Dank der fantastischen Lage zwischen der Atlantikküste und den zerklüften Granithügeln des zentralbrasilianischen Hochlandes ist Rio de Janeiro eine der am schönsten gelegenen Städte der Welt. Leider gilt Rio auch als recht gefährliches Pflaster. Raubüberfälle sind hier an der Tagesordnung und die Mordrate liegt mit 30 Morden pro Jahr und 100.000 Einwohner ungefähr 10x höher als in Berlin und 30x höher als in Wien.

Wenn du Rio besuchen willst, sollte dir klar sein, dass diese Stadt kein Ort für Traumtänzer ist. Du musst hier erheblich mehr aufpassen, als daheim in Österreich, Deutschland oder der Schweiz. Alleine in der Nacht durch dunkle und verlassene Straßen nachhause zu gehen, ist in Wien kein Problem, kann in Rio und den meisten anderen Lateinamerikanischen Städten jedoch böse enden.

Panikmache ist dennoch nicht angesagt. Keinesfalls solltest du auf einen Besuch dieser faszinierenden Stadt aufgrund von Sicherheitsbedenken verzichten. Rio kann zwar für naive und unbedarfte Touristen gefährlich sein, aber die Kriminalität ist bei weitem nicht so schlimm, wie es einem die Medien oder Erzählungen glauben machen wollen.

Ein wenig Statistik

Klar, Rio ist keine Sicherheitsoase wie Wien, dennoch wirkt die Sicherheitslage aus der Ferne oft schlimmer, als sie wirklich ist. So werden in Rio pro Jahr ungefähr 30 von 100000 Personen ermordet. Das ist im weltweiten Vergleich eine sehr hohe Quote, bedeutet aber dennoch nicht, dass auf den Straßen von Rio de Janeiro Mord und Totschlag herrschen.

Sehen wir uns die Zahlen mal genauer an. Eine Quote von 30 Morden pro 100.000 Personen bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit einem Gewaltverbrechen zum Opfer zu fallen bei 0,0003% liegt. Im Durchschnitt könnte ich 3333 Jahre in Rio verbringen, ohne ermordet zu werden. Hinzu kommt natürlich, dass sich die Gewaltverbrechen nicht gleichmäßig auf die Bevölkerung verteilen. Die meiste Gewalt reduziert sich auf Bandenkriminalität in den Favelas. Damit sollte man als Reisender sowieso nichts zu tun haben.

Generell lässt sich das Risiko in Rio einem Verbrechen zum Opfer zu fallen, durch das Befolgen einiger Verhaltensregeln erheblich reduzieren.

1. Aufpassen, welchen Stadtteil man besucht

Wichtig ist, immer zu wissen, wo man sich gerade befindet. Menschenleere Straße sollten generell gemieden werden. Es ist ratsam die meisten Wege in der Nacht per Taxi zurückzulegen.

Touristen halten sich normalerweise in der Zona Sul auf, 85% der Einwohner von Rio, auch Cariocas genannt, leben jedoch im Nordteil der Stadt. Die Zona Sul ist der wohlhabende Teil der Stadt, hier befinden sich unter anderem die Stateile Ipanema, Copacabana, Leblon und Botafogo. Das heißt jedoch nicht, dass es hier keine Favelas gibt und man bedenkenlos überall hingehen kann. Neben dem Schickimicki-Bezirk Leblon liegt zum Beispiel Rocinha, eine der größten Favelas Lateinamerikas.

Favelas wie Rocinha sind die ärmsten Gegenden der Stadt, dennoch sind sie nicht automatisch ein Hort des Verbrechens. Früher waren die meisten Favelas in der Hand der Drogenmafia, inzwischen wurden viele jedoch von der Polizei mit mehr oder weniger rechtsstaatlichen Methoden befriedigt.

Inzwischen könntest du als Tourist sogar Hostels oder Appartments in einigen Favelas buchen. Recht viele Reisende scheinen damit schon gute Erfahrungen gemacht zu haben. Generell gilt jedoch das Credo, dass man die Favelas nicht alleine besuchen sollte, da es für einen Ausländer oft nicht ersichtlich ist, welche Teile der Favelas befriedigt sind und welche nicht.

Weit weniger risikobehaftet ist es, eine Favela-Tour zu buchen. Rocinha kann zum Beispiel mit Guide aus der Favela besichtigt werden. Ein Teil der Einnahmen wird außerdem in die lokale Infrastruktur investiert, was den Menschen in der Favela zugutekommt Man muss daher keine Bedenken haben, dass man im Rahmen dieser Tour arme Leute wie im Zoo besichtigen geht.

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2. Bei einem Raubüberfall nicht den Helden spielen

Auch wenn das Risiko eines Überfalls in Rio de Janeiro höher als in europäischen Städten ist, ist es dennoch eher unwahrscheinlich, dass du in Rio Opfer eines Raubüberfalls wirst.

