Heute möchte ich mich näher mit dem Thema Höhenkrankheit beschäftigen und dir basierend auf meinen Erfahrungen in Bolivien und Peru Tipps und Empfehlungen geben, wie sich die gefürchtete Höhenkrankheit vermeiden lässt. Natürlich muss ich betonen, dass ich kein Arzt bin und dir daher keinen medizinischen Rat geben darf.
Alle in diesem Artikel zusammengefassten Informationen beruhen auf meiner eigenen Erfahrung und den Erlebnissen in meiner Reisegruppe. Ob und wie stark man von der Höhenkrankheit betroffen ist, ist sehr individuell und nicht vorhersehbar, daher empfehle ich im Zweifel immer, einen Arzt zu konsultieren!
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Höhenkrankheit?
Will man der Höhenkrankheit vorbeugen, sollte man natürlich wissen, was es damit auf sich hat und welche Symptome damit einhergehen. Die Höhenkrankheit tritt normalerweise ab ungefähr 2.500 m Seehöhe auf. Sie bezeichnet eine Reihe von Symptomen, die hervorgerufen werden, wenn man sich ohne entsprechende Akklimatisierung in solch ungewohnte Höhen begibt. Zu diesen gehören Kopfweh, Schwindel, Atemnot und Übelkeit. Wann und wie stark die Höhenkrankheit auftritt ist individuell verschieden und nicht vorhersehbar. Anders als oft angenommen, spielt die körperliche Fitness dabei auch nur eine untergeordnete Rolle. Wie man auf die Höhe reagiert, scheint vor allem genetisch verankert zu sein, auch Frauen scheinen die Höhe oft besser zu vertragen als Männer.
Die klassischen Symptome einer akuten milden Höhenkrankheit sind unangenehm, aber nicht gefährlich und verschwinden meist nach einigen Tagen wieder, sofern der Körper Zeit hat, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Allerdings kann die Höhenkrankheit auch schnell lebensbedrohliche Ausmaße annehmen und im schlimmsten Fall in einem Hirn– oder Lungenödem enden, wenn man nicht richtig reagiert oder die Folgen unterschätzt. Daher ist es wichtig, sich vorab gut beraten zu lassen und sich über die richtigen Verhaltensweisen im Fall von Höhenkrankheit zu informieren. Im Zweifel empfehle ich dir immer einen Arzt zu konsultieren, oder – sofern du auf einer Wanderung bist – sofort auf niedrigere Lagen abzusteigen! Gesundheit geht ausnahmslos immer vor!
Ab wann kommt es zur Höhenkrankheit?
Sehr sensible Menschen können bereits ab einer Höhe von 2.000 Metern die ersten Symptome verspüren, normalerweise treten diese aber erst bei einem längeren Aufenthalt auf einer Höhe von 3.000 Metern und mehr auf. Wer in noch größere Höhen vordringen will, sollte unbedingt eine längere Zeit auf 3.000 m Seehöhe verbringen, um dem Körper Zeit zu geben, sich zu akklimatisieren. Danach sollte man darauf achten, nicht mehr als 300 – 500 Höhenmeter pro Tag aufzusteigen, um dem Körper weiter die Möglichkeit zu geben sich anzupassen. Idealerweise schläft man auch nicht am höchsten Punkt der Tagesetappe, sondern etwas weiter unten.
Klassische Reiseziele, wo du mit Höhenkrankheit rechnen musst
Zu den klassischen Reisezielen, wo Höhenkrankheit eine Rolle spielt, zählen Südamerika, vor allem die Andenstaaten Bolivien und Peru mit sehr hochgelegenen Städten und die beliebten Trekkingorte in Nepal und am Kilimandscharo in Tansania. Aber natürlich kannst du auch in Österreich, der Schweiz oder Frankreich davon betroffen sein, denn auch in Europa gibt es einige Drei– und sogar Viertausender zu besteigen oder sogar nur mit der Seilbahn zu erklimmen.
Höhenkrankheit Symptome
Die ersten Symptome einer akuten milden Höhenkrankheit, sogenannte Anpassungssymptome, sind Unwohlsein und Übelkeit, erhöhter Puls, Kopfschmerzen und Schwindel. Viele Leute verspüren auch einen Druck auf der Brust und haben das Gefühl, nicht richtig Luft zu bekommen, besonders während körperlicher Aktivität. Als ich persönlich in Bolivien Höhenkrankheit verspürte, fühlte ich mich in den ersten Tagen wie in Watte gepackt und ähnlich geschlaucht wie bei einem Kater. Philipp berichtete aus Peru, dass er sich am Beginn seines Aufenthaltes in Cusco wie ein sehr alter Mann fühlte.
