beiden Orten einen Besuch ab.
Homestead und Florida City werden dominiert von klassischen Hotel- und Motelketten und sind daher nicht wirklich für Reisende geeignet, die eine idyllische oder gar luxuriöse Unterkunft suchen. Allen, die nur ein sauberes Hotel zum Übernachten vor den Toren des Everglades Nationalparks benötigen, empfehle ich die Travellodge in Florida City. Gleich daneben befindet sich auch ein Lokal der Restaurantkette „Denny’s“, wo man gut und verhältnismäßig günstig essen gehen kann.
Travellodge Florida City
409 SE 1st Ave, Florida City, FL 33034, USA
(diese Unterkunft auf Booking.com* ansehen)
Everglades City am anderen Ende des Nationalparks ist ein kleines, verschlafenes Dorf und die Anzahl der Unterkünfte daher überschaubar. Wir entschieden uns auf Grund der Bewertungen für das zentral gelegene Ivey House Bed & Breakfast. Eine Übernachtung hier empfehle ich allen Besuchern, die das Big Cypress National Preserve und/oder die Ten Thousand Islands besuchen möchten.
Ivey House Bed & Breakfast
605 Buckner Ave N, Everglades City, FL 34139, USA
(dieses Hotel auf Booking.com* ansehen)
Fazit meines Besuchs im Everglades Nationalpark
Mein Aufenthalt im Everglades Nationalpark hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Natürlich bietet dieser Nationalpark nicht die landschaftliche Vielfalt und die grandiosen Ausblicke, die man von dem Parks im Westen der USA gewohnt ist.
Der Everglades Nationalpark vermag auf den ersten Blick unspektakulär erscheinen, doch die endlos weiten Graslandschaften und dichten Wälder beherbergen eine Artenvielfalt, die weltweit einzigartig ist. Diese zu entdecken und dabei zu lernen, wie das hochkomplexe Ökosystem funktioniert, war ein einprägsames Erlebnis, das ich nicht missen möchte.
Dazu kommen die unzähligen unvergesslichen Tierbegegnungen und Gänsehautmomente, die wir bei unserem Ausflug in die unberührte Wildnis erleben durften. Tatsächlich ist die Tierdichte hier so hoch, dass man schon besonderes Pech haben muss, um den Park ohne Sichtung zu verlassen. Gerade Tier- und vor allem Vogelfotografen kommen im Everglades Nationalpark also definitiv voll auf ihre Kosten!
Warst du schon einmal im Everglades Nationalpark unterwegs? Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, wie es dir gefallen hat und was dein absolutes Highlight war! Auch über weitere Tipps und Empfehlungen für meine Leser freue ich mich immer sehr.