Wenn ihr gerne abseits der großen Städte unterwegs seid und die Ruhe der weiten Natur genießen möchtet, dann ist Wandern für euch die ideale Möglichkeit im Urlaub fit zu bleiben. Da ich persönlich ein großer Fan unberührter Natur und einsamer Gipfel bin, absolviere ich den Großteil meines Konditionstrainings im Rahmen von Wanderungen. Während meiner Aufenthalte in Neuseeland und Kanada standen mehrmals wöchentlich Touren von bis zu 20 Kilometer Länge auf dem Programm. Es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, um ein Land in all seiner Pracht und Schönheit kennenzulernen. Dennoch empfiehlt es sich Wanderungen nicht ohne Planung und vor allem nicht ohne realistische Einschätzung seines tatsächlichen Fitness Status zu starten. Es passieren täglich überall auf der Welt zu viele Unfälle mit übermotivierten Touristen, die Teils auf komplette Falscheinschätzung der eigenen körperlichen Fähigkeiten, schlechtes Schuhwerk oder einfach nur Dummheit zurückzuführen sind.

Wenn du zuhause eher ein Sportmuffel bist, dann hat es wenig Sinn im Urlaub plötzlich eine 20 km oder gar mehrtägige Bergtour zu planen. Das birgt nicht nur Gefahren sondern bringt schlussendlich ziemlich sicher nicht mehr als einfach nur Frustration. In vielen Nationalparks speziell in Kanada und den USA, gibt es auch zahlreiche einfachere Tracks, die mit normalem Schuhwerk begangen werden können, zumeist auch barrierefrei sind und trotzdem einen guten Einblick in die unberührte Landschaft bieten.

Generell sind in den USA, Kanada und Neuseeland die Wanderungen immer sehr gut dokumentiert und beschrieben. In den Infocentern der Nationalparks wird man detailliert und geduldig über die Eigenheiten der Strecken und mögliche Gefahren, z.B. Bären und andere wilde Tiere, aufgeklärt. Ihr mögt jetzt lächeln, aber alleine ich habe während meiner knapp 4 wöchigen Reise durch die USA und Kanada nicht weniger als 19!!! Bären in freier Wildbahn gesehen, einige davon näher als mir lieb war. In bestimmten Gegenden Nordamerikas ist das ein wichtiges Thema, das einem zwar nicht die Freude an der Reise nehmen sollte aber das man auch keinesfalls unterschätzen sollte.

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Respektiere Warnhinweise!

In einigen Gegenden Kanadas ist es während der „Bear Season“ auch nicht erlaubt in Gruppen von weniger als 4 Personen unterwegs zu sein. „Mit-Wanderer“ finden sich meistens einfach am Anfang der Strecke bzw. liegen manchmal in den Infocentern auch Listen auf in denen man sich mit Uhrzeit und Datum für die Wanderungen eintragen kann um eine Gruppe bzw. Begleiter zu finden.

Jedenfalls empfiehlt es sich, nachdem die Fitnessfrage geklärt ist und einige Wanderungen in die nähere Auswahl genommen wurden, das Infocenter zu konsultieren um sich weitere Infos zu Wetter und Strecke, allfällige Restriktionen sowie einen aktuellen Plan zu holen.

Ganz wichtig ist auch das richtige Schuhwerk*. Ich kriege jedes Mal die Krise wenn ich unbedarfte Touristen mit Crocs oder gar Flip Flops auf Wanderwegen begegne. Ich kann mich nur wiederholen, ein ordentliches Schuhwerk ist wirklich absolut essentiell für jeglichen Abstecher in die Berge oder Wälder und damit meine ich wirklich alles, was über einen „1,5 km Round-Trip Scenic Walk“ hinausgeht. Es dient nicht nur in erster Linie eurer Sicherheit sondern schont auch eure Gelenke. Klar, ein Paar Bergschuhe ist nicht gerade ein Leichtgepäck, aber allemal besser, als dass die Reise dank eines gebrochenen Knöchels ein jähes Ende findet. Ich selber habe mir in Kanada ein paar Wanderschuhe von Columbia* zugelegt und bin damit sehr zufrieden. Wichtig ist a) dass der Schuh über den Knöchel geht, damit du nicht so leicht umknickst und auch auf losem Untergrund guten Halt hast und b) dass du genug Platz für deine Zehen hast. Glaub mir, ich habe schon einige Zehennägel auf Grund von falschem Schuhwerk das Zeitliche segnen sehen- nicht wirklich ein schöner Anblick. Essentiell ist auch, dass du die Schuhe zu Hause eingehst. Mach nie den Fehler und versuche neue Schuhe auf einem Berg einzulaufen. Ich musste das in Kanada gezwungener Maßen machen, da meine alten Schuhe unvorhergesehener Weise den Geist aufgaben und es war ein Horror! Ich hatte wirkliche Schmerzen, trotz spezieller Trekking-Socken aus Merino Superwolle. Das ist übrigens gleich der nächste Punkt: neben den Schuhen sind auch Socken sehr wichtig und auch diese müssen eingegangen werden! Passende, eingelaufene, knöchelhohe Schuhe* sowie mehrere Paar guter Wandersocken* gehören jedenfalls ins Gepäck des ambitionierten Wanderers.

