Serbien ist ein Land, das die meisten Touristen nicht am Radar haben: Das hat vor allem mit der turbulenten Vergangenheit aufgrund des Jugoslawischen Bürgerkriegs in den 90er Jahren zu tun, aber auch damit, dass Serbien nach dem Verlust Montenegros schließlich auch keinen Meerzugang mehr hatte.
Binnenländer tun sich oft besonders schwer, Touristenströme anzulocken, sofern sie nicht über spektakuläre Berge verfügen und so landen Touristen, die den Balkan bereisen, meistens an den Stränden Kroatiens oder Montenegros.
Nur wenige wagen sich auch ins Hinterland hinein, das ist jedoch ein Wagnis das sich durchaus auszahlt. Und ja, man kann die Highlights in Serbien auch mit dem Fahrrad entdecken, doch dazu komme ich gleich!
Die serbischen Touristenmagnete: Belgrad & Donau
Der serbischen Hauptstadt Belgrad habe ich schon nach meiner ersten Serbienreise im Winter 2018 einen Artikel gewidmet, weshalb ich hier nicht auf diese pulsierende Stadt sondern vor allem auf die Naturwunder und Sehenswürdigkeiten entlang der serbischen Donau eingehen will.
Denn neben Belgrad ist die Donau sicher der größte Touristenmagnet des Landes: 588 Kilometer lang – von der ungarischen Grenze bis Rumänien – zieht sich der Strom durch Serbien. Die meisten Touristen besuchen die serbischen Donaulandschaften mittels Kreuzfahrt (immerhin gilt die Donau als der populärste Fluss der Welt für Flusskreuzfahrten).
Radfahren in Serbien entlang der Donau
Wer es aber lieber sportlicher angehen will, kann die Donau wie bereits erwähnt auch auf dem Fahrrad erleben. Praktischerweise führt der EuroVelo 6, ein Teilstück des Europäischen Radfernwege-Netzes, entlang der Donau durch Serbien.
Ziel des Eurovelo-Projekts ist der Aufbau eines gut ausgebauten und beschilderten Radfernweg-Netzes in Europa. Dieses Ziel wurde in Serbien noch nicht erreicht: Die meiste Zeit radelt man auf der Straße entlang, die Beschilderung könnte verbessert werden und nicht nur einmal musste ich mit dem Fahrrad während meiner Reise durch stockdunkle, hunderte Meter lange Straßentunnels fahren. Radfahren in Serbien ist also durchaus noch ein Abenteuer. Dennoch entschädigt die spektakuläre Landschaft voll und ganz für die verbesserungswürdigen Strukturen.
Merke dir:
Wer in Serbien auf Reisen geht, darf keine funktionierende Infrastruktur erwarten, der Reiz Serbiens liegt in der Warmherzigkeit der Menschen und der oft wunderschönen Natur.
Die folgenden Städte, Naturwunder und Sehenswürdigkeiten in Serbien kannst du bei deiner Radtour entlang des EuroVelo 6 erleben:
Städtereise Novi Sad & Region Vojvodina
Novi Sad ist nach Belgrad die zweitgrößte Stadt Serbiens und Hauptstadt der autonomen Region Vojvodina. Diese Region war lange Zeit ein Teil des Habsburgerreiches, weshalb hier heute noch viele Minderheiten wie Ungarn, Slowaken, Kroaten oder Rumänen ansässig sind, was der Gegend einen ganz eigenen Charme gibt.
Novi Sad gilt auch als kultureller Mittelpunkt Serbiens. Das wird spätestens im Jahr 2021 international gewürdigt werden, wenn die Stadt europäische Kulturhauptstadt wird. Das wird ein Novum darstellen, weil der Titel bisher noch nie an eine Stadt außerhalb der Europäischen Union verliehen wurde.
Eines der wichtigsten Wahrzeichen der Stadt ist die Festung Petrovaradin: Früher war sie ein wichtiges Bollwerk gegen die Osmanen, das regelmäßig von Armeen belagert wurde, heute lagern hier nur noch einmal im Jahr Horden von Besuchern des Exit-Festivals, das als eines der größten Musikfestivals am Balkan gilt.
Serbien Sehenswürdigkeit #1: Nationalpark Fruška Gora
Fruška Gora ist der älteste Nationalpark Serbiens und liegt ganz in der Nähe Novi Sads: Der Park besteht hauptsächlich aus bewaldeten Mittelgebirgszügen, wodurch die Gegend ein Paradies für Mountainbiker ist. Hier gibt es Bike-Strecken für alle Niveaustufen! Um den Park bestmöglich kennenzulernen, empfehle ich dir, eine geführte Fahrradtour mit den Jungs von Fanatic Bike zu buchen. Die Kontaktdaten findest du am Ende dieses Artikels.
