Was macht für dich ein gutes Landschaftsfoto aus? Für mich bedeutet hochwertige Landschaftsfotografie, stimmungsvolle Momente festzuhalten, außergewöhnliches Licht einzufangen und so den Zauber eines Augenblicks auf ein Bild zu bannen. Das Ziel ist, ein Motiv so gekonnt in Szene zu setzen, dass es den Betrachter zum Staunen bringt. Es ist mir wichtig, die Szenerie so realistisch wie möglich abzubilden und die pure Schönheit der Natur zu unterstreichen. Übertriebene HDR-Bilder sind nichts für meinen Geschmack, genauso wenig kann ich es verstehen, dass manche Fotografen den Sättigungsregler bis zum Anschlag drehen und so aus stimmungsvollen Landschaftsfotos kitschige Kunstwerke machen.
Der Grat zwischen Optimierung und Übertreibung ist schmal, daher ist es immer mein Anspruch, das Foto bereits so perfekt wie möglich aus der Kamera zu bekommen und im Zuge der Nachbearbeitung nur noch kleinere Anpassungen an den Bildern vorzunehmen.
Damit das auch dir gelingt, habe ich dir in diesem Artikel meine persönlich erprobten Landschaftsfotografie Tipps zusammengefasst. Der Beitrag ist natürlich gespickt mit vielen repräsentativen Fotos, so dass du gleich siehst, wie sich meine Tipps und Tricks in der Praxis umsetzen lassen.
Inhaltsverzeichnis
Mit diesen Landschaftsfotografie Tipps gelingen auch dir bald atemberaubende Bilder!
Um ein Foto einer beeindruckenden Landschaft so einzufangen, dass es den Betrachter fesselt, braucht es etwas mehr als nur eine gute Ausrüstung. Vor allem der Einfluss einer guten Vorbereitung und des passenden Lichts auf die finalen Bilder werden gerne unterschätzt.
Daher möchte ich zum Einstieg in diesen Artikel das Thema Planung und Vorbereitung sowie ein paar hilfreiche Tools dafür ansprechen. Auf den Umgang mit Licht kommen wir später ebenfalls zu sprechen.
Die Vorbereitung für ein gutes Landschaftsbild
Die gezielte Vorbereitung ist die halbe Miete für tolle Fotos. Wer erst vor Ort damit beginnt, einen geeigneten Fotospot zu suchen, vergeudet viel wertvolle Zeit und verpasst möglicherweise “den einen” perfekten Moment.
Die Recherche ist essenziell in der Landschaftsfotografie
Ich beginne daher immer schon vor einer Reise mit einer ausführlichen Recherche im Internet. In Foren und Facebook-Gruppen findet man viele Tipps von Fotografen, aber auch Instagram und Pinterest eignen sich hervorragend für die Motivsuche und als Inspiration für Fotos.
Auch die Google- Bilder Suche sollte man nicht außer Acht lassen, hier habe ich schon viel Inspiration und Anregungen für meine Landschaftsbilder bekommen. Sehr gerne nutze ich auch die Webseite locationscout.net, eine Plattform, auf der Fotografen Fotostandpunkte samt Koordinaten teilen können.
Alternativ eignen sich natürlich auch Bildbände, Magazine und Postkarten. Und nein, es ist nicht verwerflich, sich von Profis oder Kollegen inspirieren zu lassen, denn du kannst deinem Landschaftsfoto durch die Wahl der Perspektive, des Bildausschnittes, der Tageszeit und natürlich der Nachbearbeitung deine ganz persönliche Note verleihen.
Es macht auch Sinn, vorab die Anreise– und Parkmöglichkeiten zum gewählten Fotostandpunkt zu recherchieren. Wie viel Zeit muss ich für die Anreise einplanen? Ist es möglich öffentlich zum Fotospot anzureisen oder benötige ich ein Auto? Wenn ja, ist die Zufahrt erlaubt und wo kann ich parken?
Fotostandort vorab besichtigen
Wer Zeit hat, besucht die ausgewählte Fotolocation vorab, um sich einen Überblick der Szenerie zu verschaffen. Wie fällt das Licht ein und wo ist die perfekte Position für das Stativ am gewählten Fotostandpunkt? Gibt es möglicherweise irgendwelche Störfaktoren, wie Lichtquellen, hoch gewachsenes Gestrüpp, das den Ausblick stört oder Vibrationen durch vorbeifahrende Autos?
Viele schöne Gegenden für Fotos lassen sich außerdem nur auf dem Fußweg erreichen. Speziell bei Abend– oder Nachtaufnahmen ist es dann wichtig, sich vorab Gedanken über den Rückweg zu machen und zum Beispiel eine Taschen- oder Stirnlampe einzustecken, damit man nach dem Fotografieren nicht im Dunkeln durch den Wald stolpern muss.
Wie du siehst, ein tolles Landschaftsbild entsteht selten zufällig, man muss es von langer Hand planen.
Landschaftsfotografie Tipps: Diese Apps helfen dir bei der Planung
Mittlerweile gibt es zahlreiche Apps, die dir die Planung deiner Fotos schon von zu Hause aus ermöglichen. Ich nutze für die Planung meiner Landschaftsfoto hauptsächlich Photopills, PhotoEphemeris und Peak Finder. Die beiden erstgenannten Apps sind klassische Apps für Fotografen, die dir helfen, den Sonnenstand und den Verlauf sowie die Position von Milchstraße und Mond zu berechnen.
So kannst du schon zu Hause nicht nur den perfekten Fotospot, sondern auch die ideale Uhrzeit und den passenden Monat für tolle Fotos herausfinden und dein Shooting planen. Möchtest du zum Beispiel die vom Morgenlicht angeleuchteten Berggipfel, wie im Foto oben, fotografieren, musst du genau wissen, wann im Jahr die Sonne so steht, dass die Strahlen zu Sonnenaufgang genau auf den Gipfel treffen.
Der Stand der Sonne ändert sich nicht nur im Laufe des Tages, sondern auch im Verlauf des Jahres und somit ändern sich auch die Bedingungen für Landschaftsfotografen. Viele Bilder, wie auch das Foto der Laghi Fusine, sind nur zu ganz bestimmten Zeitpunkten möglich.
Peakfinder wurde eigentlich nicht für Fotografen, sondern für Bergsteiger und Wanderer entwickelt und zeigt dir – auch offline – ein 360° Panorama aller Berge in der Umgebung samt Namen an. Die App berechnet allerdings auch mit erstaunlicher Präzision die Sonnen- und Mondbahn. So siehst du beispielsweise den genauen Zeitpunkt, wann die Sonne zu Sonnenaufgang hinter einem Gipfel hervorkommt. Eine Funktion, die ich gerne nutze um vor Ort meine Position noch einmal zu prüfen.
Kameraausrüstung für großartige Landschaftsbilder
Das schönste Motiv und der perfekte Lichteinfall helfen dir nicht viel, wenn du nicht die richtige Ausrüstung dabei hast. Bei Tageslicht bringen auch Smartphones und einfache Kompaktkameras mittlerweile gute Ergebnisse, doch spätestens bei schwierigen Lichtverhältnissen, wie in der Morgendämmerung oder gar der blauen Stunde, stoßen sie auf Grund des kleinen Kamerasensors an ihre Grenzen.
Die perfekte Kamera für Landschaftsaufnahmen
Die gute Nachricht zuerst: Du benötigst für den Einstieg in die Landschaftsfotografie keine teure Profi-Ausrüstung. Allerdings sollte deine Kamera manuelle Einstellungen von Verschlusszeitzeit, Blende und ISO zulassen. Dazu brauchst du nicht einmal eine Spiegelreflexkamera, es gibt mittlerweile sogar schon Kompaktkameras, wie die Canon PowerShot G7X Mark II*, die diesen Anforderungen gerecht werden. Diese haben allerdings den Nachteil, dass du keine Wechselobjektive und damit auch keine Filter montieren kannst.
Idealerweise fotografierst du also mit einer System (DSLM)– oder Spiegelreflexkamera (DSLR) mit Objektiven zum Wechseln. Ich fotografiere schon immer mit einer Spiegelreflexkamera von Nikon*, bei Systemkameras erfreut sich die Sony Alpha Reihe* seit Jahren größter Beliebtheit unter Reisebloggern. Für welches System du dich entscheidest hängt stark von deinem persönlichen Geschmack ab.