Sofern du dich ausruhst und nicht weiter aufsteigst, sollten sich diese Symptome rasch bessern, denn der Körper ist erstaunlich anpassungsfähig und nahezu jeder Mensch ist fähig, sich auch an große Höhen über 3.000 m anzupassen.
Vorsicht ist geboten, wenn dich die Höhenkrankheit Symptome verschlechtern oder gar ein Zustand geistiger Verwirrtheit eintritt. Dann heißt es – wenn möglich – sofort absteigen oder auf dem nächsten Weg ins Krankenhaus fahren. Denn kein noch so tolles Reiseerlebnis ist es wert, die Gesundheit zu gefährden oder gar das eigene Leben zu riskieren!
Was tun gegen Höhenkrankheit?
Doch wie kann man die Höhenkrankheit vermeiden oder zumindest die Symptome mildern?
10 Tipps gegen Höhenkrankheit
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Reisemedizinische Beratung
Ganz wichtig ist meiner Meinung nach eine vernünftige reisemedizinische Beratung VOR deiner Reise. Der Arzt deines Vertrauens wird dich über Risiken, Symptome und Vorbeugung der Höhenkrankheit beraten und mit dir auch deine Route durchsprechen. Außerdem wird erhoben, ob du möglicherweise an Vorerkrankungen leidest, die einen Ausflug in Höhenlagen zu einem Risiko machen. Das wären zum Beispiels Herz-Kreislauferkrankungen oder erhöhtes Risiko für Thrombosen.
Auch eine mögliche Medikamentengabe kann besprochen werden, ist aber normalerweise nur in Einzelfällen nötig. Außerdem ist es sehr hilfreich zu erfahren, mit welchen Mitteln man die milden Symptome bekämpfen darf. Ich persönlich wusste zum Beispiel nicht, dass Aspirin in der Höhe kontraproduktiv ist und ich daher bei Kopfschmerzen lieber Ibuprofen schlucken sollte. Daher bin ich sehr froh, dass ich mich vor der Reise von meinem Arzt umfassend beraten ließ.
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Plane deine Route vernünftig
Wenn du deine Route vernünftig planst, kannst du das Risiko einer Höhenkrankheit mindern oder sogar komplett ausschließen. Im Idealfall startest du deine Reise auf Meeresniveau und arbeitest dich mit der Zeit in höhere Lagen vor. Je langsamer du in die großen Höhenlagen vordringst, desto besser kann dein Körper sich an die neue Situation anpassen und desto weniger wahrscheinlich wirst du an der Höhenkrankheit erkranken.
Falls es möglich ist solltest du es unbedingt vermeiden, mit dem Flugzeug direkt in große Höhen zu fliegen, da dieser krasse Unterschied dem Körper viel abverlangt. Ich hatte in meinem Fall auf Grund des Reiseverlaufs keine andere Wahl, als direkt von Wien nach La Paz zu fliegen, und habe es auch überlebt.
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VIEL trinken
Auf der Höhe angekommen gilt es den Körper bestmöglich zu versorgen und alles Mögliche zu tun, um die Anpassung zu erleichtern. Eines der großen Geheimnisse, um Höhenkrankheitssymptome zu mildern, ist viel zu trinken. Und damit meine ich nicht nur viel, sondern richtig viel. Dehydrierung ist eines der größten Risiken in Höhenlagen und du solltest statt 1-2 Liter eher 4, 5 oder sogar 6 Liter Flüssigkeit pro Tag zu dir nehmen. Als Faustregel gilt: Pro 1.000 Höhenmetern sollte man 1 Liter Wasser/Tag mehr als sonst trinken. Frei nach unserem Guide in Bolivien: Je öfter man in der Nacht aufstehen muss, desto besser!
