Vermutlich kennt ihr die Situation: Ihr seid auf einer Reise, auf die ihr euch wochenlang gefreut habt und nun schüttet es aus Kübeln, der Himmel ist grau und die Berggipfel wolkenverhangen. Panik steigt auf, schließlich wollen wir alle doch schöne Erinnerungsfotos mitnehmen, um unseren Instagram-Kanal zu füllen oder sie zuhause an die Wand zu hängen. Die gute Nachricht ist: Fotografieren bei schlechtem Wetter ist nicht nur möglich, sondern verleiht deinen Bildern im Idealfall sogar das gewisse Etwas. Immer nur das gleiche ausgelutschte Postkartenmotiv abzulichten, wird ja auch irgendwann langweilig.
Es gibt also auch an Regentagen keinen Grund, auf der Couch zu verweilen und die Kamera in der Tasche zu lassen. Ein bisschen Überwindung ist sicher gefragt, doch der Spruch „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ hat definitiv seine Berechtigung. Zieh dir warme, wasserabweisende Klamotten an, packe – je nach Intensität – den Regenschirm oder Poncho ein und stelle dich dieser fotografischen Herausforderung.
Was du beim Fotografieren bei Regen und Nebel beachten musst, wie du dein Equipment am besten schützt und einige Ideen für spannende Motive möchte ich dir im heutigen Fotografie Tutorial verraten.
Inhaltsverzeichnis
Fotografieren bei Schlechtwetter- persönliche Tipps & Fotoideen
Wie schützt du dein Equipment bei Regen?
Bevor du losziehst solltest du dir ein paar Gedanken zu deinem Equipment machen. Feuchtigkeit ist nämlich Gift für deine Kamera und vor allem die Objektive. Wenn es draußen wie aus Kübeln schüttet, solltest du auch bei spritzwassergeschützter Ausrüstung ein paar vorbeugende Maßnahmen ergreifen:
- Benutzte eine Fototasche* bzw. einen Fotorucksack mit integrierter Regenhülle* und hole deine Kamera nur heraus, wenn du sie brauchst.
- Verwende eine Sonnenblende*, um Regentropfen auf der Linse zu verhindern oder zumindest zu reduzieren. Achte darauf, eine für dein Objektiv geeignete Sonnenblende zu kaufen!
- Stecke ein Mikrofaserhandtuch* ein, um die Linse zwischendurch trocknen zu können. Die kleinen Reinigungstücher sind nach wenigen Minuten im Regen komplett durchnässt.
- Schütze deine Kamera mit einer passenden Regenhülle*. Alternativ tut es auch ein Müllsack, den du mit einem Haargummi befestigst (so hat meine persönliche Notlösung in Island ausgesehen)
- Wische deine Kamera und das Objektiv NACH der Benutzung sorgfältig ab und lasse das Equipment außerhalb der Kameratasche trocknen.
- Silica-Gel Beutel* in deiner Kameratasche binden Feuchtigkeit und halten dein Equipment trocken. Nicht nur bei Regen, sondern auch bei Reisen in Länder mit hoher Luftfeuchtigkeit sehr zu empfehlen!
Was sind die Vorteile beim Fotografieren bei schlechtem Wetter?
Neben der unbestrittenen Tatsache, dass Fotografieren bei Schlechtwetter deinen fotografischen Blick schult und die Kreativität fördert, gibt es noch andere, nicht zu verachtende Vorteile. Das Licht bei bedecktem Himmel ist beispielsweise weicher als direktes Sonnenlicht, so dass Motive vorteilhafter ausgeleuchtet werden.
Dramatische Wolken nach einem Gewitter machen den Himmel spannend, während ein komplett blauer Himmel oft langweilig wirkt. Außerdem sorgt gerade die besondere Lichtstimmung nach Unwettern für wunderschöne Szenen.
Ich denke an Sonnenstrahlen, die durch die Wolkendecke brechen, eine mystische Nebeldecke im Tal oder einen farbenfrohen Regenbogen, der sich über eine Bergkette spannt. Dazu kommt meist eine klare, reine Luft ohne diesigen Schleier, die satte Farben und schöne Kontraste ermöglicht.
Wenn der Frust über die Wetterlage überhandnimmt, mach dir bewusst, dass es all diese Motive ohne Schlechtwettereinbruch gar nicht geben würde!