Ich empfehle grundsätzlich immer, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen und die Kamera dort in die Hand zu nehmen und auszuprobieren. Das gilt für das System ebenso wie für die Marke, denn es macht in Bezug auf die Qualität keinen Unterschied, ob du mit Nikon, Canon oder Sony fotografierst, allein du sollst dich mit deiner Kamera, ihrer Haptik und der Menüführung wohlfühlen!
APS-C oder Vollformat-Kamera?
Du wirst viele Landschaftsfotografie Tutorials finden, in denen die Vorzüge einer Vollformat-Kamera (die Größe des Bildsensors entspricht dem Kleinbildformat) gelobt werden und fast der Anschein gemacht wird, dass man mit einer APS-C Kamera kein vernünftiges Bild schießen kann. Das ist natürlich kompletter Blödsinn, denn es ist immer noch der Fotograf, der für die Bildgestaltung und Einstellungen verantwortlich ist und damit vorrangig das Ergebnis bestimmt.
Ja, es stimmt, dass Vollformat-Kameras in gewissen (Grenz)Situationen noch bessere Ergebnisse bringen, z.B. im extremen ISO-Bereich der Astrofotografie, das heißt aber nicht, dass du für ein gutes Landschaftsfoto unbedingt eine solche Kamera benötigst. Auch auf diesem Blog sind 90% der Bilder mit einer Nikon D7100* (Nachfolger Nikon D7200* bzw. Nikon D7500*) entstanden, eine semi-professionelle Spiegelreflexkamera mit Crop-Sensor. Und Hand aufs Herz, wäre dir das jetzt negativ aufgefallen?
Viel wichtiger ist, gerade für Anfänger, ist, dass du deine Ausrüstung kennst und weißt, wann und wie du bestimmte Einstellungen anwendest und wie sie deine Fotografie beeinflussen.
Welche Objektive braucht man für Landschaftsfotografie?
Für tolle Fotos viel wichtiger sind da schon eher passende Objektive. Es stellt sich vor allem die Frage, welche Brennweite für Landschaftsfotografie geeignet ist. Wer nach dem perfekten Objektiv für Landschaftsbilder googelt, landet meist ganz schnell bei einem Weitwinkel. Das hat auch durchaus seine Berechtigung, denn weite Landschaften lassen sich nun mal auch am besten mit einer möglichst weitwinkeligen Linse einfangen.
Allerdings kann so eine Aufnahme ohne den entsprechenden Vordergrund oder Eyecatcher auch ganz schnell ziemlich langweilig wirken.
Neben allen Vorteilen von Weitwinkel- oder gar Ultraweitwinkel-Objektiven in der Fotografie von Landschaften, sollte man auch die Wirkung eines Teles bei Landschaftsfotos nicht unterschätzen.
Viele Landschaften leben von ihren Details, daher solltest du auch immer eine längere Brennweite dabeihaben. Ein Teleobjektiv dient aber nicht nur der Vergrößerung, sondern lässt außerdem Motive in der Ferne näher zusammenrücken. Diesen Effekt nennt man auch “Perspektive verdichten”, ein nicht unwichtiger Aspekt bei der Komposition deines Bildes.
Die Lichtstärke deiner Objektive spielt beim Fotografieren von Landschaften eine untergeordnete Rolle, da du tendenziell eher mit geschlossener Blende fotografieren wirst und bei Dämmerungs- bzw. Nachtaufnahmen sowieso ein Stativ dabei hast. Lichtstarkes Gerät benötigst du vor allem dann, wenn du viel in Innenräumen fotografierst oder Objekte vor dem Hintergrund freistellen möchtest, wie das meistens bei Portraits der Fall ist.
Achtung: Eine Ausnahme in der Landschaftsfotografie sind Sternenhimmelfotos. Wenn du dich auch für Milchstraßenbilder und Astrofotografie interessierst, solltest du darauf achten, gleich ein möglichst lichtstarkes Weitwinkelobjektiv zu erwerben!
Wie du die Milchstraße am besten in Szene setzt und viele weitere Tipps für Anfänger teile ich mit dir in meinem ausführlichen Astrofotografie Tutorial.
Ich habe in meiner Kameratasche folgende Objektive für Landschaftsaufnahmen dabei:
Ultra-Weitwinkel:
Tokina AT-X 11-16mm f/2,8 Pro DX II* (für Kameras mit APS-C Sensor)
Nikon AF-S Zoom-Nikkor 14-24mm 1:2,8G ED* (für Kameras mit Kleinbildformat-Sensor)
Standard- Brennweite
Nikon AF-S DX Nikkor 16-85mm 1:3,5-5,6G ED VR* (für Kameras mit APS-C Sensor)
Nikon AF-S 24 – 70 mm F2,8 ED VR* (für Kameras mit Vollformat-Sensor)
Die lichtstarke Alternative Nikon AF-S 24-70 mm f/2,8 VR* (für Kameras mit Vollformat-Sensor)
Tele-Zoom:
Nikon AF-P Nikkor 70-300mm 1:4.5-5.6E ED VR* (für Kameras mit Vollformat-Sensor, kann aber auch auf APS-C Kameras verwendet werden, die Brennweite entspricht dann 105 – 450 mm)
Die lichtstarke (und sehr teure) Alternative Nikon AF-S Nikkor 70-200 mm, 1:2.8E FL ED VR*
Achte bei der Wahl der Linse, ob es sich um Vollformat-Objektive oder Objektive ausschließlich für Kameras mit APS-C Sensor handelt. Oft können Vollformat-Objektive auch an Crop-Kameras verwendet werden, aber nicht umgekehrt!
Falls du zu Fuß unterwegs bist, denk daran, dass eine große Anzahl an Objektiven das Gewicht deines Rucksacks erhöht und du deine Ausrüstung eventuell beschränken musst.
Landschaftsfotografie Zubehör
Neben der richtigen Kamera und dem passenden Objektiv ist auch die Wahl des Zubehörs essenziell für ein perfektes Landschaftsbild. Zubehör gibt es wie Sand am Meer, Manches ist notwendig, Vieles aber auch nicht.
Diese drei Dinge ergänzen deine Ausrüstung sinnvoll und sollten daher in deiner Kameratasche auf keinen Fall fehlen:
Das Stativ- unerlässlich in der Landschaftsfotografie!
Das wichtigste Zubehör für Landschaftsfotografen ist das Stativ. Besonders in der Morgendämmerung oder im Abendlicht ist es quasi unmöglich, ohne Stativ ein scharfes Foto zu machen. Außer man reizt die ISO bis an ihre Grenzen aus, was aber wiederum unschönes Bildrauschen im Foto zur Folge hat.
Ein Stativ erleichtert aber auch untertags die Arbeit. Es verhindert jede noch so kleine Erschütterung und man kann den Fokus speichern, so dass man nicht jedes Mal neu fokussieren muss. Außerdem kannst du mit Hilfe der in der Kamera integrierten Wasserwaage das Bild gerade ausrichten und vermeidest so starken Beschnitt in der Nachbearbeitung.
Wer Filter benutzt, um Langzeitbelichtungen bei Tageslicht zu machen, kommt sowieso nicht um ein Stativ herum.
Wichtiger Tipp: Schalte beim Fotografieren mit Stativ den Bildstabilisator am Objektiv oder in der Kamera aus! Der Stabilisator versucht sonst Bewegungen auszugleichen, die es gar nicht gibt, was zu Unschärfen führen kann. Wer ganz sicher gehen möchte, aktiviert beim Fotografieren mit Stativ auch die Spiegelvorauslösung (nur bei DSRL)!
Ich benutze folgende Stative je nach Reiseart und Fotosituation:
Auf Reisen benutze ich das kompakte Rollei Compact Traveler No. 1*, das mit einem Packmaß von nur 33 cm in jedes noch so kleine Reisegepäck passt und zudem mit seinem geringen Gewicht überzeugt. Wer noch mehr Gewicht sparen möchte, kann auch die rund 200g leichtere Carbon Version* wählen.
Wenn ich mit dem Auto oder auf kurzen Wegen in der Stadt unterwegs bin, habe ich mittlerweile das City Traveler XL Stativ aus Carbon* dabei. Der Vorteil dieses Stativs sind die maximale Höhe von 156 cm und die höhere Traglast von 8 kg, allerdings ist es auch etwas sperriger als das oben genannte Compact Traveler. Gewichtsmäßig sind sie mit rund einem Kilogramm ziemlich vergleichbar.