Wer neben Natur auch auf der Suche nach Kultur ist, kommt in Fruška Gora ebenfalls auf seine Kosten. Neben dem Berg Athos und dem Berg Sinai gilt der Berg als einer der drei heiligen Berge in der christlich-orthodoxen Welt, weshalb sich hier im Mittelalter auch mehrere dutzend Klöster angesiedelt haben.
In den letzten Jahrzehnten wurden hier auch mehrere Denkmäler für die Gefallenen des zweiten Weltkriegs und des Jugoslawischen Bürgerkriegs errichtet.
Serbien Highlight #2: Burgruine Golubac
Die Festung Golubac schaut so aus als würde sie direkt der Fernsehserie Game of Thrones entstammen. Sie gilt als schönste Burg an der Donau und bewacht einen mächtigen und strategisch wichtigen Felsvorsprung am Donauufer.
Im späten Mittelalter wechselte sie häufig Besitz zwischen dem Osmanischen Reich und dem Königreich Ungarn. In der Festung wird in einer Dauerausstellung vor allem auf den spektakulär gescheiterten Rückeroberungsversuch des damaligen ungarischen Königs Sigismund von Luxemburg eingegangen, dessen Armee bei der Belagerung der Festung von den Osmanen aufgerieben wurde.
Erst in den letzten Jahren wurde die Ruine Golubac wieder (auch mit österreichischen Entwicklungshilfe-Geldern) instandgesetzt. Auch die Türkei hilft bei der Finanzierung mit und wird in den nächsten Jahren das ehemalige osmanische Hamam restaurieren.
Lange Zeit führte die Küstenstraße direkt durch die Burg hindurch an der Donau entlang, inzwischen gibt es gleich nebenan einen Straßentunnel, sodass die Mittelalter-Atmosphäre im Burghof nicht mehr von hupenden Bussen und Autos gestört wird.
Serbien Attraktion #3: Das Eiserne Tor an der Donau
Wenige Kilometer Flussabwärts von Golubac beim Ort Donji Milanovac beginnt das Eiserne Tor: Der bekannteste und imposanteste Taldurchbruch der Donau. Hier verengt sich der Fluss auf weniger als hundert Meter Breite, weshalb die Donau entlang des Abschnitts die Tiefe eines Sees erreicht (Bis zu 95 Meter seit es das Staukraftwerk gibt, aber schon zuvor lag der Grund bis zu 50 Meter in der Tiefe).
Der Höhepunkt jedes Ausflugs zum Eisernen Tor ist eine Rundfahrt mit einem der vielen Ausflugsschiffe, die hier offiziell und inoffiziell ihre Dienste anbieten.
Die typische Boots-Rundfahrt startet bei der Ponicova Höhle, die sich mehrere Kilometer durch den Berg erstreckt und direkt in der Donau endet.
Während des Ceausescu-Regimes war sie eine beliebte Fluchtroute für Untertanen, die das sozialistische „Paradies“ Rumänien satthatten: Die Flüchtlinge kletterten durch die Höhle, um unbemerkt das Donauufer zu erreichen und schwammen vom Höhlenausgang schließlich über die Donau ins damalige Jugoslawien. Ein gefährliches Unterfangen, das nicht alle Flüchtenden überlebten.
Die Fahrt führt die Schlucht weiter talwärts, bis man schließlich auf der rumänischen Seite die Statue des Dakerkönigs Decebalus erblickt. Diese 2004 fertiggestellte Skulptur, ist 55 Meter hoch und damit die höchste Felsskulptur in Europa.
Am serbischen Ufer ragt hingegen ein echtes historisches Monument aus dem Wasser – die Tabula Traiana. Diese Marmortafel ist dem römischen Kaiser Trajan gewidmet und lobt ihn für die Fertigstellung der Straße an diesem Donauabschnitt.
Serbien Tipp #4: Übernachtung in Kladovo
Für eine Übernachtung bietet sich das Städtchen Kladovo an. Hier überquerte vor 1900 Jahren die Trajansbrücke den Fluss. Für Jahrhunderte galt sie als längste jemals von Menschen geschaffene Brücke: Erst im 19. Jahrhundert wurden wieder vergleichbar lange Brücken gebaut. Heute kann man jedoch nur noch einige Brückenpfeiler des ehemaligen römischen Prestigebaus aus dem Boden ragen sehen, viel mehr ist leider nicht mehr erhalten geblieben.
Als moderne Technikwunder gelten die 1972 gebauten Kraftwerke Eisernes Tor 1 und 2. Diese stauten das Wasser der Donau entlang des Eisernen Tors um 35 Meter auf, sodass leider viele Dörfer und historische Ausgrabungen in den Fluten versanken. Dafür können die beiden Betreiberländer – Rumänien und Serbien – bis heute einen beträchtlichen Teil ihres Energiebedarfs durch die beiden Kraftwerke decken. Mit einer Gesamtleistung von mehr als 2000 MW zählt das Kraftwerk Eiserne Tor 1 bis heute zu einem der größten Wasserkraftwerke in Europa.