Und natürlich sollte deine Flüssigkeitszufuhr hauptsächlich aus Wasser, ungesüßten Tees und Fruchtsäften bestehen. Was mich gleich zum nächsten Punkt bringt:
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Keinen Alkohol trinken
In den ersten Tagen auf der Höhe solltest du Alkohol vermeiden. Alkohol dehydriert den Körper noch mehr und verstärkt zudem die Symptome. Wer eh schon mit höhenbedingten Kopfschmerzen zu tun hat, sollte tunlichst vermeiden noch einen Kater zu produzieren, der diese Symptome noch verstärken würde.
Außerdem wirkt Alkohol in großer Höhe erwiesenermaßen schneller, das heißt du fühlst dich schneller betrunken und erleidest daher auch schneller einen Kater. Absolut kontraproduktiv und daher Finger weg. Wer die ersten Tage gut überstanden und die Höhenkrankheit überwunden hat, darf sich dann aber natürlich zur Belohnung ein Bierchen gönnen.
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Coca-Tee trinken (je nach Reiseziel)
Dieser Tipp hängt von deinem Reiseziel ab und lässt sich nur in Bolivien und Peru (legal) umsetzen. Fakt ist, der mysteriöse und oft misstrauisch beäugte Coca-Tee ist ein wahres Wundermittel für die Bekämpfung der Höhenkrankheit. Sein schlechter Ruf beruht auf der Tatsache, dass aus den Coca-Blättern auch Kokain gewonnen wird, was auch der Grund dafür ist, dass die Einfuhr der Blätter nach Europa verboten ist.
Trotzdem ist die Coca-Pflanze per se keine Droge. Es benötigt nämlich einen aufwendigen chemischen Prozess und tonnenweise Coca-Blätter, um ein paar Gramm Kokain zu gewinnen. Du brauchst also keine Angst haben, dass du durch den Genuss des Coca-Tees oder das Kauen der Coca-Blätter high wirst. Doch Coca-Blätter enthalten viele Vitamine und Spurenelemente, wirken stimulierend, aber nicht aufputschend, verbessern die Sauerstoffaufnahme im Blut und wirken sich positiv auf die Verdauung aus. In den Andenregionen wird die Pflanze seit Jahren als Heilpflanze verehrt und ist aus dem alltäglichen Gebrauch nicht wegzudenken. Man benutzt sie nicht nur, um die Symptome der Höhenkrankheit zu mildern, sondern auch zur Behandlung von allen möglichen Krankheiten, Entzündungen und Infekten.
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Achte auf leichtes Essen
Zum Verdauen unserer Nahrung benötigt der Körper viel Energie. Je schwerer das Essen, desto härter und länger muss der Körper arbeiten. Bei der Akklimatisierung braucht der Körper aber ebenfalls viel Energie, die Herzaktivität steigt an, er produziert mehr rote Blutkörperchen und die Atmung wird rascher. Alles normale Reaktionen, um die Aufnahme von Sauerstoff zu gewährleisten und sich an die neuen Bedingungen anzupassen.
Belastest du den Körper aber noch zusätzlich mit schwerem Essen, muss er Teile der Energie, die er eigentlich dringend für die Höhenanpassung benötigen würde, in die Verdauung stecken. Du solltest zwar ausreichend essen, da auch dein Kalorienbedarf in der Höhe erhöht ist, aber auf leicht verdauliche und fettarme Kost achten. Dazu gehören zum Beispiel Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Auf sehr fett- und zuckerreiche Speisen solltest du im Hinblick auf die Akklimatisierung zumindest zu Beginn deiner Reise verzichten.
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Körperlich Aktivitäten einschränken- lass es ruhig angehen
Wir Europäer sind ein sehr gestresstes Volk und tendieren dazu in möglichst kurzer Zeit möglichst viel sehen und erleben zu wollen. Genau die falsche Strategie, wenn es dich in große Höhen zieht. Denn hier heißt es aus Rücksicht auf den Körper erstmal fünf Gänge zurückschalten. Je konsequenter du das durchziehst, desto schneller wirst du dich anpassen und deinen gewohnten Rhythmus wieder aufnehmen können.
Konkret heißt das nach der Ankunft ab ins Bett und möglichst wenig gehen oder bewegen. Wenn du Fußwege zurücklegen musst, dann mache das in Zeitlupe, ungefähr ein Viertel so schnell, wie du es zu Hause angehen würdest. Gib deinem Körper Zeit zu rasten und sich auf die neue Situation einzustellen. Am Anfang wird dir das komisch vorkommen und du wirst dich vielleicht auch noch gar nicht schlecht fühlen, doch glaube mir, dein Körper wird es dir danken. Das trügerische an der Höhenkrankheit ist nämlich, dass die ersten Symptome erst nach einigen Stunden auftreten und man sich anfangs noch ziemlich fit fühlt.
