Schon bei meinem letzten Krakau-Besuch im Jänner 2016 war ich begeistert vom Charme der zweitgrößten polnischen Stadt. Als ich vor ein paar Monaten von der Organisation Let me Italian you via Instagram gefragt wurde, ob ich an einem Foto-Workshop in Krakau mitmachen wolle, zögerte ich daher nicht lange und sagte sofort zu.
Aber was hat eine italienische Organisation mit der polnischen Stadt Krakau zu tun?
Let me Italian you wurde von den sizilianischen Zwillingen Gabriele Ragusa und Massimiliano Ragusa gegründet. Ursprüngliches Ziel der Organisation war es, zu zeigen, dass Sizilien mehr ist als bloß Pizza und Mafia. Inzwischen sind die Ziele der Organisation internationaler und es werden Projekte nicht nur in Italien sondern auch im restlichen Europa umgesetzt.
Krakau kam schließlich ins Visier der Zwillinge, weil die beiden hier ihr Auslandssemester verbrachten. Inzwischen bieten die beiden aber auch einen ähnlichen Workshop in Barcelona an.
Ankunft in Krakau
Anfang September buchte ich schließlich um 4 Euro ein Busticket bei Polskibus und machte mich auf den Weg nach Krakau. Anfangs war ich etwas skeptisch über die Seriosität des Workshops, aber im Fall der Fälle hätte es mir nichts ausgemacht, mich abzusetzen, um die Stadt alleine zu erkunden.
Meine Bedenken lösten sich zum Glück schon bald in Luft auf, auch wenn ich im Nachhinein sagen muss, dass ich mit der Organisation nicht 100% zufrieden war. Mehr dazu später
Wie zu erwarten stammte die Mehrzahl der Teilnehmer aus Italien, was einige kleine Kommunikationsschiwiergkeiten mit sich brachte, aber im Laufe der Woche auch dazu führte, dass ich meinen italienischen Wortschatz von 4 auf 20 Wörter ausbauen konnte. Ansonsten gab es noch Teilnehmer aus Deutschland, Litauen, Slowenien, Norwegen, Schweden und Irland.
Sprich: Wir waren sehr international.
Der erste Tag bestand drin, die Stadt kennenzulernen. So wanderten wir vom Hauptplatz zur beeindruckenden Burg Wawel und fotografierten alles, was unseren Weg kreuzte
Am Abend hatten wir schließlich die Möglichkeit uns besser kennenzulernen. Schon bald fühlten wir uns so, als würden wir uns alle schon seit vielen Jahren kennen. Mit vielen Vodka-Shots wurde auf neue Freundschaften angestoßen. Eine Tradition die wir in all den folgenden Nächten ausgiebig zelebrierten, was immer wieder zu verlorenen Handys und verkaterten Köpfen führte.
Tour nach Auschwitz und Birkenau
Am nächsten Tag Stand der Besuch der Konzentrationslager Auschwitz und Birkenau am Programm – Historisch sehr interessant, aber sicherlich der deppressivste Abschnitt des Workshops. Es ist kein schönes Gefühl an einem Ort herumzuwandern, an dem mehr als eine Millionen Menschen ermordert wurden.
Auschwitz und Birkenau liegen sehr nahe beieinander und sind durch eine Buslinie verbunden. Seit 1979 stehen sie auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerbe und werden jedes Jahr von mehr als einer Million Menschen besucht.
Auschwitz ist deutlich kleiner, aber noch sehr gut erhalten, während im weitläufigen Birkenau die meisten Baracken noch von den Nationalsozialisten abgerissen wurden, so dass das Gelände recht leer erscheint. Die Größe des Areals lässt jedoch den schieren Ausmaß des Massenmords erahnen.
Meine beiden einzigen Kritikpunkte an diesem Besuch waren, dass wir zu wenig Zeit für eine wirklich auführliche Besichtigung hatten und dass uns kein Guide durch die Lager führte, da man doch viele Informationen nicht mitbekommt, wenn man das Gelände auf eigene Faust erkunden muss.
Photoshooting mit Models
Die Model-Shootings waren sicher einer der fotografischen Höhepunkte der Woche. Am Abend des zweiten Tages hatte ich das erste Mal in meinem Leben die Gelegenheit ein professionelles Model zu fotografieren. Schon nach ein paar Schnappschüssen musste ich feststellen, dass Modellfotografie gar nicht so einfach ist.