Falls doch etwas passiert, leiste keinen Widerstand und händige die Wertsachen aus. Diese Empfehlung gilt natürlich nicht nur in Rio, sondern überall auf der Welt. Die meisten Verbrecher sind nur an deinem Geld interessiert. Wenn etwas passiert, dann meistens nur deshalb, weil versucht wurde den Helden zu spielen. Das ist sinnlos, da dein Leben ein paar hundert Euro nicht wert ist.

3. Keinen Schmuck und Wertsachen am Körper tragen

Rio ist keine Stadt für Poser. Teure Uhren und Schmuck wirken auf Taschendiebe wie ein Magnet und sollten daher zuhause gelassen werden. Es ist auch nicht ratsam mit einem teuren Smartphone wie dem iPhone 11 auf der Straße zu telefonieren. Besser ist es auf ein billiges Smarthone umzusatteln oder das Telefon zuhause zu lassen. Als Tourist benötigt man es meistens sowieso nicht.

4. Die Kamera und den Laptop immer im Rucksack verstauen

Manchmal lässt es sich jedoch nicht vermeiden, teure Gegenstände wie Spiegelreflexkamera und Laptop mitzuführen. Wenn du deinen Wert als Raubopfer nicht erhöhen willst, trage diese Sachen nicht sichtbar, sondern verstaue sie in einem leicht schäbigen Rucksack, dessen Verschluss du auch zusätzlich mit einem Schloss sichern kannst.

5. Dokumente, Kredit und Bankkarten sicher verstauen

Deine Dokumente und Kreditkarten solltest du idealerweise im Hotelsafe oder im Apartment verstauen. Es ist besser Kopien als die Originaldokumente mitzunehmen. Willst du Geld abheben oder die Kreditkarte dabeihaben, rate ich dir, diese Sachen nicht in die Geldbörse einzustecken, sondern in einer Bauchtasche am Körper mitzuführen.

6. Nur so viel Geld mitnehmen wie man benötigt

Du solltest nie dein gesamtes Bargeld mitnehmen, sondern immer nur so viel, wie du ausgeben willst. Falls du überfallen oder Opfer von Taschendieben wirst, ist der finanzielle Schaden dadurch nicht allzu groß,

Manche Menschen schwören darauf eine zweite Geldbörse als sogenannte Opferbörse einzustecken. Für mich ist das jedoch zu viel Aufwand, außerdem muss auch die Original-Geldbörse irgendwo verstaut werden.

Bei mir kommen die wertvollen Sachen (Kreditkarten, Ausweise) in die Bauchtasche, das Geld für den Tag in die Geldbörse, dadurch halten sich meine Verluste im Fall des Falles in Grenzen.

7. Ungesicherte Geldautomaten meiden

Hebe dein Geld nur von Geldautomaten ab, die sich im Inneren einer Bank befinden und vermeide Automaten, die auf der Straße oder im Supermarkt stehen. Grund dafür ist, dass diese oft manipuliert sind und beim Abheben des Gelds der Magnetstreifen sowie der Pin-Code deiner Karte kopiert werden.

Dieser dreiste Trick ist in ganz Lateinamerika häufig anzutreffen. Es wird gesagt, dass in Rio viele der Automaten am Flughafen manipuliert sind. Die Automaten innerhalb einer Bank sind jedoch bewacht und werden regelmäßig kontrolliert. Normalerweise sollte da nichts passieren.

PS: Falls du eine Maestro Karte verwendest, musst du dir keine Sorgen machen, da du dein Geld sowieso nur bei den Automaten der Banko do Brasil abheben kannst.

8. Die Getränke nicht aus den Augen lassen

Das Nachtleben in Rio hat viel zu bieten. Wer in Rio Partys feiert, sollte aber immer die Getränke im Auge behalten. Es kann passieren, dass das Getränk mit KO-Tropfen versetzt wird, mit dem Ziel das bewusstlose Opfer auszurauben.

Ist man in einer Gruppe unterwegs und hat Freunde, die ein Auge auf einem werfen, ist das Risiko diesem Verbrechen zum Opfer zu fallen recht gering. Die Gefahr ist logischerweise deutlich größer, wenn man als Mann oder Frau alleine unterwegs ist und scheinbar harmlose neue Bekanntschaften macht.

Auch wenn dieser Nepp in Rio hin und wieder vorkommt, scheint er in Argentinien viel weiter verbreitet zu sein. In Buenos Aires bezeichnet man Frauen, die sich an Gringo-Männer ranmachen, mit dem Ziel sie auf das Zimmer zu führen und dort außer Gefecht zu setzen als „Schwarze Witwen“.

9. Sich nicht von Taxifahrern abzocken lassen

Mir ist keine Stadt auf der Welt bekannt, in der Taxifahrer einen guten Ruf besitzen und auch Rio ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Die Taxifahrer hier sind wahre Meister des Abzockens.