Auch beim Wandern solltest du auf ein gemäßigtes Tempo achten und deine Schritte bewusst deutlich langsamer setzen als zu Hause.
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Gönne deinem Körper viel Schlaf & Ruhe
Schlafen ist wichtig, um zu sich zu regenerieren und zu akklimatisieren. Viele Menschen können auf der Höhe, speziell auf über 4.000 Meter, nur schlecht schlafen. Umso wichtiger ist es, ausgiebig und lange zu schlafen und dem Körper viel Ruhe zu gönnen.
Von Schlafmitteln und anderen Medikamenten solltest du allerdings Abstand nehmen. Sie verschleiern die Symptome und verzögern die Akklimatisierung. Für mich hat sich bewährt, vor dem Schlafengehen eine Tasse Tee zu trinken und das Zimmer bzw. Zelt gut zu belüften.
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Keine unbegründete Panik vor der Höhe
Ebenfalls kontraproduktiv für eine rasche Höhenanpassung sind Panik und Sorge. Je mehr Gedanken du dir machst und desto häufiger du überlegst, ob und wie du eventuell betroffen sein könntest, desto schlimmer wird es. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich Krankheitssymptome durch die Psyche beeinflussen lassen. Wenn du dir also einredest, dass alles fruchtbar schlimm werden wird, so stehen die Chancen hoch, dass es tatsächlich so kommt.
Natürlich sollst du Krankheitssymptome ernst nehmen und auf deinen Körper hören. Falsche Panik ist allerdings fehl am Platz. Vielleicht ist es auch beruhigend zu wissen, dass nur ein ganz kleiner Teil der Menschen sich absolut nicht an die Höhe anpassen kann. Die meisten verspüren zwar die oben genannten Anpassungssymptome, sind aber nach wenigen Tagen wiederhergestellt. Auch in meiner Gruppe in Bolivien hatte niemand mit ernsthaften Beschwerden zu kämpfen. Von 12 Personen erlitt niemand eine ernsthafte Höhenkrankheit und alle waren nach weniger als einer Woche gut an die ungewohnten Verhältnisse angepasst. Und das, obwohl wir direkt von Wien nach La Paz eingeflogen waren!
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Höhenkrankheit vermeiden: Kopfbedeckung & Sonnenschutz
Bist du auf großen Höhen unterwegs, solltest du unbedingt auf einen guten Sonnenschutz achten und eine Kopfbedeckung dabeihaben. Die UV-Strahlung und die Intensität der Sonne ist in den Bergen ungleich höher und gefährlicher. Wer bereits an höhenbedingten Kopfschmerzen leidet, sollte tunlichst vermeiden noch einen Sonnenstich aufzureißen!
Medikamente gegen Höhenkrankheit
Manche Ärzte verschreiben Medikamente wie Diamox, um der Höhenkrankheit vorzubeugen. Wie bereits erwähnt empfehlen wir immer eine umfassende reisemedizinische Beratung und sind grundsätzlich der Meinung, das ärztlichem Rat Folge zu leisten ist. Trotzdem solltest du mit Medikamenten aufpassen und im Zweifel eine zweite Meinung einholen. Es gibt nämlich kein Mittel gegen die Höhenkrankheit, sondern nur die Möglichkeit, die typischen Symptome zu mildern. Und diese Vorgehensweise birgt immer ein gewisses Risiko, dass ein ernstzunehmender Krankheitsverlauf verschleiert wird.
Auf Basis unserer persönlichen Erfahrung raten wir dir daher, eher mehr Zeit für die Akklimatisierung einzuplanen und die oben genannten Tipps zu befolgen. Dann solltest auch du dich problemlos an größere Höhen anpassen und eine unvergessliche Reise erleben können.
Wie sieht es bei dir aus? Hast du schon Reisen in hoch gelegene Gebiete unternommen? Wie ist es dir dabei ergangen und wie lange hast du gebraucht dich anzupassen? Hinterlasse uns doch einen Kommentar und erzähle von deinen persönlichen Erfahrungen!