Filter in der Landschaftsfotografie
Filter sind bei der Landschaftfotografie fast unumgänglich. Klar, man kann mittlerweile mittels Bildbearbeitung viele Effekte auf dem PC zaubern, doch für mich ist Fotografie immer noch eine Kunst bzw. ein Handwerk, das es zu beherrschen gilt. Wie bereits oben beschrieben finde ich es extrem wichtig, dass das Foto schon so perfekt wie möglich aus der Kamera kommt und nur noch eine dezente Nachbearbeitung benötigt.
Filter können dem Landschaftfotografen helfen, bestimmte Effekte, wie mehr Kontrast im Himmel, weichgezeichnetes Wasser oder Bewegung in den Wolken, ohne die Anwendung von Photoshop zu kreieren. Manche Dinge, wie etwa die Weichzeichnung im Wasser, sind ohne Filter gar nicht oder nur mir sehr viel Aufwand zu erreichen.
Daher ist einer meiner wichtigsten Tipps für bessere Landschaftsfotos, dich mit dem Einsatz von Filtern vertraut zu machen und zu lernen, wie sie deine Fotos verbessern können!
Empfohlene Filter
Der Pol- Filter
Der Polfilter oder Polarisations-Filter war nach den UV-Filtern der erste Filter, der den Weg in meine Fototasche fand. Er hat eigentlich zwei Anwendungsgebiete, nämlich zum einen, Kontraste und Farben zu intensivieren und zum anderen, unerwünschte Reflexionen zu reduzieren. Wie er das tut, beruht auf einigen Grundregeln der Physik in Bezug auf die Ausbreitung des Lichtes in Wellen auf unterschiedlichen Polarisationsebenen. Wenn es euch interessiert, könnt ihr hier nachlesen wie ein Pol-Filter genau funktioniert.
Ich möchte in diesem Artikel aber bei den Effekten bleiben, die einen Polarisations-Filter für dich als Landschaftsfotograf so interessant machen.
Dieser Filter kann helfen, das Blau des Himmels zu verstärken und die Wolken deutlicher hervortreten zu lassen. Außerdem kann man damit das Grün von Blättern satter machen oder die Farben eines Regenbogens intensivieren. Ob und wie stark der Effekt zu sehen ist, hängt von der korrekten Anwendung des Polfilters ab. Seine magische Wirkung entfaltet er nämlich erst, wenn das Sonnenlicht mit einem Winkel von etwa 90° zur Kamera einfällt. Auch bei Bewölkung funktioniert ein Polarisations-Filter nicht, ganz im Gegenteil, er kann sich sogar negativ auf die Bildqualität auswirken, da er je nach Qualität 1-2 Blendenstufen schluckt und das Bild dadurch möglicherweise zu dunkel wird.
Farben und Kontraste lassen sich auch mit Bildbearbeitungsprogrammen sehr gut verbessern. Daher ist das Hauptanwendungsgebiet des Pol-Filters in der digitalen Fotografie mittlerweile die Reduzierung von unerwünschten Reflexionen. Aber Achtung, man will sie nicht immer verschwinden lassen, denn gerade in der Landschaftsfotografie ist es oft genau eine Spiegelung, die ein Bild erst interessant macht.
Wenn du aber durch eine Glasscheibe fotografierst oder die Unterwasserwelt in einem klaren Teich oder See fotografieren willst, kann ein Polfilter sehr hilfreich sein. Je nach Einfall des Lichts wird die Spiegelung ganz oder teilweise neutralisiert und du kannst quasi durch die Oberfläche hindurch fotografieren.
Tipp: Ein Pol-Filter funktioniert nur wirklich gut, wenn du dich im richtigen Winkel zur Sonne befindest und ihn durch Drehen korrekt einstellst. Du kannst im Sucher sehr genau sehen, wie sich das Bild durch das Einstellen des Filters verändert und so bestimmen, wieviel Licht absorbiert werden soll.
Pol-Filter gibt es in vielen verschiedenen Preisklassen und Qualitätsstufen, ich persönlich bin mit dem Preis-Leistungsverhältnis des Hoya HP Polarisationsfilters* sehr zufrieden. Auch die Produkte von NiSi kann ich dir sehr empfehlen. Mit meinem Rabattcode NOWNISI erhältst du außerdem 5% Ermäßigung auf deinen Einkauf im Onlineshop von NiSi Österreich*. (Versandkostenfrei nach Deutschland & Österreich. Schweiz auf Anfrage.)
Tipp: Achte beim Kauf unbedingt auf die richtige Größe des Filtergewindes!
Der Graufilter oder ND-Filter
Mein persönlicher Favorit in der Landschaftsfotografie ist der Graufilter oder auch ND- Filter (Neutraldichtefilter). Mit keinem anderen Filter kannst du mit so wenig Aufwand dermaßen kreative und spannende Effekte erzeugen, wie mit einem Graufilter. Da das Thema sehr umfangreich ist, habe ich bereits einen eigenen Artikel über das Fotografieren mit Graufilter verfasst.
Einen ND-Filter benutzt du generell, um bei Tageslicht Langzeitbelichtungen durchführen zu können. Vielleicht fragst du dich jetzt, warum man denn untertags lange belichten soll, wo doch das Licht für ein normales Foto vollkommen ausreicht? Nun, dazu gibt es einige Erklärungen und Anwendungsbereiche:
Für die Landschaftsfotografie am interessantesten ist der Weichzeichner– bzw. der Wischeffekt. Durch die lange Belichtungszeit erscheint Wasser weich und schaumig, fast ein bisschen wie Nebel. Das gibt deinem Foto einen zauberhaften, fast schon ein wenig mystischen Touch und lässt die Landschaft verträumt wirken.
Wolken hingegen, vor allem wenn sie stark in Bewegung sind, werden durch die Langzeitbelichtung verwischt, was ein Foto sehr dramatisch und dynamisch wirken lässt.
Eine Langzeitbelichtung mit Einsatz eines Graufilters kann aber auch eine unruhige Oberfläche in eine spiegelglatte Fläche verwandeln, wie du an diesem Foto aus Bali siehst.
Und zu guter Letzt sorgt eine Langzeitbelichtung auch noch dafür, dass bewegte Objekte – also im Fall von überlaufenen Sehenswürdigkeiten Menschen – verwischt werden und somit wie von Geisterhand verschwinden. Untertags, wenn die Sonne scheint, kannst du lange Verschlusszeiten aber nur realisieren, wenn du mit Hilfe eines Graufilters das Umgebungslicht reduzierst.
Daher ist ein Graufilter auch für alle Fotografen ein Thema, die gerne an stark frequentierten Plätzen fotografieren und ihr Motiv ohne Menschenmassen ablichten wollen.
Diese Vorgehensweise zählt zu den beliebtesten Tricks, um Fotos an belebten Orten zu machen und diese möglichst leer erscheinen zu lassen.
Persönlicher Landschaftsfotografie Tipp: Besorge dir einen Graufilter!
Alle diese Effekte lassen sich nur sehr schwer oder auch gar nicht in der Nachbearbeitung umsetzen, daher ist dieser Filter in meiner Fototasche einfach immer dabei! Es ist für mich persönlich das wichtigste und absolut unentbehrlichste Zubehör in der digitalen Landschaftsfotografie!
Ein Graufilter ist übrigens in verschiedenen Stärken erhältlich. Zu den gängigsten gehören 8x, 64x und 1000x. Die Zahl bezieht sich auf die Verlängerung der Belichtungszeit, mit einem ND-8 Filter kannst du also 8 Mal länger belichten als ohne. Erfahrungsgemäß kommen der ND64 und ND1000 am häufigsten zum Einsatz.
Wie bei allen Filtern gibt es auch Graufilter in unterschiedlichen Qualitätsstufen zu kaufen. Je höher die Qualität, desto geringer die Vignettierung sowie unerwünschte Farbstiche im Foto. Ich selbst verwendete ursprünglich die Filter von Haida, die sich preislich im mittleren Preissegment befinden. Für meine APS-C Kamera nutzte ich die HAIDA Slim Graufilter*, bei der Vollformat-Kamera habe ich mich später für die neueren (und etwas teureren) HAIDA Slim Graufilter PRO II MC* entschieden.
Mittlerweile habe ich meine Ausrüstung um die Produkte von NiSi* erweitert und bin sehr zufrieden mit Qualität und Handhabung.
Achte bitte auch beim Kauf eines ND-Filters auf die richtige Gewindegröße oder besorge dir zusätzlich einen geeigneten Adapterring*für deine Kamera bzw. dein Objektiv.