Nicht nur mir erging es so:
Nur die wenigsten Teilnehmer hatten schon Erfahrung mit Portraitfotografie. Leider waren die Instruktionen die wir bekamen eher mau, weshalb wir einfach drauflosfotografierten. Ein richtiger Workshop wäre mir lieber gewesen und hätte sicher zu besseren Fotos geführt.
Zwei meiner Ergebnisse vom ersten Shooting siehst du hier:
Shooting in Cracow School Of Art and Fashion Design
Am nächsten Tag fuhren wir zum nächsten Modelshootings. Wir wurden von der Cracow School of Art and Fasion Design eingeladen und hatten die Möglichkeit unsere fotografischen Fähigkeiten in einem professionellen Studio zu testen. Ich erwartete mir einen geführten Workshop, aber im Endeffekt handelte es sich auch hierbei nur um ein Fotoshooting mit einem Model und 30 Fotografen. Man musste seine Ellenbogen einsetzen, um eine gute Schußposition zu erlangen.
Tour durch das Jüdische Krakau – “Kazimierz”
Am Abend wurde uns das Jüdische Krakau gezeigt – genauer gesagt der Stadtteil Kazimierz. Dieser galt früher als schäbig, konnte sich in den letzten Jahren aber zu einem hippen Ort entwickeln. Besonders beeindruckend ist der jüdische Friedhof.
Besuch des Zakrowek Sees
Am nächsten Tag hatten wir die Wahl zwischen einem weiteren Modelshooting oder dem Besuch des Zakrowek Sees. Ich entschied mich für die zweite Option, da die Sonne für Mitte September ungewöhnlich warm vom Himmel schien und zum Baden einlud. Leider war es gar nicht so leicht am See eine Badestelle zu finden.
Die leicht zugänglichen Bereiche waren privat und abgezäunt. Um ans Wasser zu gelangen, war es nötig über steile Klippen zu klettern. Erst mit aufgeschürften Füßen erreichte ich schließlich das Wasser. Das erfrischende Nass war eine große Belohnung für all die Strapazen.
Outdoor-Photoshooting mit Model
Danach versammelten wir uns zur Goldenen Stunde auf einem der vier künstlich aufgeschütteten Hügel in Krakau. Das letzte Modelshooting stand an und nun bekamen wir das erste Mal auch wirklich brauchbare Instruktionen.
Die Fotos mit dem Modell Klaudia Kolegowicz gehören daher auch zu den besten Aufnahmen, die ich während der Woche machte.
Parkour-Shooting in der Altstadt und Abschied
Parkour ist ein Urban-Sport, der sich in den letzten Jahren vor allem in Frankreich entwickelte. Konkret geht es darum, die Stadt zum Spielplatz zu machen und über alle möglichen urbanen Hindernisse zu klettern und zu hüpfen. Erfunden wurde Parkour ursprünglich, um besser von der Polizei weglaufen zu können. Inzwischen ist es jedoch eine durchaus seriöse Sportart, die weltweit immer populärer wird.
Klar, dass sich hier tolle Fotogelegenheiten ergeben. Man muss nur zum richtigen Zeitpunkt abdrücken, was leichter gesagt ist als getan.
Fazit – Kann ich Discover Krakow empfehlen?
Ja, für Leute die schon länger fotografieren. Vor allem wegen dem Austausch mit anderen Hobbyphotographen. Auch bekommt man während der 5 Tage einen guten Einblick in verschiedene fotografische Disziplinen und es ist eine tolle Gelegenheit eine Stadt wirklich intensiv kennenzulernen.
Gab es Sachen, die mir negativ aufgefallen sind?
Nun, es ist alles etwas „italienisch“ organisiert. Auch sollte man nicht mit der Erwartung hinfahren, einen Fotokurs zu besuchen, da man doch sehr wenige fotografischen Instruktionen bekommt. Sinnvoller wäre es vielleicht Workshops mit wirklichen Unterweisungen zu bekommen, aber in diesem Fall müsste man vermutlich auch mehr für die 5 Projekt-Tage zahlen.
Für pure Anfänger kann ich Discover Krakow daher nicht empfehlen, auch wenn die Anfänger unter den Teilnehmern von Discover Krakow 5 dank der tollen Gruppendynamik durchaus ihren Spaß hatten.
Insbesondere für Leute mit schon etwas mehr Fotoerfahrung, sind die Projekte von Let Me Italian You aber eine gute Gelegenheit, um gleichgesinnte Foto-Aficionados kennenzulernen.