Bekleidungstechnisch empfiehlt sich immer der gute alte Zwiebellook. Denke daran, dass es auch bei grundsätzlich warmen Temperaturen in der Ebene auf dem Berg empfindlich kalt werden kann. Oft kommt ein scharfer Wind dazu und auch Wetterumschwünge passieren viel häufiger und vor allem unvorhergesehener. Oft wird einem beim Aufstieg ziemlich warm und man unterschätzt den eiskalten Wind der einem auf so manchem Gipfel um die Ohren pfeift.

Ich empfehle generell bequeme Unterwäsche, ein atmungsaktives T-Shirt, eine warme Fleecejacke und eine wasserabweisende , winddichte Wanderjacke*. Ich selbst besitze eine von Jack Wolfskin*. Im Idealfall packt man noch einen richtigen Regenschutz sowie eine weitere Fleece- oder leichte Softshelljacke dazu ein. Was die Hosen angeht bin ich ein riesiger Fan der abzippbaren Wanderhosen. Diese sind bequem und sitzen locker und man kann mit wenigen Handgriffen die Hosenbeine abmontieren, wenn es das Wetter erlaubt. Jack Wolfskin bietet eine Riesenauswahl an schicken, bequemen Wanderhosen* teil wasserdicht und mit UV-Schutz. Die Marke zählt ganz klar nicht zu den billigsten, aber die Qualität ist wirklich gut und ich habe einige Sachen schon jahrelang zur vollsten Zufriedenheit in Gebrauch. Es versteht sich fast von selbst, dass zu jeder Wanderung auch ein Daypack* (=Tages-Rucksack) mit Proviant (Müsliriegel, Studentenfutter oder Obst bieten eine gute Energiequelle und nehmen vergleichsweise wenig Platz weg), (isotonischen) Getränken (statt dem teuren Gatorade tuts auch Apfelsaft aufgespritzt mit Mineralwasser), Erste-Hilfe- Ausrüstung inkl. Blasenpflaster*, Taschenmesser und ein aktueller Plan gehört. Auch das Handy muss ins Gepäck denn selbst wenn du keinen Empfang mit deinem Netz hast kannst du im Normalfall bei einem Notfall einen Notruf absetzen- vorausgesetzt der Akku ist geladen! Daher zur Sicherheit am Abend vorher aufladen! Speziell wenn ihr auf weniger frequentierten Wanderwegen oder alleine unterwegs seid, würde ich euch empfehlen, im Hotel oder Hostel Bescheid zugeben und euer Ziel sowie die voraussichtliche Rückkehr bekanntzugeben. Das mag etwas paranoid erscheinen, aber sollte wirklich einmal etwas passieren, kann man nicht nur direkt mit der Suche nach euch beginnen sondern weiß auch auf welchen Bereich man sich dabei konzentrieren soll , falls ihr nicht wie geplant zurückkehrt.

Übrigens: Ich empfehle euch die Blasenpflaster von Compeed.

Bevor ich euch jetzt einige wunderschöne Wanderungen vorstellen möchte noch ein wichtiger Hinweis: Nehmt bitte wieder mit, was ihr auf den Berg gebracht habt! Es ist wirklich wichtig, dass man mit gutem Beispiel voran geht und seinen Müll nicht liegen lässt sondern wieder einpackt! So tragt auch ihr dazu bei, dass sich auch in Zukunft noch viele Leute an der Schönheit der Natur erfreuen können!

Meine schönsten Wanderungen:

–       Grinnell Glacier Track (Glacier National Park, Montana, USA)- 5 Sterne Wanderung bei TripAdvisor! Knapp 18 km mit spektakuläre Aussichten und spannender Tierwelt mit der Möglichkeit Grizzlys, Dickhorn-Schafe, Bergziegen usw. aus nächster Nähe zu bestaunen. Für mich persönlich meine bisher schönste Wanderung! Die erste Teilstrecke kann man übrigens mit einer Bootsfahrt abkürzen, wobei man dann darauf achten muss, rechtzeitig zur Abfahrt des letzten Bootes wieder unten zu sein! Hier findest du alle Infos zum Park und den Wanderrouten. Mein persönlicher Bericht folgt bald!

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Grinnell Glacier Track

–       Johnston Canyon & Ink Pots (Banff National Park, Kanada)- Moderate Halbtageswanderung. Beginnt im JohnstonCanyon und endet in einem wunderschönen Tal mitten in der Natur wo sich das atemberaubende Panorama in kleinen Teichen spiegelt. Unbedingt hinsetzen und genießen! Weitere offizielle Infos gibt es hier!