Persönliche Empfehlungen für Radtouristen in Serbien
- Guides und Touren
Fahrradtouren in Serbien mit Fanatic Bike
Die Jungs von Fanatic Bike sind fanatische Radfahrer und könne für Touren in Novi Sad sowie im Nationalpark Frusca Gora gebucht werden. Die Guides passen sich wunderbar an das Niveau der Teilnehmer an, sodass du sowohl als Mountainbike-Profi als auch als Anfänger eine gute Zeit haben wirst.
Besuch im Eco House
Die Betreiber des Eco House in Novi Sad sind die Hippies unter den serbischen Radfahrern. Im Rahmen des Eco Houses betreiben sie einen Klub, der die Radfahrkultur in Serbien ausbauen will und auch das Bewusstsein für ökologische Themen in den Köpfen der Bevölkerung stärker verankern will.
Dazu veranstalten Sie Events, einen Radfahr-Lieferservice und bieten im Eco-House einen Platz für gleichgesinnte Leute. Radfahrer, die in Serbien am Eurovelo entlangfahren, können im Eco House zum Beispiel kostenlos (freiwillige Spende) übernachten.
Tourguide Simon
Du willst Belgrad oder Serbien am Fahrrad erleben? Dann ist Simon der perfekte Guide für dich. Ein totaler Fahrrad-Nerd, aber auch sarkastisch, philosophisch und belesen. Simon schafft es, seinen Gästen die widersprüchliche Seele Serbiens näher zu bringen und unterhält mit vielen Geschichten aus dem Jugoslawien der 90er und 00er Jahre.
Kontakt: simon.bg@hotmail.com
Empfehlenswerte Unterkünfte in Serbien
Salaš „Miris Dunja (Nähe Novi Sad)
Miris Dunja kann in etwa als “Der Geruch von Quitten” übersetzt werden. Der Name ist Programm, da sich der Bauernhof auf den Anbau von Quittenbäumen und auf das Brennen von Quitten-Rakija spezialisiert hat, der in Strömen an die Gäste ausgeschenkt wird.
Haupteinnahmequelle der Salaš sind jedoch Campingurlauber aus ganz Europa:
Neben der Möglichkeit das Wohnmobil am Campingplatz abzustellen (Strom, Abwasser, Warmwasser) können Camper auch in vollausgestatteten Zimmern übernachten. Das Frühstück ist mit inbegriffen: Fast alle Produkte stammen direkt vom Bauernhof oder aus der näheren Umgebung.
Die Atmosphäre der Salaš ist familiär und dank Google Translate funktionierte auch die Kommunikation mit dem Eigentümer reibungslos:
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Hostel Arka Barka (Belgrad)
Belgrad ist bekannt für die vielen Hausboote: Wer an den Ufern der beiden Belgrader Flüsse Save oder Donau entlang flaniert, wird sehr viele Restaurants, Cafés und Clubs sehen, die auf Plattformen oder Booten auf dem Fluss errichtet wurden.
Das Hostel Arka Barka führt dieses Konzept weiter und ermöglicht seinen Gästen, die Nächte in einem voll ausgestatteten und sympathischen Hausboot auf der Donau zu verbringen
Das Hostel befindet sich zwar nicht in der Belgrader Altstadt, sondern im Stadtteil Neu-Belgrad, ist aber dennoch für Reisende gut gelegen: Nur wenige Minuten entfernt, befinden sich zum Beispiel das empfehlenswerte Museum für zeitgenössische Kunst oder der Palast von Serbien.
Auch Fahrräder können ausgeborgt werden, um die nähere Umgebung zu erkunden.
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Smokvica Jovanova (Belgrad)
Dieses kleine Design-Hotel befindet sich im Stadtteil Stari Grad, der im Moment wohl DER Trendbezirk in Belgrad ist. In der Smokvica (Feigenbaum) ein Zimmer zu ergattern ist gar nicht so einfach, da das Hotel nur über 6 Doppelzimmer verfügt.
Abgesehen vom Hotelbetrieb betreibt die Smokvica Jovanova jedoch auch ein exzellentes Restaurant, das seine Gäste mit einem entschlossenen Mission-Statement begrüßt:
„To serve the best food and drinks – nothing less than that.“
Meiner Meinung nach, eines der besten Restaurants in Belgrad. Kulinarik-Fans sollten sich den “Feigenbaum” daher nicht entgehen lassen!
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Warst du schon einmal in Serbien? Erzähle mir doch von deinen persönlichen Eindrücken in den Kommentaren und verrate mir die Highlights deiner Reise!
Steven von Funkloch war ebenfalls bei dieser Pressereise dabei. Schau dir hier seinen Artikel über 4 naturnahe Unterkünfte für deine Reise nach Serbien an.