Kreative Ideen für starke Fotos bei Schlechtwetter
Zum Abschluss möchte ich dir noch ein paar kreative Ideen für spannende Fotos bei schlechtem Wetter mitgeben. Wenn der Himmel das nächste Mal seine Tore öffnet, das Wetter grau und trüb ist und der Nebel in den Tälern hängt, geh raus und versuche diese Anregungen Punkt für Punkt abzuarbeiten. Ich verspreche dir, du wirst überrascht sein, wie viele ungeahnte Möglichkeiten sich dir eröffnen.
1. Spiegelungen für kreative Bildgestaltung nutzen
Spiegelungen sind das Schönste am Regen und wer sich nach einem Wolkenbruch auf die Straße traut, wird mit unzähligen bezaubernden Motiven belohnt. Allerdings muss man ein bisschen danach suchen und sich meistens auch bücken, um sie zu entdecken.
Starke Spiegelungen findet, wer mit offenen Augen durch die Stadt (oder auch das Land) spaziert und sich nicht davor scheut, auch einmal ungewöhnliche Positionen einzunehmen. Die Königsdisziplin in der Fotografie sind Spiegelungen bei Nacht, wenn beispielsweise ein beleuchtetes Gebäude in einer Pfütze reflektiert wird.
2. Schwarz-Weiß als Rettung für langweilige Architektur-Fotos
Der Himmel ist trüb, die Kontraste flau und deine Bilder sehen einfach langweilig aus? Gerade in der Stadt und bei der Architektur-Fotografie solltest du in diesem Fall probieren, deine Fotos in schwarz-weiß auszuarbeiten. In Verbindung mit einer gekonnten Motivgestaltung und der richtigen Bearbeitung können so besonders spannende Bilder entstehen.
Ich habe bereits einige fade Städtereise-Bilder retten können, indem ich sie zuhause in schwarz-weiß konvertiert habe. Übrigens, manche Kameras können schon intern in s/w aufnehmen, ich bevorzuge allerdings die Konvertierung in Photoshop oder Lightroom, da graustufige Bilder starke Kontraste – und damit meist etwas Nachbearbeitung – benötigen, um wirklich gut zu wirken.
Sehr gut verbinden lässt sich die Schwarz-Weiß-Fotografie mit dem Punkt Farbtupfer. Ein sogenanntes Color Key Foto bezeichnet ein schwarz-weißes Bild, das über einen farbigen Eyecatcher verfügt. Das können die roten Lippen bei einem sonst schwarz-weißen Portrait sein, oder der bunte Regenschirm bei einem schwarz-weißen Street Photography Bild.
Der Nachteil dieses Effekts ist allerdings, dass er sich nur in der Nachbearbeitung erreichen lässt. Du solltest also die Grundregeln von Photoshop verstanden haben, um ihn anwenden zu können.
3. Wolken & Nebel- wir wollen mehr Drama Baby!
Ein bewölkter Himmel muss nicht unbedingt langweilig sein. Ganz im Gegenteil: Hoch aufgetürmte, dramatische Gewitterwolken können deinem Bild erst den richtigen Pepp verleihen und differenzieren es so auch entscheidend von den langweiligen 0815 Fotos bei Schönwetter.
Abgesehen von der Dramatik, lassen sich schnell vorbeiziehende Wolken auch perfekt für Langzeitbelichtungen nutzen. Der verwischte Effekt, den du unter Tags durch den Einsatz eines Graufilters erreichst, verleiht deinem Bild zusätzlichen Drive und macht aus einem normalen Foto ein richtiges Kunstwerk.
Wer sich traut, kann ein Gewitter auch nutzen, um sich mit dem Thema „Blitze fotografieren“ zu beschäftigen. Das erfordert etwas Übung, kann aber zu mega genialen Bildern führen. Ich weiß noch genau wie stolz ich war, als ich auf meiner Bolivien Reise das erste Mal einen Blitz einfing!
Wichtig ist, dass du bei der Gewitter-Fotografie immer auf einen sicheren Standort achtest! Am besten fotografierst du es aus einem Fenster, auf jeden Fall musst du aber Schutz suchen, wenn das Gewitter zu nahe herankommt!