Der Grauverlaufs-Filter
Der Grauverlaufs-Filter sorgt immer wieder für Diskussionen unter Landschaftsfotografen. Die einen schwören auf ihn, für die anderen ist er dank Lightroom und anderen Bildbearbeitungsprogrammen verzichtbar geworden. Auch ich selbst habe selten Grauverlaufsfilter im Einsatz, das schicke ich an dieser Stelle gleich voraus.
Der Unterschied zu einem normalen Graufilter erklärt sich schon mit dem Namen: Während ein Graufilter das Bild regelmäßig abdunkelt, verfügt der Verlaufsfilter über einen Verlauf von dunkel nach hell, je nach Filter mit weichem oder hartem Übergang.
Er wird benutzt, um ein Bild in schwierigen Lichtsituationen mit großem Kontrastumfang richtig belichten zu können. Zum Beispiel bei Sonnenuntergang, wenn der Himmel noch hell ist, aber die Umgebung schon im Schatten liegt. Diese Helligkeitsunterschiede kann die Kamera – anders als das menschliche Auge – nicht richtig darstellen, im Bild ist also entweder der Himmel richtig belichtet und die Landschaft schwarz, oder die Landschaft ist korrekt belichtet und der Himmel dafür überbelichtet (ausgefressen).
Setzt du einen Verlaufsfilter ein, kannst du den Himmel abdunkeln und die Landschaft trotzdem korrekt belichteten.
Klingt super, hat aber auch seine Grenzen. Am Strand mit geradem Horizont funktioniert alles perfekt, bist du aber in den Bergen, wo du keinen geraden Horizont hast, sondern ein unregelmäßiges Panorama, stößt der Filter an seine Grenzen. Die Berggipfel, die in den Himmel ragen, sind dann nämlich auch unterbelichtet und benötigen erst recht wieder einiges an Nachbearbeitung.
Daher setzen viele Fotografen mittlerweile auf Bildbearbeitung. Man kann zum Beispiel den Himmel mit einem Verlaufsfilter in Lightroom extra bearbeiten und abdunkeln, solange noch etwas Information im Bild erhalten ist. Ist er komplett weiß ausgefressen hilft das allerdings auch nicht weiter. Allerdings ist der Dynamikumfang moderner Spiegelreflexkameras schon so hoch, dass sich dunkle Stellen sehr stark aufhellen lassen, ohne große Qualitätseinbußen zu riskieren.
Meine Kamera, die Nikon D750* hat diesbezüglich ganz besonders gute Kritiken erhalten.
Belichtungsreihen (Bracketing) / HDRs als Alternative zum Verlaufsfilter
Alternativ kann man natürlich auch zwei (oder mehrere) Fotos machen und einmal den Himmel und einmal die Umgebung korrekt belichten. Diese Bilder lassen sich dann mit zwei Klicks am Computer zusammensetzen und voila, fertig ist das HDR (High Dynamic Range). Diese Fotos haben leider nicht den besten Ruf, da viele Fotografenkollegen gerne mal übertreiben und das Bild am Ende stark gekünstelt aussieht. Richtig angewandt, kann ein aus einer Belichtungsreihe (engl. “Bracketing”) erstelltes Bild aber ein sehr gutes und natürliches Ergebnis bringen.
Braucht es also unbedingt einen Grauverlaufsfilter in der Ausrüstung? Meiner Meinung nach Nein, denn 99% bekommst auch mit einer Kombination aus Nachbearbeitung und ND-Filter hin. Schadet es, sich damit zu beschäftigen? Auf keinen Fall, denn ein Grauverlaufsfilter ist ein interessantes Werkzeug, dessen Einsatz den Blick schärft und das Verständnis für die Fotografie erhöht. Allerdings musst du auch bereit sein, ziemlich viel Geld zu investieren, da Verlaufsfilter und die Einschubsysteme dafür sehr teuer sind.
Falls du dich für Grauverlaufsfilter interessierst, dann schau dir unbedingt die Angebote von NiSi an. Ich bin seit Ende letzten Jahres Kooperationspartner von NiSi Österreich und konnte schon einige Produkte testen. Außerdem erhältst du mit meinem Rabattcode NOWNISI 5% Ermäßigung auf deinen gesamten Einkauf.*
Vergiss nicht, dass du für die rechteckigen Verlaufsfilter auch einen passenden Filterhalter zum Einstecken kaufen musst. Bei den Kits von NiSi ist die Halterung schon enthalten und der Gesamtpreis günstiger als wenn du die Produkte einzeln kaufst.
Schraubfilter sind nicht zu empfehlen, da der Verlauf genau in der Mitte liegt. Da sich der Horizont deines Bildes selten in der Mitte befindet (Goldener Schnitt!), schränkt das deine Bildkomposition zu sehr ein.
Fernauslöser
Einen Fernauslöser benötigst du spätestens dann, wenn du Belichtungszeiten von mehr als 30 Sekunden realisieren möchtest. Bei den meisten Spiegelreflexkameras kannst du bis zu 30 Sekunden mit dem integrierten Selbstauslöser auslösen, eine bequeme und unkomplizierte Alternative. Für die sogenannte BULB-Funktion in der Kamera (in der Regel Belichtungszeiten von über 30 Sekunden) brauchst es allerdings einen externen Auslöser.
Fernauslöser funktionieren entweder mit Kabel (das ist die verlässlichste Variante), über Funk oder mittels App über Bluetooth bzw. WLAN. Welche Variante man bevorzugt ist Geschmacksache und hängt auch vom Einsatzzweck ab.
Ich selbst besitze einen billigen Fernauslöser mit Kabel*, ohne integrierte Zeitanzeige, der vollkommen für meine Zwecke ausreicht. Die Belichtungszeit muss ich allerdings am Handy stoppen, daher werde ich mir beim nächsten Mal einen Auslöser mit integrierter Zeitanzeige zulegen.
Zusammenfassend sollte deine Ausrüstung für Landschaftsfotografie also ein stabiles Stativ, einen Fernauslöser und einen Pol- sowie einen Graufilter beinhalten.Welche Kameraeinstellungen für Landschaftsaufnahmen?
Wie so oft gibt es auch für die Landschaftsfotografie kein Patentrezept. Welche Einstellungen passen, ist einfach immer stark von der Motivwahl, dem Licht und der Gesamtsituation abhängig. Außerdem stellt sich die Frage, was du mit deinen Bildern ausdrücken willst. Möchtest du Wasser und Wolken durch lange Verschlusszeiten verwischen und so etwas Dynamik ins Bild bringen oder einfach eine statische Landschaft festhalten?
Ein paar Grundregeln und Tipps für bessere Landschaftsfotos möchte ich dir aber an dieser Stelle mitgeben.
Die Blende
Die Blende ist das wichtigste Gestaltungsmittel in der Fotografie. Sie bestimmt, wieviel Licht auf den Sensor fällt. Mit Hilfe der Blende definierst du die Schärfentiefe, sprich ob das ganze Foto (hohe Tiefenschärfe) oder nur ein bestimmtes Motiv (geringe Tiefenschärfe) scharf sein soll. Im Hinblick auf Landschaftsfotos wollen wir in 95% der Fälle ein möglichst scharfes Foto, daher ist eine geschlossene Blende (= kleine Blendenöffnung, große Blendenzahl) empfehlenswert.
Das heißt übrigens nicht, dass du komplett auf Blendenzahl 22 abblenden sollst, denn leider wirkt sich eine stark geschlossene Blende auch auf die Bildqualität aus (Stichwort Beugungseffekte). Die meisten Kameras produzieren die beste Qualität bei einer Blende 8-13.
Dies kannst du leicht testen, indem du die Kamera auf ein Stativ stellst und das gleiche Motiv mit verschiedenen Blendenwerten (aber bis auf die Belichtungszeit sonst unveränderten Einstellungen) fotografierst und die Bilder anschließend am Computer analysierst. Vollformat-Kameras lassen sich ohne sichtbaren Qualitätsverlust erfahrungsgemäß etwas weiter abblenden als Crop-Kameras.
Auch die beliebten Sonnensterne, z.B. wenn sich die untergehende Sonne an einem Berggipfel bricht, erreicht man durch starkes Abblenden. Sie entstehen, weil sich das Licht am Rand der Lamellen der geschlossenen Blende bricht, und werden daher auch als Blendensterne bezeichnet.