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Ink Pots

–       Mount Edith Cavell- Cavell Meadows (Jasper National Park, Alberta, Kanada)- eine wunderschöne Halbtageswanderung mit spektakulären Aussichten auf Gletscher und Eisseen. Der Berg selber wurde nach einer amerikanischen Krankenschwester benannt, die im zweiten Weltkrieg von den Deutschen hingerichtet wurde, da sie alliierten Soldaten zur Flucht verholfen hatte. Auf Grund der faszinierenden Ausblicke auf die Gletscher „Angel Glacier“ und „Cavell Glacier“ sowie der unberührten, hochalpinen Natur gilt diese Wanderung als eine der schönsten in Jasper. Speziell das letzte Stück ist sehr steil, achte auf gutes Schuhwerk und winddichte Kleidung, da es oben sehr kalt werden kann. Auf ca. 8,5 km Länge sind knapp 800 Höhenmeter zu bewältigen. Übrigens, wir haben auf dieser Wanderung Grizzlys aus nächster Nähe gesehen. Alle Infos zum Trail findest du unter diesem Link.

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Mount Edith Cavell

–       Mueller Hut Track (Mount Cook/ Aoraki National Park, New Zealand) – ambitionierte Wanderung mit zwar nur 5,2 km Länge aber auf dieser kurzen Distanz sind 1000 Höhenmeter zu überwinden! Spektakuläre Aussichten auf die Gletscher und Tasman Valley belohnen die Mühen. Auf der offiziellen Homepage der neuseeländischen Nationalparks findest du alle Infos und nützliche Tipps zu dieser tollen Wanderung. Meinen persönlichen Bericht über den Aufenthalt am Mount Cook kannst du übrigens hier nachlesen.

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Mount Cook / Aoraki NP- Mueller Hut Track

–       Tongariro Alpine Crossing (Tongariro National Park, New Zealand) – für viele die schönste Tageswanderung der Welt! Führt durch eine bizarre Vulkanlandschaft mit erstarrter Lava und eisblauen Seen. Länge ca. 19,4 km mit zum Teil sehr starker Steigung. Ein gutes Fitnesslevel ist unbedingt notwendig! Alle Infos, Wetterwarnungen und Updates zur Vulkanaktivität findest du hier. Außerdem empfehle ich dir meinen persönlichen Bericht über die Bewältigung des Tongariro Alpine Crossings!

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Tongariro Alpine Crossing

–       Abel Tasman Coastal Track (Abel Tasman National Park, New Zealand) – Grüne Wälder, goldene Strände, türkisfarbenes Wasser: wie im Bilderbuch präsentiert sich diese Wanderung. (5 Sterne bei Trip Advisor) Teilstücke können als Tageswanderung begangen werden, für die gesamte Wanderung sollte man 3-5 Tage planen) Alle wichtigen Infos zum Nationalpark und den Wanderungen findest du unter diesem Link, für meinen persönlichen Bericht über den Aufenthalt in Abel Tasman bitte hier klicken.

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Abel Tasman Coastal Track

–       Ben Lommond’s Summit (Queenstown, New Zealand) – startet in Queenstown oder alternativ ab der Bergstation der Seilbahn und bietet spektakuläre Aussichten auf Lake Wakatipu, die Remarkables Bergkette und die Stadt Queenstown selbst sowie die Südalpenkette im Nordosten. Dauer der Wanderung ca. 6 Stunden ab der Bergstation der Seilbahn bzw. ungefähr 8 Stunden wenn man ab Queenstown startet. Der letzte Aufstieg ist sehr steil und am Gipfel herrscht oft starker Wind. Weitere offizielle Infos hier. Meinen persönlichen Bericht kannst du in meinem Neuseeland Tagebuch nachlesen.

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Queenstown: Ben Lommond’s Summit

Im nächsten Beitrag zum Thema „Gesund und Fit auf Reisen“ geht es weiter mit unseren Lieblings-Kraftübungen für unterwegs!


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Author

Hat 1 Jahr in Mexiko gelebt, ist solo durch Neuseeland & Australien gereist und war im Overlander im südlichen Afrika unterwegs. Lisa liebt Abenteuer- und Aktivreisen, spannende Herausforderungen und ist dabei immer auf der Suche nach dem perfekten Fotomotiv. Dafür schleppt sie auch gerne ihre gesamte Kameraausrüstung auf einen Berg.

3 Comments

  1. Pingback: 10 Highlights in Kapstadt, die du nicht verpassen solltest ‹ Imprintmytravel

  2. Sehr schön zu wandern ist auch der Roys Peak bei Wanaka. Bietet auch sehr spektakuläre Ausblicke, wenn man gutes Wetter hat.

    • Hallo Jannis,

      Danke für den Tipp! Wir müssen den Artikel eh wieder mal ergänzen!

      Liebe Grüße
      Lisa

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