Auch Nebel kann kreativ genutzt werden und verleiht deinen Bildern einen mystischen Touch. Besonders schön wirkt Nebel in Verbindung mit Sonnenlicht, zum Beispiel nach einem Regenguss an einem heißen Tag, wenn das Wasser in der Luft verdampft und sich wie ein Schleier über die Landschaft legt.
Tipp: Achte auf den Regenbogen als Begleiterscheinung eines Regengusses
Wenn du nach einem Gewitter draußen bist und die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke brechen, achte unbedingt auch auf andere fotogene Begleiterscheinungen, wie einen farbenfrohen Regenbogen! Dieses schöne Naturschauspiel entsteht nämlich nur, wenn Sonnenlicht auf eine Regenwolke trifft! Wenn das nicht noch ein weiterer Grund ist bei oder zumindest kurz nach einem Regenschauer aus dem Haus zu gehen!
4. Details einfangen- Regentropfen richtig in Szene setzen
Schon in meinem Artikel „12 Tipps für bessere Reisefotos“ habe ich dir empfohlen, öfter auf interessante Details zu gehen, anstatt vergeblich zu versuchen ein großes Ganzes auf ein Bild zu quetschen. Im Homestudio versuchen Leute ständig, mit irgendwelchen Hilfsmitteln die perfekten Tropfen zu kreieren, um sie dann auf dein Bild zu bannen.
Bei Regen findest du sie ganz von alleine, du musst nur, wie auch bei den Spiegelungen, mit offenen Augen durch die Welt gehen. Wassertropfen auf einem Blatt oder gar in einem Spinnennetz sind richtig coole Motive, mit denen du stundenlang experimentieren kannst.
Am besten lassen sich solche Details mit einem Makroobjektiv einfangen, da du mit dieser Linse sehr nahe an das Motiv herangehen kannst. Fürs Erste kannst du aber auch mit einem Kit- oder Teleobjektiv gute Ergebnisse erhalten.
5. Farbtupfer als Eyecatcher
Wie bereits im zweiten Punkt erwähnt, können Farbtupfer dein Bild enorm aufwerten. Dies kann als Color-Key Effekt in der Nachbearbeitung eines Schwarz-Weiß-Fotos geschehen oder bewusst in der Bildgestaltung. Jede noch so langweilige Landschaft wird durch einen Eyecatcher in Farbe enorm aufgewertet.
Aus einer verregneten grau-braunen Szenerie kann man ein richtig cooles Bild herausholen, wenn im Foto eine Person mit einer Jacke in Signalfarbe zu sehen ist. Oder glaubst du, die professionellen Instagrammer wählen ihre knallroten Wanderjacken und strahlend gelben Sommerkleidchen zum Spaß aus?
Natürlich muss der Farbklecks nicht immer eine Person sein, auch farbenfrohe Häuser – ich denke da beispielsweise an die roten Holzhäuschen in Norwegen – oder bunte Blumen können ein sonst langweiliges Bild enorm aufwerten. Diese Regel gilt übrigens nicht nur für Schlechtwetter! Ein Hauptmotiv, dass sich durch knallige Farben vom Hintergrund abhebt, ist immer gut.
Ich hoffe, dass dich meine Tipps zum Fotografieren bei schlechtem Wetter motivieren, die Kamera auch an trüben Tagen einzupacken und bewusst auf Motivsuche zu gehen. Natürlich wollen wir alle das perfekte Postkartenbild, doch die Natur lässt sich nun einmal nicht beeinflussen und am Ende müssen wir das beste aus der Situation machen.
Sieh schlechtes Wetter und Regen als Chance, dein fotografisches Auge zu schulen und an deiner Kreativität zu arbeiten und lass dich überraschen, welche großartigen Motive sich dir auf diese Weise erschließen.
Mit diesem Artikel nehme ich an der Blogparade von Ilona zum Thema „Fotografieren bei schlechtem Wetter“ teil. Schau dir unbedingt ihren Beitrag und die vielen weiteren Einreichungen zum Thema an. Du findest dort nicht nur viele weitere Tipps, sondern vor allem unzählige Bilder als Inspiration und Anregung!
1 Comment
Wow, klasse Bilder!! Weiß gar nicht, welches mir am besten gefällt… ich glaube, der Regenbogen. Der WAHNSINN!
Schön, dass du noch dabei bist 🙂