Der übliche Nepp sieht folgendermaßen aus: Der Taxifahrer gibt vor, den Weg nicht zu kennen, fragt Passanten nach dem richtigen Weg und kreist danach für lange Zeit ziellos in der Gegend herum. Für unbedarfte Reisende wirkt die Show durchaus überzeugend, aber nach einigen Tagen in Rio dämmert es einem, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass ein Taxifahrer bedeutende Stadtteile wie Lapa oder Santa Teresa nicht kennt.

Mir ist es zweimal passiert, dass das Taxi am weg nach Lapa, einige hundert Meter vom berühmten Aquädukt entfernt, plötzlich in eine Seitengasse einbog und dort zum herumkreisen begann. Beim ersten Mal konnte mich der Taxifahrer noch von seiner Inkompetenz überzeugen, beim zweiten Mal war mir klar, was für ein Spiel hier gespielt wurde, weshalb ich sofort aus dem Taxi ausstieg.

Vermeiden kannst du diese Abzocke, indem du in keine Privattaxis, sondern nur in Taxis von Taxiunternehmen einsteigst. Diese erkennst du daran, dass sie ein Firmen-Logo besitzen, das sich auf der hinteren Seitentüre befinden sollte. Schlechte Erfahrungen machte ich bisher vor allem mit Taxis, die zu keinem Unternehmen gehörten.

Fazit

Rio de Janeiro zählt definitiv nicht zu den sichersten Städten auf Erden, dafür ist hier das Massenelend auf der Straße zu groß. Dennoch kann die Stadt problemlos von jung und alt besucht werden. Wichtig ist vorsichtiger zu sein, als in Europa oder Asien und die hier vorgestellten Sicherheitstipps zu befolgen. Dann sollte bei einem Besuch dieser coolen Stadt nichts schlimmeres passieren.

Noch mehr Tipps für Rio gesucht? Lies auch meinen Artikel über die schönsten Sehenswürdigkeiten in Rio de Janeiro! Weitere Tipps und knackige Infos für diese traumhafte Stadt findest du auch auf dem Blog meines Kollegen Philipp.


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Author

Reisejunkie, Autor, Solopreneur. Mag es, ungewöhnliche Orte zu entdecken und nach seinen eigenen Regeln zu leben.

4 Comments

  1. Hallo Stefan!

    Sehr guter, nützlicher Artikel, für alle die (das erste Mal) nach Rio de Janeiro reisen.

    Auch wir haben uns im Vorfeld viele Gedanken zum Thema Sicherheit gemacht und ich denke, der erste Punkt in deiner Liste, ist sogar der wichtigste! Sicher kann man in Rio super couchsurfen, aber letztendlich haben wir uns bei der Wahl unserer Unterkunft bewusst eine sichere Gegend in Botafogo ausgewählt, wo auch die Eingangstüren unseres B&B doppelt gesichert waren (mit Code und Finger-Scan).

    Liebe Grüße aus Siem Reap,
    Flo

  2. Sehr gute Tipps, die ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann 😉

    Was ich noch ergänzen würde, wäre zumindest einige Standard-Ausdrücke in Portugiesisch zu lernen, denn es in Rio können nur seeeeehr wenige Menschen Englisch 😉

    Bonus-Tipps aus eigener Erfahrung:

    #1 an der Copacaba-Promenade kann es vorkommen, dass einem die Sneaker unbemerkt mit einem Farbspray von hinten angsprüht werden. Der Übeltäter will dann helfen und mit einem Tuch die noch frische Farbe entfernen…Und erwartet natürlich eine Entschädigung. Am besten wie im Artikel beschrieben immer etwas Kleingeld/kleinere Geldscheine dabei haben (auf keinen Fall das Portemonnaie rausholen!), das man rausrücken kann. Lehnt man die Kurzreinigung ab, wird man die Farbe anschließend nur äußerst schwer abbekommen.

    #2: Die Tunnel zwischen Botafogo und Copacabana nach Möglichkeiten nicht zu Fuß überqueren – auch tagsüber. Unmittelbar vor mir wurde dort ein Einheimischer (!) von drei bewaffneten Jugendlichen überfallen, die kurz nach ihm und aus einem Busch entsprungen sind… 🙁

    #3: Entlang des Jogger-Strecke in Botafogo (entlang des Strandes) versuchen kleine Jungs hin und wieder, den Fußgängern wie auch Skatern (!) Taschen/Skateboards zu entreißen und laufen dann über die dichtbefahrene Straße auf die andere Straßenseite.

    #4: Am Strand der Copacabana sind ganze Kinder-Gangs untewegs, die sich alle gleichzeitig auf die Taschen/Rücksäcke der Besucher stürzen und anschließend einzeln in verschiedene Richtungen flüchten.

    Ich war zwar auch hin und wieder mit Rücksack unterwegs, hatte dort allerdings nichts, dessen Verlust ich nicht hätte verkraften können.

    LG,

    Ben

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