Manchmal benötigst du übrigens auch bei Landschaftsfotografie eine offene Blende (=große Blendenöffnung, kleine Blendenzahl), zum Beispiel, wenn du den Vordergrund unscharf abbilden möchtest oder ein Motiv in der Landschaft (Baum, Blume etc.) freistellen willst.
Der ISO-Wert
Der ISO-Wert bestimmt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Ein höherer ISO-Wert hilft dir bei schlecht beleuchteter Umgebung korrekt belichtete Bilder zu erhalten, ohne die Belichtungszeit verlängern zu müssen. In der Landschaftsfotografie ist das aber selten notwendig. Untertags steht dir meistens genug natürliches Licht zur Verfügung und abends oder in der Dämmerung benötigst du sowieso ein Stativ. Von daher lasse ich den ISO-Wert meist auf 100 (sonnig) oder 200 (bewölkt).
Während ich beim Fotografieren auf Safari oder von Tieren gerne zur ISO-Automatik rate, würde ich dir bei Landschaftsfotos dazu raten, den ISO-Wert manuell zu wählen. Unter normalen Umständen hast du dazu genug Zeit und kannst den Wert mit Bedacht einstellen.
Die Belichtungszeit
Die korrekte Belichtungszeit hängt davon ab, was du erreichen willst. Generell gilt, dass man freihändig nicht länger als 1/60 Sekunde belichten soll. Sonst riskiert man durch das Verwackeln beim Auslösen eine Bewegungsunschärfe. Die zweite Grundregel ist, dass die Verschlusszeit mindestens dem Umkehrwert der Brennweite entsprechen sollte. Bei einem 200 mm Teleobjektiv solltest du also mindestens mit 1/200 Sekunden belichten, um Unschärfe zu vermeiden.
Willst du längere Belichtungszeiten realisieren, zum Beispiel bei Sonnenuntergang, in der blauen Stunde oder für eine Belichtung mit Graufilter, benötigst du ein Stativ.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass es nicht “die eine” korrekte Belichtungszeit für Landschaftsfotos gibt. Wenn du die beiden oben genannten Grundregeln einhältst, solltest du aber keine Probleme mit deinen Fotos bekommen.
Die Belichtungsmodi in der Landschaftsfotografie
Egal mit welcher Ausrüstung (Bridge-, System- oder Spiegelreflexkamera) du fotografierst, jede Kamera bietet verschiedene Möglichkeiten, um die Belichtung deiner Bilder zu regeln. Für Anfänger besonders verlockend ist der Automatikmodus (Auto), doch diesen solltest du, vor allem wenn du mit Stativ arbeitest, vergessen.
Deine Kamera erkennt zwar die Lichtverhältnisse vor Ort, aber sie kann nicht wissen, was genau du mit deinem Foto erreichen willst.
Die Vorteile des manuellen Modus (M)
Nur im manuellen Modus hast du volle Kontrolle über alle Einstellungen an deiner Kamera und kannst die verschiedenen Faktoren individuell beeinflussen. Belichte kürzer, um Wassertropfen einzufrieren oder etwas länger, um den Fluss des Wassers zu unterstreichen und Dynamik ins Bild zu bringen.
In schwierigen Lichtsituationen, wie bei Gegenlicht im Sonnenaufgang, kannst du so bewusst etwas unterbelichten, um die Farben des Himmels zu betonen oder schöne Silhouetten zu kreiieren.
Alternative Zeitautomatik oder Blendenvorwahl (A/AV) bei Tageslicht
Untertags bei ausreichend Umgebungslicht und Sonne spricht nichts dagegen, der Kamera gewissen Einstellungen zu überlassen, um sich ganz auf die Bildgestaltung zu konzentrieren.
Dafür empfehle ich dir die Blendenvorwahl oder Zeitautomatik (Modus A/AV) zu nutzen. In dieser Halbautomatik stellst du den passenden Blendenwert (z.B. Blende 8-11 für hohe Tiefenschärfe) ein und die Kamera wählt automatisch die richtige Verschlusszeit. Wahlweise kannst du in diesem Modus auch die ISO-Automatik aktivieren, was ich dir allerdings in der Landschaftsfotografie bei stabilen Lichtverhältnissen nicht unbedingt empfehlen würde.
Achte besser darauf, dass die von der Kamera gewählte Verschlusszeit immer mindestens dem Umkehrwert deiner Brennweite entspricht und du aus der Hand nicht länger als 1/50 Sekunden belichtest.
In der Halbautomatik A/AV kontrollierst du die Blende und damit einen der wichtigsten Faktoren für die Bildgestaltung. Du bestimmst, ob der Vordergrund unscharf werden soll, um den Blick des Betrachters in Bild zu leiten oder ob du alternativ eine möglichst hohe Schärfentiefe wünscht.
Denk aber daran, dass dir nur im manuellen Modus tatsächlich alle Möglichkeiten deiner Ausrüstung offen stehen. Vor allem im Hinblick auf die Dynamik im Bild.
Die Belichtungsmessung in der Landschaftsfotografie
Die Belichtungsmessung der modernen Kameras funktioniert schon sehr gut, doch manchmal muss man korrigierend eingreifen, um ein korrekt belichtetes Ergebnis zu erreichen. Besonders sehr konrastreiche Situationen, wie ein dunkler Berg vor einem hellen Himmel, können den internen Belichtungsmesser deiner Kamera an seine Grenzen bringen. Auch sehr helle oder sehr dunkle Motive irritieren die Automatik. So sind Schneelandschaften beim ersten Versuch vermutlich unterbelichtet und wirken grau.
Mit Hilfe der Belichtungskorrektur (+/- Taste) kannst du der Kamera in der Halbautomatik (A/AV bzw. S/TV) sagen, dass sie ein Bild heller oder dunkler machen soll. Diese Funktion ist besonders hilfreich bei dunklen Motiven vor einem hellen Hintergrund. Das Ergebnis der Korrektur kontrollierst du mit Hilfe des Histogramms, dieses sollte sich möglichst ausgewogen über die Achse verteilen. Alternativ kannst du natürlich alle Einstellungen manuell vornehmen und dich an der Belichtungswaage orientieren.
Landschaftsfotos richtig fokussieren
Nur wer richtig fokussiert erhält auch die Schärfe dort, wo er sie haben will. Klar, man kann auch der Kamera die Wahl des Messfeldes überlassen, doch das führt nicht immer zum gewünschten Ergebnis. Dabei muss man nicht unbedingt manuell fokussieren, der Autofokus der modernen Kameras leisten hervorragende Arbeit.
Manuell fokussieren ist eigentlich nur in sehr schwierigen Situationen notwendig. Zum Beispiel in der Dämmerung oder bei Nacht oder auch wenn du Tiere im hohen Gras fotografierst. Trotz Autofokus ist es aber wichtig zu bestimmen, welcher Fokuspunkt gewählt und was genau fokussiert werden soll.
Um das zu tun gibt es zwei Möglichkeiten:
Du belegst das mittlere Fokusfeld deiner Kamera, fokussierst dein Motiv, hältst den Auslöser halb durchgedrückt und verschiebst dann den Bildausschnitt. Bei dieser Methode, die auch “focus & recompose” genannt wird, besteht allerdings die Gefahr, dass sich durch das Bewegen der Kamera die Schärfeebene verschiebt. Deshalb sollte man sie nur beim Fotografieren von unbeweglichen Objekten – Landschaften oder auch Architektur – aber nicht bei der Tier- oder Portraitfotografie verwenden.
Die zweite Methode besteht darin, zuerst den Bildausschnitt zu wählen und dann das Messfeld auf das gewünschte Motiv zu verschieben. Bei Canon funktioniert das mit dem Joystick, bei Nikon über die Pfeiltasten. Diese Methode ist deutlich präziser und gibt dir volle Kontrolle, eignet sich aber nicht für schnelle Schnappschüsse.
Der Vollständigkeithalber möchte ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass die meisten modernen Kameras mittlerweile über einen Augen-Autofokus verfügen und mittels Touch-Steuerung am Display fokussieren und auslösen können. Diese Funktionen einer modernen Ausrüstung erleichtern dem Fotografen das Fokussieren immens.
Landschaftsfotografie Tipp: Die hyperfokale Distanz
Jetzt stellt sich noch die Frage, worauf man bei Landschaften eigentlich fokussieren soll. Hier kommt der sehr wissenschaftliche Ausdruck der “hyperfokalen Distanz” ins Spiel. Dieser Ausdruck bezeichnet die Entfernung zwischen Fotograf und Motiv, bei der sowohl das Motiv selbst, z.B. eine Person oder ein Baum, als auch der Hintergrund scharf abgebildet werden. Sie definiert also die Schärfentiefe eines Fotos.
