Dieser Beitrag ist ein Auszug aus meinem Reise-Tagebuch, das ich (Lisa) während meiner Rundreise durch Neuseeland 2011 geschrieben habe. Teil 9 findest du hier.
Liebe Daheimgebliebenen und fleißigen Leser dieses Blogs,
nachdem ich mein letztes Lebenszeichen ja mit etwas Verspätung gepostet habe, ob der furchtbaren Internetverbindungen hier im äußersten Süden des Landes, melde ich mich diesmal aus dem wunderschönen Mount Cook Nationalpark.
Bevor ich nun aber zu den vielen schönen Erlebnissen komme, die ich hier am Fuße des höchsten Berges Neuseelands hatte, muss ich ein bisschen ausschweifen und ein wenig die letzten Tage schildern.
Nach meinen 3 wunderschönen Tagen in Queenstown war es an der Zeit in den äußersten Süden vorzudringen, eine raue Landschaft, geprägt von Bergen, Schluchten und Fjorden. Nicht unpassenderweise wird ein großer Teil dieser Region als Fjordland bezeichnet und fast die gesamte Region ist Nationalpark. Mit dem weltberühmten Milford und dem weniger bekannten aber nicht weniger schönen Doubtful Sound, lockt diese Gegend Touristen aus aller Welt mit zwei der berühmtesten Touristenattraktionen des Landes. Einzig das Wetter ist hier noch weniger berechenbar als im sowieso schon von Kapriolen sondergleichen gezeichneten Rest dieses Landes. Über 200 Regentage zählt man hier im Milford Sound pro Jahr. Man kann sich nun also leicht ausrechnen, was für ein Glück der weitgereiste Besucher haben muss, um diesen atemberaubenden Fjord bei Sonnenschein zu erleben.
Der regelmäßige Leser dieses Blogs ahnt an dieser Stelle schon, was jetzt kommt: ich hatte kein Glück! Als wir Queenstown in aller Herrgottsfrüh verließen, es war 7 Uhr Morgens, schien uns das Wetter noch gnädig und wir sahen dem Besuchs dieses Naturwunders in freudiger Erwartung entgegen. Je näher wir doch dem Milford Sound, der geologisch gesehen eigentlich ein waschechter Fjord ist, kamen, desto schlechter wurde das Wetter und der neuseeländische Wettergott ließ uns mit aller Härte spüren, was er unter echtem Regen versteht…

Es war so nass, dass wir auf dem Weg zu unserem Ausflugsboot nicht mal im Bus vor den Elementen sicher waren. Dieser war nämlich ganz eindeutig nicht für neuseeländische Wetterverhältnisse konstruiert worden und so landeten in schöner Regelmäßigkeit Wassertropfen auf meinem Kopf, da das Schiebedach bzw. eigentlich der Notausgang definitiv nicht wasserdicht war.
Wie auch immer, einen Vorteil hat so eine Fjordlandschaft bei Regen: Man sieht war nichts von den Bergen, kann die Schönheit der Schneisen, Einfahrten und einfach der Landschaft an sich kaum erkennen, aber dafür entstehen bei Regen hunderte von kleinen und großen Wasserfällen, die von den Spitzen der Berge, die diese Einfahrtsschneise vom Meer aus umrahmen, in das Wasser stürzen. Dieser Anblick war wirklich gewaltig, auch wenn wir auf unserem wackeligen Ausflugsboot ziemlich nass wurden, da es nicht nur regnete sondern auch kräftig stürmte. Das Boot an sich war bis auf ein paar Wahnsinnige (= die Stray Bustour) sowieso ziemlich leer. Wer fährt den auch schon bei Regen und Sturm mit einem Ausflugsboot auf die hohe See? Gesehen hat man, bis eben auf die Wasserfälle und 2 klatschnasse Seelöwen de facto nichts, dafür wurde man ob des Wellengangs von links nach rechts durch das Boot gebeutelt und konnte die Schönheit dieses Naturwunders eigentlich nur auf dem riesigen Panoramaposter rechts vom Buffet erahnen.