Beispiel: Nehmen wir an die Entfernung zwischen Kamera und Baum in der Grafik oben beträgt 2 m. Das entspricht ungefähr dem Wert bei einer Brennweite von 24 mm und einer Blendenzahl von 16. Alle Bereiche, die sich innerhalb von einem Meter vor dem Baum und dahinter bis unendlich befinden werden scharf abgebildet. Würde zwischen Fotograf und Baum noch ein Mensch stehen, wäre er folglich unscharf, da er sich außerhalb des Schärfebereichs befände.
Eine wichtige Grundregel in der Fotografie ist auch, dass du mit einer kurzen Brennweite, also einem Weitwinkelobjektiv, deutlich näher an deinem Motiv dran sein kannst als mit einem Tele. Auch eine geschlossene Blende verkürzt die hyperfokale Distanz. Das liegt an der Formel mit der sich diese Entfernung berechnet.
Du musst aber Gott sei Dank nicht zum Mathematiker werden, denn es gibt Tabellen und Apps, die diese Berechnung für dich übernehmen. Empfehlen kann ich PhotoPills (iOS/ Android), da sich mit dieser App auch andere Dinge wie Sonnenstand, Mondphasen, die Lage der Milchstraße und Belichtungszeiten mit Filtern abfragen lassen.
Außerdem verspreche ich dir, dass du mit der Zeit ein Gefühl dafür bekommen wirst, wie weit du dich von deinem Vordergrund entfernen musst, um sowohl ihn als auch die Szenerie im Hintergrund scharf zu bekommen!
Autofokus Single oder Continuous?
Beim Autofokus gibt es normalerweise 2 Modi AF-C und AF-S sowie eine Automatik. Die Automatik lässt du am besten weg, denn es macht durchaus Sinn selbst zu entscheiden, ob man sich für den statischen Einzelbildfokus oder den dynamischen Verfolgungsmodus entscheidet.
Bei der Landschaftsfotografie arbeitest du zu 99% mit unbeweglichen Motiven, die keine Schärfenachführung benötigen. Daher wählst du für Landschaftsaufnahmen in den Einstellungen immer den Einzelfeldfokus AF-S und legst das Fokusmessfeld dorthin, wo du es haben möchtest.
Wichtigster Landschaftsfotografie Tipp: Die Bildgestaltung
Neben den richtigen Einstellungen ist ein durchdachter Bildaufbau die halbe Miete für ein perfektes Landschaftsfoto. Perspektive, Anordnung der Motive und Blickwinkel machen oft aus einer durchschnittlichen Aufnahme ein großartiges Foto.
Einer der wichtigsten Tipps für bessere Landschaftsbilder ist daher, dass du dir Zeit für Motivwahl und Bildkomposition nehmen solltest!
Motivwahl
Bevor du dir über die gestalterischen Grundregeln den Kopf zerbrichst, musst du natürlich ein Motiv auswählen. Allerdings tragen viele gestalterische Faktoren dazu bei, ob dein Foto schließlich langweilig oder mitreißend wirkt. Schon allein der Wechsel der Perspektive oder des Blickwinkels kann einen entscheidenden Unterschied für das finale Bild machen.
Es ist auch wichtig, dass du dich auf ein Motiv im Foto konzentrierst. Ein Eyecatcher in einer Landschaft, wie ein richtig positionierter Baum oder Stein, kann dein Bild spannend machen, zu viele Motive hingegen machen das Foto unruhig und lassen es überladen wirken.
Weniger ist daher bei der Fotografie von Landschaften meistens mehr!
Perspektive
Die meisten Menschen fotografieren automatisch aus der vertrauten “Ich-Perspektive”. Dies führt allerdings nur selten zu außergewöhnlichen Fotos. Viel spannender ist es, den gewohnten Blickwinkel zu verlassen und Bilder aus ungewöhnlichen Perspektiven zu knipsen. Geh doch einmal in die Knie oder lege dich auf den Bauch, um den Boden als Vordergrund einzubauen oder eine Spiegelung in einer Pfütze einzufangen.
Sehr spannend für den Bildaufbau kann auch der Blick aus einer erhöhten Position sein oder überhaupt die Kamera nach oben zu richten.
Immer in Bewegung bleiben, die Perspektive zu wechseln und kreative Blickwinkel auszuprobieren zählt zu meinen wichtigsten Tipps für bessere Fotos. Wechsle auch zwischen Quer- und Hochformat und probiere verschiedene Bildausschnitte aus.
Die Drittel-Regel in der Fotografie
Die Drittel-Regel beruht im weitesten Sinne auf den Grundlagen des Goldenen Schnitts. Schon die alten Griechen benutzten diese Formel, um ihren Gebäuden harmonische Proportionen zu verleihen und auch in der Fotografie können wir uns die Lehre des Goldenen Schnitts bzw. die daraus abgeleitete Drittel-Regel zu Nutze machen.
Indem du das Bild gedanklich vertikal und horizontal drittelst, entstehen neun gleich große Flächen und vier Schnittpunkte. Versuche nun dein Hauptmotiv in einem der vier Schnittpunkte zu positionieren, anstatt im mittleren Rechteck. So entsteht ein harmonisches Bild, das ein Betrachter gerne ansieht.
Wenn du einen spannenden Himmel hast, sollte dieser – wie im Beispiel oben – etwa 2/3 des Bildes einnehmen. Ist der Himmel zu vernachlässigen und die Landschaft der Eyecatcher im Foto, sollte es genau umgekehrt sein. Auf keinen Fall empfiehlt es sich, den Horizont genau mittig zu setzen, das macht das Bild kurz gesagt einfach nur fad. Eine Ausnahme dieser Regel im Bildaufbau ist Symmetrie. Achte außerdem darauf, dass die Horizontlinie gerade ist, ein schiefer Horizont hat schon so manches Bild ruiniert.
Tipp: Viele Kameras können diese Hilfslinien im Sucher oder Kameradisplay einblenden, schlage einfach im Handbuch nach oder klick dich durch das Menü, Stichwort „Gitternetzlinien“.
Blickrichtung
Wenn du Menschen oder Tiere in deine Landschaftsbilder einbaust, solltest du darauf achten, dass diese immer in das Bild hinein schauen. Das Foto oben würde lange nicht so gut wirken, wenn das Auto andersrum geparkt gewesen wäre und somit aus dem Bild hinausschauen würde.
Tipp: In unseren Breiten, wo wir von links nach rechts lesen, ist es hinsichtlich Blickführung außerdem zu empfehlen, die Person oder das Objekt im linken Drittel zu platzieren und nach rechts in das Bild hinein schauen zu lassen.
Linien
Strukturen und Linien kann man als Landschaftsfotograf bewusst einsetzen, um den Blick des Betrachters in das Bild zu führen oder auf das Hauptmotiv zu lenken. Sie sind aber nicht nur richtungsweisend, sondern verleihen deinem Bild auch Tiefe und Dynamik und sorgen für Ordnung in deinen Fotos.
Die Linienführung erfolgt im Idealfall von außen in das Bild hinein, so dass man fast automatisch mit den Augen folgt. Linien können künstlich angelegt sein, wie im Fall von Straßen, Bahngleisen oder Wegen, aber auch durch natürlich entstandene Strukturen in der Landschaft, wie Baumreihen oder Steinformationen, lässt sich der Blick bewusst lenken.
Symmetrie
Symmetrie steht etwas im Gegensatz zu der Drittelregel, die ich dir gerade gepredigt habe. Aber Regeln sind in der Fotografie auch da, um gebrochen zu werden und Symmetrie ist ein ganz wesentlicher Grund dies zu tun. Symmetrisch bedeutet “spiegelbildlich gleich” und wird vom Auge als sehr harmonisch wahrgenommen.
Symmetrie ergibt sich bei Landschaftsbildern sehr oft in Verbindung mit Reflexionen, die wir im nächsten Punkt behandeln werden. Manchmal findet man Symmetrie aber auch in der Natur selbst, wie das Beispiel dieses Lavendelfelds zeigt.
Reflexionen
Ich bin süchtig nach Reflexionen. Spiegelungen festhalten ist nach dem Fotografieren mit Graufilter meine liebste Spielerei in der Landschaftsfotografie und dafür lege ich mich auch gerne mal sprichwörtlich in den Dreck. Besonders faszinierend finde ich unauffällige Spiegelungen in Pfützen oder kleinen Tümpeln, die viele Leute einfach übersehen würden.
Wie wir bereits im vorherigen Punkt besprochen haben, sind Reflexionen oft auch ein Garant für Symmetrie. Ich würde fast sagen, dass man Symmetrie in der Landschaftsfotografie am häufigsten in Form einer Spiegelung findet.
Das Foto aus der überfluteten Salzwüste Salar de Uyuni in Bolivien bei Sonnenuntergang ist ein Paradebeispiel für die äußerst fotogene Kombination von Symmetrie und Reflexion. Bei diesem Foto stört es auch nicht, dass der Horizont entgegen der Drittelregel (fast) in der Mitte des Bildes liegt.
Rahmen
Natürliche Rahmen betonen dein Hauptmotiv und lenken den Blick in die richtige Richtung. Oft sind es Bäume oder Zweige, die einen Rahmen bilden, manchmal kann man aber auch durch ein Fenster fotografieren oder wie im folgenden Foto eine Mauer zum Einrahmen des Bildes nutzen. Sei aufmerksam und nutze solche Gelegenheiten, um dein Bild interessant zu gestalten und es aus der Masse der durchschnittlichen Landschaftsfotos hervorzuheben.
Vordergrund
Das Thema “Vordergrund” habe ich bereits im Kapitel “Objektiv” angesprochen. Speziell wenn du mit einem Weitwinkelobjektiv fotografierst ist ein interessanter Vordergrund essentiell für ein gutes Foto. Im Idealfall lenkt der Vordergrund das Auge des Betrachters Richtung Hauptmotiv und verleiht dem Bild mehr Tiefe.
Als Vordergrund eignen sich Steine, Blumen oder Büsche, aber auch Objekte oder sogar Menschen und Tiere können als Vordergrund in Szene gesetzt werden.
Entgegen der landläufigen Meinung muss ein Vordergrund meiner persönlichen Ansicht nach auch nicht immer scharf sein. Ja, die Grundregel lautet, dass ein sehr gutes Landschaftsbild von vorne bis hinten knackscharf sein soll. Doch da sind wir wieder bei der Aussage, dass Regeln auch mal gebrochen werden können!
Ich finde, dass auch Landschaftsbilder vom Spiel mit Schärfe und Unschärfe profitieren können, wie man auf der Aufnahme von dem Mohnfeld oben und dem nächsten Bild, das beim Fotografieren der Lavendelblüte in der Provence entstand, sehen kann.
Daher einer meiner liebsten Tipps: Ruhig auch einmal die Blende öffnen und ein wenig herumexperimentieren! Achja, und – siehe unten – Landschaft gerne auch mal im Hochformat fotografieren!
Relation & Größenvergleich als Stilmittel in der Fotografie
Die Kraft und Stärke der Natur kann man gut betonen, indem man das Motiv in Relation zu einem Objekt oder einer Person setzt. Säße ich auf dem Foto unten nicht neben dem Wasserfall, würde er eher wie ein kleines Rinnsal wirken, da es im Bild an geeigneten Anhaltspunkten für einen Größenvergleich fehlt.
Das Licht
Fotografieren heißt übersetzt “Malen mit Licht” und so ist es kein Wunder, dass die richtige Lichtstimmung und das Beachten der Lichtrichtung ein essenzieller Bestandteil eines guten Fotos sind. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass das Abdrücken zur falschen Tageszeit ein Bild komplett ruinieren kann. Vor allem die grelle Mittagssonne sorgt für harte Schatten und flaue Farben.
Der richtige Umgang mit Licht ist das i-Tüpfelchen für schöne Landschaftsbilder und zählt daher zu meinen wichtigsten Fototipps!
Die goldene Stunde
Das beste Licht hast du am frühen Morgen nach Sonnenaufgang und in den Abendstunden kurz vor Sonnenuntergang. In der sogenannten goldenen Stunde wird die Landschaft sprichwörtlich in ein warmes, goldenes Licht getaucht, was für satte, intensive Farben und schöne Schatten sorgt. Solche Bilder benötigen erfahrungsgemäß nur noch ein Minimum an Fine-Tuning am Computer.
Die blaue Stunde
Auch die blaue Stunde nach Sonnenuntergang ist bei Fotografen sehr beliebt. In diesem kurzen Zeitfenster färbt sich der Himmel intensiv blau, was besonders in Kombination mit beleuchteten Gebäuden für tolle Kontraste und beeindruckende Farben sorgt. Um die blaue Stunde perfekt ausnutzen zu können, benötigst du allerdings auf jeden Fall ein Stativ, da das Umgebungslicht nicht mehr ausreicht, um freihändig fotografieren zu können!
Vor Sonnenaufgang findet auch eine blaue Stunde statt, wie das folgende Foto aus Patagonien beweist. Wer kein Problem damit hat, früh aus den Federn zu klettern, profitiert um diese Uhrzeit von herrlicher Ruhe und Ungestörtheit.
Das Wetter
Bevor ich zur Bildbearbeitung komme, möchte ich auch noch ein Wort zum Wetter verlieren. Viele Leute sind ja enttäuscht, wenn der Wetterbericht schlechte Bedingungen vorhersagt oder am Urlaubsziel einmal Regen angesagt wird.
Vollkommen zu Unrecht, denn vor allem Wolken am Himmel, im Idealfall welche, die sich stark bewegen, können ein Foto richtig spannend machen! Und Pfützen nach einem Regenguss bieten nicht selten coole Spiegelungen, die du kreativ für deine Bildgestaltung nutzen kannst (siehe auch Abschnitt “Reflexionen”!
Außerdem ist auch bei Schönwetter ein komplett blauer Himmel eher fad anzusehen. Ein paar weiße Wolken sorgen für Kontrast und Struktur und verleihen deiner Aufnahme eine gewisse Dynamik.
Nachbearbeitung deiner Landschaftsbilder
Zum Abschluss meiner Tipps für bessere Landschaftsfotos möchte ich noch kurz auf die Bildbearbeitung eingehen. Wie bereits mehrfach erwähnt ist es mir persönlich sehr wichtig, dass das Bild bereits so gut wie möglich aus der Kamera kommt und nur noch eine dezente Bearbeitung benötigt.
Das erreichst du mit den richtigen Kameraeinstellungen, dem optimalen Licht und einem durchdachten Bildaufbau. Trotzdem gibt es in der Nachbearbeitung noch ein paar Tipps und Tricks, um die Wirkung deines Bildes deutlich zu verbessern.
Ich habe dir ein Beispielfoto rausgesucht, anhand dessen ich dir meine Bearbeitungschritte in Adobe Lightroom zeigen werde. In der linken Bildhälfte siehst du das unbearbeitete RAW aus der Kamera, der rechte Teil zeigt das Endergebnis.
Fotografiere in RAW
Ich empfehle dir unbedingt im RAW-Format zu fotografieren. Beim RAW-Format handelt es sich quasi um ein digitales Negativ, in dem noch alle Bildinformationen enthalten sind. Anders als bei einem JPEG, das bereits in der Kamera komprimiert und optimiert wird, kannst du das Foto verlustfrei bearbeiten und zum Beispiel die Helligkeit anpassen oder den Weißabgleich verändern.
Fotografieren im RAW-Format bedeutet allerdings mehr Arbeit für den Fotografen, denn eine RAW-Datei MUSS zumindest in den Grundzügen entwickelt werden, sonst sieht sie im Vergleich zum JPEG ziemlich mau aus (siehe auch oben). Wer RAW fotografiert, kommt also um Bildbearbeitung nicht herum, dafür stehen fast unendliche Möglichkeiten offen. Selbst Fehler in den ursprünglichen Kameraeinstellungen können noch bis zu einem gewissen Grad korrigiert werden.
Vorlagen & Kamera Profile
Ich persönlich starte nach dem Import der Landschaftsbilder zuerst mit den Kamera-Profilen und Vorlagen. Lightroom spielt automatisch das Format “Adobe Standard” auf die Bilder, was ziemlich flau wirken kann, wenn man eher kräftige Farben gewohnt ist. Ich persönlich bevorzuge die Einstellung “Kamera Standard”, die gefühlsmäßig am ehesten dem entspricht, was ich auf dem Display sehe.
Wie so Vieles ist aber auch diese Einstellung Geschmackssache, manche bevorzugen kräftigere Farben, andere mögen es eher dezent. Tipp: Probiere einfach verschiedene Profile und Bildstile aus und schaue, welche Einstellungen am ehesten deiner Vorstellung entsprechen.