Aber wie auch immer, wir waren zumindest hier und versuchten uns ehrlich und mit vollem Körpereinsatz (= dem Sturm trotzen am Außendeck) an den vielen, vielen Wasserfällen zu erfreuen. Nach der ziemlich erfrischenden Bootsfahrt und einer endlosen Busfahrt in unser Quartier, war dann an diesem schönen Tag aber ein ziemlich jeder froh, in ein (nach neuseeländischen Standards) warmes Bett zu fallen. Milford Sound war somit die erste wirkliche Attraktion, bei deren Besuch wir echtes Wetterpech hatten. Aber bei 200 Regentagen pro Jahr muss man schon richtig Glück haben oder einen sehr flexiblen Zeitplan, der es erlaubt, länger in der Gegend zu bleiben und besseres Wetter abzuwarten.
Ich möchte mich nun eigentlich auch gar nicht weiter darüber aufregen bzw. hier weiter über meine Enttäuschung philosophieren, denn bereits am nächsten Tag stand ein weiteres Highlight auf dem Programm, und hier hatten wir auch glücklicherweise Wetter wie aus dem Bilderbuch. Am Tagesprogramm stand ein Trip nach Stewart Island, der dritten „Hauptinsel“ Neuseelands und somit der wirklich südlichste Teil dieses Landes. Danach kommt nur noch Meer und noch etwas weiter südlich heißt es dann „Willkommen im ewigen Eis Antarktis“. Die Fähre nach Stewart Island war ziemlich teuer und wir hatten auch nur einen halben Tag auf der Insel. So waren wir ziemlich froh, als wir in der Früh die ersten Sonnenstrahlen erblickten. Viele Mitreisende hatten den Trip ja auf Grund der hohen Kosten nicht gebucht und waren lieber in Invercargill, der südlichsten Neuseeländischen Großstadt geblieben. Mir aber schien ein Ausflug in dieses Naturparadies deutlich interessanter als der Dauerbesuch des Pubs von Invercargill, wo es absolut nicht viel mehr zu tun gibt als dem Bier zu frönen. Außerdem wollte ich auf meiner Reise ja soviel wie möglich sehen und möglichst alle wichtigen Orte abklappern.
Also hievten ich und sieben weitere Abenteurer am Vormittag unser Gepäck in ein kleines Boot, das sich erstaunlicherweise schon Fähre nennen durfte und setzen über auf Neuseelands südlichstes Eiland. Stewart Island war früher vor allem Zentrum für Fisch- und Walfang und ist heute vor allem Nationalpark und Erholungsoase für Ökotouristen. Ich glaube 80% der Insel sind Nationalpark, es gibt kaum Raubtiere (sprich Ratten, Opossums etc.) und somit ist diese Insel auch ein Kiwiparadies und fast 80.000 dieser scheuen Vögel soll es hier geben. Ich habe zwar leider keinen lebendigen gesehen, aber dafür das erste originale „Kiwi- Crossing Schild“ seit meiner Ankunft. Na immerhin!

Stewart Island hat übrigens auch nur noch ca. 400 Einwohner und genauso gestaltet sich das Stadtbild. Ein Minifährenhafen, ein winziger Supermarkt und ein kleines Infozentrum sind die wichtigsten Gebäude. Es gibt keine Hauptstraße und alle schönen Teile und Strände sind nur zu Fuß oder mit dem Wassertaxi erreichbar. Bankomaten oder ähnlich fortschrittliches Gerät sucht man vergeblich, das Internet kostet hier pro 15 Minuten soviel wie in der Zivilisation pro Stunde und ist dabei halb so schnell.

Aber wir hatten sowieso nicht vor, auch nur eine Minute mit solchen Dingen zu verschwenden sondern schlüpften sofort nach unserer Ankunft in die Wanderschuhe, um die Insel soweit als möglich zu erkunden. Rund 16 km sind wir abgelaufen auf einer Route, die von einem versteckten, bildschönen Strand zum nächsten führte. Dazwischen wurde der neuseeländische Urwald gequert und immer wieder erhaschte man Blicke in die wunderschönen Buchten mit glasklarem, türkisem Wasser. Im Hintergrund zwitscherten die Vogel und die Sonne schien uns ins Gesicht. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, selten einen idyllischeren Ort gesehen zu haben, als diese kleine Insel. Am Heimweg kauften wir noch Eier von freilaufenden Hühnern, die in einer Kühltruhe am Straßenrand angeboten wurden, was unser Ökoerlebnis noch ein wenig verstärkte.

Leider war es dann nach diesem wunderschönen Nachmittag auch schon wieder vorbei mit der Idylle, denn es hieß Tags darauf um 5:30 Tagwache, um die 8 Uhr Fähre zurück aufs Festland zu erwischen. Im Nachhinein erscheint der Besuch auf diesem herrlichen Stückchen Erde fast wie ein Traum, aber zahlreiche Fotos beweisen, dass ich doch tatsächlich dort gewesen bin…
Liebe Grüße
Lisa
Unterkunft: Gunn’s Camp, Hollyford Valley, Private Bag 50049, Te Anau, New Zealand, E-Mail: gunnscamp@ruralinzone.net
Mildford Sound Cruise: Real Journeys, Milford Sound Visitor Terminal, Milford 9679, Tel: +64 3 249 6000, E-Mail: contact@realjourneys.co.nz
Stewart Island Fähren: Stewart Island Experience, Real Journeys
Unterkunft Stewart Island: Stewart Island Lodge, Bay Motel, Bunkers Backpackers, Stewart Island Backpackers
Waiau Street, Pearl Harbour
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