Objektiv Korrekturen
Im zweiten Schritt gehe ich zum Punkt “Objektivkorrekturen” und aktiviere diese. Dadurch werden objektivbedingte Verzerrungen und Vignettierungen automatisch entfernt. Aber Achtung, mit dieser Anpassung gehen die typischen Charakteristika einer Linse verloren. Schau dir daher an, ob dir das Bild mit oder ohne Korrektur besser gefällt.
Ausrichtung
Nach den Objektivkorrekturen erfolgt unter “Transformieren” die Ausrichtung. Stürzende Linien werden hier korrigiert und der Horizont in 95% der Fälle automatisch begradigt. Klappt es nicht ganz, korrigiere ich manuell mit dem Freistellungswerkzeug. Dort kann ich, wenn gewünscht, auch den Bildausschnitt anpassen, denn manchmal wirkt ein Foto nach dem Beschneiden deutlich harmonischer.
Schärfen
Das Schärfen erfolgt bei mir automatisch, da ich die Bilder mit einer Importvorlage importiere, die das Schärfen bereits beinhaltet. Ich maskiere immer auf 90%, so dass nur noch die Konturen nachgeschärft werden, was deutlich natürlicher wirkt. RAW-Dateien müssen ausnahmslos immer nachgeschärft werden!
Weißabgleich
Im nächsten Schritt passe ich den Weißabgleich an. Der automatische Weißabgleich der Kamera liefert in den meisten Fällen gute Ergebnisse, doch gerade bei Nachtaufnahmen und bei Fotos mit schwierigen Lichtverhältnissen muss man ihn manchmal anpassen. Wer lieber kühle Farben mag, zieht den Regler nach links (niedrigere Kelvin), wer warme Farben bevorzugt, wählt eine höhere Kelvin-Zahl, in dem er den Regler nach rechts schiebt. Tendenziell bevorzugen die Betrachter eher etwas wärmere Farben.
Beim Foto oben entspricht der Weißabgleich dem automatischen Weißabgleich der Kamera.
Farben und Kontraste
Sind die Grundeinstellungen erledigt, korrigiere ich wenn nötig die Belichtung und passe Farben und Kontraste an. Ich mag kräftige, satte Farben, möchte aber nicht, dass mein Bild zu einem kitschigen Kunstwerk wird. Daher ist hier Fingerspitzengefühl gefragt. Durch die sanfte Erhöhung der Klarheit bringe ich schlussendlich mehr Struktur in das Foto und hebe bei diesem Beispiel vor allem die Landschafts mit Wald und Bergen besser hervor.
Radial- und Verlaufsfilter
Ganz zum Schluss verpasse ich dem Himmel noch einen Verlaufsfilter und dunkle ihn ein wenig ab (= Polfilter Effekt). Bei einem Foto mit Wolken kannst du so auch die Konturen besser herausarbeiten und so für mehr Dramatik sorgen.
Tipp: Auch über die Blau-Luminanz kannst du das Blau des Himmels verstärken, allerdings solltest du auch mit diesem Regler nicht übertreiben und die Einstellungen mit Bedacht vornehmen!
Das sind für mich persönlich die wichtigsten Schritte in der Bildbearbeitung mit Lightroom. Natürlich ist Adobe Lightroom ein mächtiges Tool, das fast unendlich viele Möglichkeiten bietet deine Bilder zu personalisieren und mit einem eigenen Bildstil zu versehen. Ich persönlich stehe allerdings nicht so auf die pastellfarbenen Presets, sondern bevorzuge Farben, die dem Original möglichst nahekommen. Von daher reichen diese Bearbeitungsschritte für 98% meiner Bilder aus.
Zusammenfassung der wichtigsten Landschaftsfotografie Tipps und Tricks
So machst du gute Landschaftsaufnahmen mit Wirkung:
- Recherchiere und besichtige vorab den Standort
- Nimm sowohl Weitwinkel– als auch Teleobjektiv mit
- Setzte den ISO-Wert auf 100/200
- Schließe die Blende (oder öffne sie bewusst!)
- Nutze ein stabiles Stativ
- Schalte beim Fotografieren mit Stativ den Bildstabilisator aus
- Aktiviere die Spiegelvorauslösung (DSLR)
- Löse am Stativ mit Selbst– oder Fernauslöser aus
- Nutze Filter für spannende Effekte
- Halte deine Ausrüstung sauber
- Achte auf das Licht (goldene oder blaue Stunde etc.)
- Finde eine ungewöhnliche Perspektive
- Nimm der Zeit für die Bildkomposition (der goldene Schnitt, Linien, Ebenen, Rahmen…)
- Baue einen Vordergrund in deine Bilder ein
- Mache dich mit der hyperfokalen Distanz vertraut und Setze den Fokus korrekt
- Keine Angst vor schlechtem Wetter!
- Fotografiere in RAW
- Verleihe deinen Fotos in der Nachbearbeitung den letzten Schliff
Wie du siehst entsteht ein gutes Landschaftsbild selten zufällig, sondern benötigt eines an Vor- aber auch Nachbereitung. Es ist das perfekte Zusammenspiel aus Ideen, Recherche, Equipment, Bildkomposition, Einstellungen und Nachbearbeitung, das am Ende zu einem großartigen Landschaftsfoto führt.
Ich hoffe, dass dir meine umfassenden Landschaftsfotografie Tipps gefallen haben und du inhaltlich einiges für dich mitnehmen konntest. Natürlich gilt auch für Landschaftsfotografen “Übung macht den Meister”, weshalb ich dir rate so oft wie möglich mit der Kamera loszuziehen, um das Auge zu schulen und das Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren zu verstehen!
Fehlt in diesem Tutorial eine wichtige Information? Lass mich in den Kommentaren wissen, was deine besten Tipps für großartige Landschaftsbilder ist oder was in deiner Ausrüstung nicht fehlen darf!
5 Comments
Hi Lisa,
finde Deinen Block ganz prima und inspirierend und bin froh dass ich Dich bei der Suche nach einer interessanten Fotoreise im Netz gefunden habe. Ich habe mich für eine Reise entschieden und mich für die Patagonientour im Februar 2010 angemeldet.
Es wäre nett wenn Du mich rechtzeitig informierst ob sie auch zustande kommt, damit ich besser planen kann.
Herzliche Grüße
Jörn
Lieber Jörn,
ich freue mich, dass du dabei bist und habe dir schon gemailt! Liebe Grüße Lisa
Hallo Lisa,
eine tolle und umfassende Erklärung auf dem Weg zu guten Landschaftsfotos. Das ganze wird auch noch mit hervorrgenden Landschaftsbildern untermauert.
Danke für die vielen Tipps.
LG
Bernd
Hallo Lisa,
ich bin vor einiger Zeit auf deinen Blog gestoßen und finde diesen sehr gelungen und informativ. Ich konnte schon viele Anregungen aufnehmen und möchte diese, insbesondere die der Nachtfotografie, in den bevorstehenden Weihnachtstagen umsetzen. Dazu habe ich allerdings noch eine Frage.
Du schreibst in vielen Beiträgen, dass man bei Verwendung eines Stativs den Bildstabilisator ausschalten soll. Jetzt gleicht aber der Bildstabilisator die Bewegung des Fotografen aus. Was passiert eigentlich, wenn es etwas windig ist? (Ich habe zwar ein großes uns Stabiles Stativ und hänge zur Beschwerung auch noch den Rucksack dran, aber geringfügige Bewegungen sind dann trotzdem noch vorhanden.) Ist dann nicht doch der Bildstabilisator hilfreich oder muss es absolut windstill sein?
Danke Roland
Hallo Roland,
Danke für deinen Kommentar! Also bezüglich Wind, normalerweise sollte bei „normalem“ Wind keine Erschütterung mehr am Stativ zu spüren sein, wenn es halbwegs stabil und zusätzlich noch beschwert ist. Anders schaut das zB in Patagonien aus, wo der Wind echt pfeift. Ich drehe dann den Stabi teilweise wieder an und schau mir das Ergebnis in der 100% Ansicht an. Allerdings sind das wirklich Ausnahmesituationen. Generell folge ich der Regel: Stabi am Stativ aus! Falls du dir unsicher bist, spricht ja auch nichts dagegen, ein Foto mit und ein weiteres ohne zu machen und dann zu Hause am Computer zu beurteilen.
LG
Lisa